Ausgaben für Ausländer: Verbesserte Struktur bei Behörde

Auf bessere Orientierung, schnellere Bearbeitung und gezieltere Betreuung setzt die Stadt mit der Neuorganisation der Ausländerbehörde. Ab sofort ist sie in Kraft mit persönlicher Ansprache aller Kundinnen und Kunden am Eingang sowie danach getrennten Bereichen für schnellen Service und ein ausführliches Fallmanagement.
„Es ist uns außerordentlich wichtig, dass sich die Menschen dort, wo sie auf die Verwaltung der Universitätsstadt Marburg treffen, willkommen fühlen“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zur neuen Struktur des eigens geschaffenen Empfangsbereichs der Ausländerbehörde an der Frauenbergstraße. In der Vergangenheit hatte die Ausländerbehörde mit Engpässen zu kämpfen aufgrund von gestiegenem Publikumsandrang, veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen und einer Besetzung der aufgestockten Stellen, die angesichts dessen nicht immer so schnell erfolgte, wie gewünscht.
Von sieben auf rund 15 Stellen inklusive Fachdienstleitung hat die Stadt die Ausländerbehörde ausgeweitet. Ein Büroraum nach dem anderen kam dazu.
Die Fallzahlen, die in Marburg bearbeitet werden, stiegen seit 2011 um fast 70 Prozent auf rund 9.000 Fälle Ende 2016. Die Vorsprachen verdoppelten sich im gleichen Zeitraum auf fast 19.000; und die Dauer der einzelnen Vorsprache ist deutlich länger geworden.
Das liegt zum einen an der bundesweiten Einführung des elektronischen Aufenthaltstitels (eAT) im September 2011. Dabei handelt es sich um eine Chip-Karte mit biometrischen Daten, die jede Person vom Kleinkind bis zum alten Menschen bekommt und die zentral in der Bundesdruckerei erstellt wird. Die Karte muss bei einem ersten Termin in der Behörde mit der biometrischen Datenaufnahme persönlich beantragt und bei einem zweiten Termin Wochen später persönlich abgeholt werden.
Zum anderen haben die steigende Zahl von Austauschstudenten, ausländischer Studierender sowie des wissenschaftlichen Personals der Philipps-Universität aus dem Ausland, der plötzliche Anstieg der Flüchtlingszahlen seit 2014 sowie die nahezu quartalsmäßige Änderung der gesetzlichen Regeln des Aufenthaltsrechts in den vergangenen Jahren zur Verschärfung der Situation beigetragen. Letztlich gipfelte das in Zuständen, die nicht nur von Betroffenen als unzumutbar kritisiert wurden.
Durch die neue Struktur werden sich die Abläufe in der Ausländerbehörde entscheidend verbessern. In dieser Erwarrtung sind sich Spies und Regina Lang einig. Lang ist Leiterin des Fachbereichs Öffentliche Sicherheit und Ordnung, zu dem die Ausländerbehörde gehört.
„Für uns ist heute ein besonderer Tag“, sagte Lang, als die ersten Kunden an die neue Informationstheke traten. Anders als bisher wird hier nun jede Person, die in der Behörde ankommt, persönlich angesprochen und nach ihrem Anliegen gefragt.
„So können wir gleich feststellen, ob sie zum Beispiel nur eine Adressänderung anzeigen wollen“, erklärte Lang. „Ddas geht schnell. Dafür braucht man nicht im Wartebereich des Fallmanagements zu sitzen.“
Zudem wird am Eingang geprüft, ob die Kunden alle notwendigen Unterlagen dabeihaben oder ob sie bei der Ausländerbehörde der Stadt überhaupt richtig sind. „Es kam vor, dass Menschen hier warten, und wenn sie drankommen, stellte sich heraus, dass sie zum Beispiel in Heskem wohnen und deshalb zur Behörde des Landkreises mussten“, berichtete Lang. Das wird nun verbessert.
Zweite große Neuerung in der Organisation sind die beiden getrennten Bereiche, in die die Kunden vom Empfang hin weitergeleitet werden: Wer lediglich einen fertigen Aufenthaltstitel und Reiseausweis abholen oder eine Adressänderung auf seinen Dokumenten verzeichnet haben will, wird in den zwei zusätzlichen Büros des neuen Servicebereichs im Erdgeschoss bedient. Die Mitarbeiter in den Büros im Obergeschoss sind für das Fallmanagement zuständig.
Bei ihnen werden Aufenthaltstitel und -gestattungen, Duldungen und Reiseausweise beantragt oder verlängert. Dort gibt es Hilfe zu Visa- und Aufenthaltsfragen, Berechtigungen für Integrationskurse werden geprüft, Bescheinigungen ausgestellt und vieles mehr. Die neuen Sprechzeiten für beide Bereiche sind Montag, Mittwoch und Freitag von 8 bis 12 Uhr sowie Donnerstag von 14.30 bis 18 Uhr.
„Die Vorsprache hier im Fallmanagement kann schnell gehen“, berichtete Susann Engler von der Ausländerbehörde. „Kommt aber eine ganze Großfamilie zusammen oder sind komplizierte Fragen zu klären, kann das aber auch eineinhalb Stunden in Anspruch nehmen.“
Engler arbeitet seit elf Jahren in der Ausländerbehörde. Ihren Job findet sie „klasse“.
„Wir sind ein super Team“, sagte sie. Außerdem gefällt ihr der Kontakt mit anderen Menschen, Lebenssituationen und Kulturen.
„Man schaut über den eigenen Tellerrand hinaus; das ist gut“, betonte sie. Durch die neue Organisationsstruktur erhofft sie sich einen besseren Service für die Menschen, die zur Behörde kommen. „Wir wollen die Willkommenskultur hier wirklich leben“, bekräftigte Engler.
Das gilt auch für Katharina Bahr. Die junge Frau hat im Sommer ihre Ausbildung bei der Universitätsstadt Marburg erfolgreich abgeschlossen und ist sehr froh, eine Stelle in der Ausländerbehörde bekommen zu haben. Sie arbeitet als eine von vier Kolleginnen und Kollegen im neuen Servicebereich und erlebt gerade „eine richtige Aufbruchsstimmung: Alle ziehen mit. Das ist richtig toll.“
Ab Oktober wird die Ausländerbehörde zudem enger mit dem Fachdienst Asyl und der Koordinationsstelle Flüchtlingswesen zusammenarbeiten. Als Fachdienst „Migration und Flüchtlingshilfe“ wird sie angesiedelt im neuen Fachbereich „Zivilgesellschaft, Migration und Kultur“. „Diese Kooperation wird die Situation noch weiter verbessern“, hofft der Oberbürgermeister.

* pm: Stadt Marburg

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