Begegnung und Begeisterung: Besuch aus Partnerstädten in Marburg

Festakt

Nadine Bernshausen und Dr. Thomas Spies bekommen von der Delegation aus Sfax Geschenke überreicht. (Foto: Laura Schiller)

„112 Jahre gemeinsame Geschichte und Freundschaft verbinden unsere Städte miteinander“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Er begrüßte Delegationen der Partnerstädte Sfax, Poitiers und Eisenach.

Eingetroffen waren sie, um das langjährige Bestehen ihrer Partnerschaften mit der Stadt Marburg zu feiern. Mit Sfax in Tunesien ist die Stadt Marburg über 50 Jahre verbunden. Damit ist sie eine der wenigen deutschen Städte mit einer Partnerstadt im arabischen Raum.

Mit Poitiers in Frankreich besteht die Verbindung sogar schon seit über 60 Jahren, damit war sie eine der ersten deutsch-französischen Partnerschaften nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Verbindung mit der Stadt Eisenach geschah vor 34 Jahren, in einer Zeit, in der Deutschland noch getrennt war.

In einem Festakt am Freitag (10. Juni) im Erwin-Piscator-Haus (EPH) durften sich Repräsentanten der Partnerstädte in das Goldene Buch der Stadt Marburg eintragen. „Es freut mich sehr, dass wir unsere Partnerschaften durch unsere Kontakte, gegenseitigen Besuche und Begegnungen so wunderbar mit Leben füllen“, sagte Bürgermeisterin Nadine Bernshausen.

Mit der französischen Partnerstadt besteht seit vielen Jahren ein – laut Spies – „legendärer“ Schüleraustausch mit der Martin-Luther-Schule. Poitiers‘ Bürgermeisterin Léonore Moncond’huy berichtete, dass sie erst vor einigen Wochen Marburger Schülerinnen und Schüler im Rathaus empfangen habe.

Auch erwähnte sie das ZukunftsLab, bei dem sich Studierende aus Marburg, Poitiers und Sfax unter dem Thema „sister cities of equality“ („Schwesterstädte für Gleichberechtigung“) in der vorangegangenen Woche in Marburg getroffen hatten. „Diese gemeinsame Arbeit bettet sich ein in eine europäische Arbeit, und unsere beiden Städte sind ganz von Herzen von der europäischen Idee überzeugt“, sagte Moncond’huy. „Auch ist es wichtig, damals wie heute in diesem europäischen Kontext gemeinsam an diesen Themen zu arbeiten.“

Sie stellte die Wichtigkeit heraus, sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen. Die Jugend müsse dabei in die europäische Arbeit miteinbezogen werden. „So können wir jeden Tag Frieden gestalten, was uns viel Freude bereitet“.

Auch der Repräsentant Mohamed Lazhar Hseini aus Sfax berichtete begeistert vom ZukunftsLab. „Als die Delegation wieder in Sfax eingetroffen ist, wurden sofort die Ärmel hochgekrempelt und sich an die Arbeit gemacht“, sagte er. Er betonte die Wichtigkeit der Forschung an Gleichberechtigung gerade für die Frauen in Tunesien.

Des Weiteren lobte Hseini den großen Einsatz der Zivilgesellschaft. Das Engagement der Bevölkerungen bringe die Partnerstädte näher zusammen.

Prof. Dr. Albrecht Fuess vom Freundeskreis Marburg-Sfax ließ ebenfalls die „aufheizte Stimmung“ des ZukunftsLabs anklingen. Begeistert habe die weibliche Delegation aus Sfax sich an die Arbeit gemacht. Er freute sich, dass auf diesem Wege Städtepartnerschaften zur Völkerverständigung beitragen. „In Marburg gibt es immer einen Platz im Herzen für Sfax“, sagte er.

Spies betonte zudem die Wichtigkeit der Freundschaft zu einer Stadt im arabischen Raum. „Denn während die Verantwortungslosen, die Herzlosen, die Zerstörer, die seit vielen Jahren von verschiedenen Seiten versuchen, Barrieren zwischen Europa und dem arabischen Raum aufzubauen, ist es umso wichtiger, dass wir durch persönliche Begegnungen, Freundschaft und gerade durch kulturellen Austausch dafür sorgen, dass die Menschen einander verstehen, einander mögen, und dazu beitragen, dass wir alle in der Welt immer friedlich und freundlich zusammenleben.“

Francoise Mühlberger von der Deutsch-Französischen Gesellschaft Marburg kündigte außerdem eine Ausstellung über die französische Geschichte in Marburg an. In einer Galerie in Weidenhausen wird die Geschichte von den Hugenotten bis heute zurückzuverfolgen sein. Nachvollziehen könne man das zum Beispiel anhand der Brüder Grimm, die aus Frankreich überlieferte Märchen aufgeschrieben haben, sowie an Jérôme Bonaparte. Der kleine Bruder von Napoleon verhinderte, dass die Universitäten Gießen und Marburg zusammengelegt werden.

„Freundschaft und Kooperation schaffen Frieden“, machte Spies deutlich. Nur so könne man voneinander lernen, miteinander arbeiten, und sich gemeinsam den „größten Herausforderungen unserer Zeit“ annehmen.

*Laura Schiller

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