Jüdisches Leben: Ausstellung mit virtueller Synagoge

Eine Ausstellung gibt Einblicke in jüdisches Leben heute. Zudem gibt es eine Erlebnisreise ins 14. Jahrhundert mit VR-Brille.
Im Jubiläumsjahr „Marburg800“ widmet sich die Stadt auch dem jüdischen Leben in Marburg. Eine Ausstellung der Religionskundlichen Sammlung der Philipps-Universität zeigt ab Dienstag (24. Mai) das Judentum in der Universitätsstadt heute. Eine Reise in die Vergangenheit ermöglicht die virtuelle Realität.
Die Firma „Inosoft“ hat die alte Synagoge digital erlebbar gemacht. VR-Brillen für die Zeitreise können am Markt 23 ausprobiert werden.
„Zum Stadtjubiläum wollen wir uns mit Gegenwart und Zukunft beschäftigen, aber auch in die Vergangenheit schauen“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Denn auch die Zukunft beginnt mit dem Erinnern, das gleichzeitig das eigene Selbstverständnis prägt. Einen besonderen Schwerpunkt legen wir zu Marburg800 auf das Judentum und widmen diesem eine eigene Ausstellung.“
Die Ausstellung „Jüdisches Leben in Marburg: Erinnern schafft Identität“ im Rathaus ist einer der zentralen Programmpunkte zum Stadtjubiläum. Sie ist von Dienstag (24. Mai) bis Mittwoch (24. August) zu sehen. Die Ausstellung gibt anhand von Objekten, Fotos, Interviewausschnitten und Audiomaterialien Einblick in Lebensgeschichten und die gelebte Vielfalt des Judentums in Marburg.
Sie porträtiert neun Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Marburg anhand von Gegenständen aus dem Lebensalltag oder dem jüdischen Ritus. Etwa mit einem Schachbrett und einem Schabbatlicht werden jeweils sehr persönliche Bezüge zum Judentum gezeigt.
Entstanden ist die Ausstellung unter inhaltlicher Federführung der Religionskundlichen Sammlung der Philipps-Universität. Wie Kuratorin Dr. Susanne Rodemeier betont, war die Verwirklichung nur durch die enge Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde und der Stadt Marburg möglich. Zusätzliche Förderung kam von der Szloma-Albam-Stiftung und der Hessischen Kulturstiftung.
Feierlich eröffnet wird „Jüdisches Leben in Marburg: Erinnern schafft Identität“ am Dienstag (24. Mai) um 18 Uhr im Rathaus. Die Ausstellung wird von einem Kulturprogramm begleitet, das am Freitag (24. Juni) im Rahmen der „Nacht der Kunst“ mit Gesprächen mit der Kuratorin Dr. Susanne Rodemeier startet.
Am Dienstag (28. Juni) findet um 19 Uhr im Rathaus ein Podiumsgespräch unter dem Titel „Jüdisches Leben: Vom Weggehen und Ankommen“ statt. Am Freitag (14. Juli) um 19 Uhr geht es in der Aula der Alten Universität mit Konzert und Vortrag des Pianisten und Musikwissenschaftlers Jascha Nemtsov weiter.
Teil der Ausstellung ist ein Ort für Begegnungen: Auf einem Sofa können Menschen zum Gespräch Platz nehmen. Dort wird am Montag (3. Juli) und Montag (31. Juli) die Kuratorin Dr. Susanne Rodemeier mit Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Marburg ins Gespräch kommen.
Weitere Termine werden kurzfristig angekündigt. Den Abschluss bildet am Mittwoch (24. August) um 18 Uhr im Rathaus der Abend „Judentum in Liedern und Texten“, mit Rezitationen und Gesang aus der jüdischen Welt.
In der Brüder-Grimm-Stube am Markt 23 gibt es in der Ausstellung „Stadtgeschichte*n“ als besonderes Erlebnis die „Virtuelle Synagoge“. Durch dieses „Marburg800“-Projekt der IT-Firma „Inosoft“ können Besuchende mit Virtual-Reality-Brillen in das 14. Jahrhundert eintauchen und die mittelalterliche Synagoge am Obermarkt in der damaligen Zeit erleben. Auf der Grundlage von alten Zeichnungen, Fotos der Ausgrabungsstätte und Hinweisen von Historiker*innen wurde das Gebäude maßstabsgetreu so nachempfunden, dass es mit einer Datenbrille nahezu real erlebbar ist.
So sind beispielsweise Marktgeräusche zu hören, wenn man bei flackerndem Kerzenschein das virtuelle Gotteshaus betritt. Durch das alte Gemäuer schreitend, gelangen die Besucher*innen zum Torahschrank und auf nie zuvor gesehene Weise wird die mittelalterliche Synagoge mit fast allen Sinnen wieder erfahrbar.
Die Idee, die in den 90er-Jahren bei Bauarbeiten entdeckte mittelalterliche Synagoge virtuell wieder aufzubauen, ist ein „Marburg800“-Projekt, das die Jubiläumsschwerpunkte „erinnern“, „erleben“ und „erfinden“ verbindet: „Der Gegenstand ist die Geschichte, die Methode die Zukunft, die Erfahrung die Gegenwart“, freute sich Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und lud alle zur Ausstellungseröffnung ein, bei der Inosoft-Vorstand Thomas Winzer und seine Mitarbeiter*innen auch die Erlebnisreise über Virtual-Reality-Brillen vorstellen werden.
Die Marburger IT-Firma hat als Sponsor die „Realität“ der „Virtuellen Synagoge“ entwickelt und stellt das Ergebnis der Marburger Stadtgesellschaft und allen anderen Interessierten unentgeltlich zur Verfügung. Ab Ende Mai liegen die Virtual-Reality-Brillen zum Ausprobieren am Markt 23 in der Ausstellung „Stadtgeschichten“ während der Öffnungszeiten Donnerstag bis Montag von 15 bis 19 Uhr bereit. Die Nutzung ist kostenlos.
Weitere Orte, an denen die VR-Brillen ausprobiert werden können, werden hinzukommen. Auch beim „Tischlein-deck-dich“ auf der gesperrten Stadtautobahn am Montag (5. Juni) sind die VR-Brillen zum Testen dabei.
Die Ausstellung „Jüdisches Leben in Marburg: Erinnern schafft Identität“ ist während der Öffnungszeiten des Rathauses, montags bis mittwochs von 7 bis 16 Uhr, donnerstags von 7 bis 18 Uhr und freitags von 7 bis 12.30 Uhr zu sehen. Führungen finden dienstags um 12 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen zur Ausstellung bekommen Interessieerte unter uni-marburg.de/NoSAv und zur Besichtigung der „Virtuellen Synagoge“ auf der Jubiläumshomepage www.marburg800.de.

* pm: Stadt Marburg

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