Der ländliche Raum ist ein Themenschwerpunkt von Carola Carius. Damit kandidiert sie zur Wahl am Sonntag (15. Mai) als Landrätin.
Für die Entwicklung des ländlichen Raums war Carius auch hauptberuflich im Regierungspräsidium (RP) Gießen tätig, bevor sie 2014 ins Hessische Wirtschaftsministerium wechselte. Dort hat sie sich vorrangig mit erneuerbaren Energien und innovativen Energietechnologien, insbesondere der Nutzung von Geothermie befasst. Der Ländliche Raum liegt der 57-jährigen Ingenieurin aber auch persönlich am Herzen.
In ihrem Heimatort Cölbe-Schönstadt engagiert sich die Kandidatin der Grünen in verschiedenen örtlichen Initiativen für das Gemeinwohl, für Geflüchtete und für den Umweltschutz. Zu diesen Projekten zählt auch der Dorfladen und ein elektro Car sharing Verein. „Notwendig ist aber auch ein zügiger Breitbandausbau und der flächendeckende Mobilfunkausbau, damit Homeoffice und mobiles Arbeiten auch auf dem Land attraktiv wird“, erklärt Carius. Als Landrätin möchte Carius den Ausbau erneuerbarer Energien wie Windkraftwerke, Solaranlagen und Geothermie schneller fördern. Zudem möchte sie Verbundprojekte unterstützen, bei denen Nachbarschaften sich beispielsweise zur gemeinsamen Nutzung von Energie oder zum Carsharing zusammenschließen. In Schönstadt hat sie solche Projekte bereits auf den Weg gebracht.
„Wichtig ist, dass niemand sich alleingelassen fühlt von der Politik“, erklärt Carius. Aus Frust entstünden sonst antidemokratische Ressentiments. „Das ist eine große Gefahr für die Demokratie“, warnt Carius. Notwendig sei deshalb auch eine solide soziale Sicherung. Insbesondere Kinder müssten ohne Ansehen ihrer Herkunft alle Bildungschancen erhalten, die die Gesellschaft ihnen bieten könne. Darum plädiert Carius für mehr Einsatz der Politik für Kinderbetreuung und eine gute Ausstattung der Schulen im Kreis.
Eine große Aufgabe sieht sie in den Menschen, die nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine in den Landkreis gekommen sind. „Das ist eine echte Kraftanstrengung und alle sind gefordert zu helfen“, meint Carius. „Enorm ist die Hilfsbereitschaft unserer Bevölkerung im Landkreis und die Aktivitäten, um die Ankommenden aufzunehmen, zu integrieren und ihnen eine Perspektive zu bieten.“
Dieses Engagement wolle sie als Landrätin auch „über die Langstrecke weiter unterstützen“, verspricht Carius. „Die Geflüchteten werden wohl länger – vielleicht mehrere Jahre – bleiben, weil der verbrecherische Krieg in der Ukraine sehr viel zerstört und unbewohnbar gemacht hat“, prognostiziert sie. „Zudem werden auch Viele gar nicht mehr dorthin zurück wollen oder können.“ Notwendig sei nun eine schnelle Umsteuerung weg von Öl und Gas hin zu Erneuerbaren Energien. „Die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas hat sich angesichts dieses Kriegs als fatal erwiesen“, stellt Carius fest. „Allerdings müssen wir planvoll umsteuern, damit wir die Wirtschaft in Deutschland nicht nachhaltig beschädigen.“
Ein wichtiges Anliegen ist ihr dabei die Förderung regionaler Wirtschaftsstrukturen. Das gilt sowohl für die Landwirtschaft wie auch für die industrielle Produktion. „Auch die Kreislaufwirtschaft sollte in erster Linie regional und erst dann überregional ausgerichtet sein“, erläutert sie. Neue Autostraßen möchte sie nicht mehr bauen. Der Bestand soll aus ihrer Sicht für alle Verkehrsteilnehmer optimiert und instand gehalten werden. Die Autobahn A49 allerdings sei bereits rechtssicher auf den Weg gebracht. Ein wichtiges Thema bleibe der Grundwasserschutz besonders in diesem Zusammenhang.
Ihre Kandidatur versteht Carius als Ankündigung, den Landkreis Marburg-Biedenkopf möglichst zügig klimafreundlich weiter zu entwickeln. Aus Carius Sicht hat die verstorbene und überaus beliebte Landrätin Kirsten Fründt gezeigt, dass weibliche Führung anders und erfolgreich ist. Carius rechnet sich durchaus eine Chance aus, Landrätin des Landkreises Marburg Biedenkopf zu werden. Von den 22 Kommunen im Landkreis werden derzeit nur zwei von Bürgermeisterinnen geführt. Das Wirken von Frauen muss ihrer Meinung nach sichtbarer werden.
* Franz-Josef Hanke