Geglückte Gründung: Marburgerin entwickelt intelligente Mülltrennung

Schülerteam "Separe"

Anna-Luisa Weil, Sophie-Louise Herrmann, Magnus Saurbier, Emma-Josephine Werner und Paulina Hedler (Fotografin: Teresa Feuerstein)

„Ich war ständig damit beschäftigt, Kaffee nachzukochen“, sagt Sophie-Louise Herrmann und lacht. Die 18-jährige Schülerin hat in den letzten Monaten viele Tage und Nächte mit ihren Freund*innen an einer Idee getüftelt.

Mit einem intelligenten Mülleimer hat es die Marburgerin zusammen mit Anna-Luisa Weil, Paulina Hedler, Emma-Josephine Werner und Magnus Saurbier ins Finale des bundesweiten Wettbewerbs „Startup Teens“ geschafft. Dabei handelt es sich um eine 2015 gegründete Non-Profit-Organisation, die jungen Menschen dabei hilft, ihre Ideen zu verwirklichen.
„Viele Jugendliche würden gerne gründen, wissen aber noch nicht, wie“, erklärt Mitgründer und Geschäftsführer Hauke Schwiezer. Um nachzuhelfen, veranstaltet „Startup Teens“ jährlich einen deutschlandweiten Wettbewerb. In sieben Kategorien können 14- bis 19-jährige Schülerinnen und Schüler teilnehmen und ihre Idee in einem Businessplan umsetzen.
Die fünf Freundinnen und Freunde von der Internatsschule „Schloss Hansenberg“ in Geisenheim stehen als Team „Separe“ in der Kategorie „Sustainability & Diversity“ im Finale, das am Freitag (24. September) online stattfindet. Pro Kategorie werden dabei 10.000 Euro Preisgeld für die Gewinnerteams vergeben.
„Wir haben einen Mülleimer entwickelt, der den Objekten die Müllsorten zuordnen kann“, erklärt Herrmann. „Man hält den Müll in eine Einbuchtung an der Vorderseite. Eine künstliche Intelligenz kann zuordnen, wie das Objekt entsorgt werden muss; und die entsprechende Klappe öffnet sich“, sagt die 18-jährige Marburgerin.
Die 2.380 Euro teure „SepaCAN“ erkennt also, ob es sich um Bio-, Rest- Papier- oder Verpackungsmüll handelt. Die Software dafür funktioniert bereits; sie muss nur noch etwas „üben“. Die SepaCAN ist – falls er auf den Markt kommt – für Kommunen bestimmt.
„Oft gibt es auf öffentlichen Plätzen nicht die Möglichkeit oder die Zeit, Müll ordentlich zu trennen“, erläutert die Marburgerin. Die junge Frau ist für die Finanzplanung zuständig.
„Das war zwar anstrengend, aber auch cool“, sagt sie. „Es ist schön, zu sehen, wenn es dann klappt.“
Nach dem Abitur, das sie in diesem Schuljahr ablegen möchte, will sie zunächst ein Jahr Pause machen, etwas reisen. Danach überlegt die Marburgerin, Psychologie zu studieren. In ihrer Freizeit ist sie sportlich und musikalisch aktiv, trifft Freunde und liest.
„Ich saß am Schreibtisch und hatte plötzlich einen Geistesblitz“, berichtet die 17-jährige Emma-Josephine Werner aus Haiger zum Ursprung der Idee. Mülltrennung war ihr wichtig, doch der Geistesblitz erschien ihr absurd.
„Aber es wurde mit dem Wettbewerb präsenter“, erklärt sie. „Plötzlich waren wir erfolgreich.“
Die Erkenntnis war: Es könnte funktionieren. Viele Leute waren interessiert.
Beim Deutschen Gründerpreis für Schüler konnten die fünf
damit schon den 2. Platz und 1.500 Euro gewinnen. Das Geld haben sie teilweise gespendet.
Doch nicht nur Erfolg, sondern auch Spaß kam mit dem Projekt. „Am meisten Spaß hat die Gruppenarbeit gemacht“, erinnert sich Herrmann. „Wir haben uns jeden Tag getroffen.“
Die junge Entwicklerin spricht vom Kaffeekochen; aber auch die nervigen Momente – Finanzplanung, Rechnerei und Verzweiflung – erwähnt sie. Immerhin haben sie schon etwa 300 Stunden an dem Projekt gearbeitet.
Am Ende bleibt noch die Frage, ob die SepaCAN wirklich auf den Markt kommt. „Wir benötigen 660.000 Euro Startkapital“, rechnet Herrmann vor. „Das ist für ein Schülerteam natürlich sehr viel“,
Dennoch hofft sie auf einen Erfolg: „Es wäre schon cool. Wir haben viele Monate rein investiert.“
Deshalb wollen die vier jungen Leute trotz der anstehenden Abiturprüfungen die SepaCAN weiterentwickeln und über die Gründung nachdenken. Und egal wie viel Kaffee noch gekocht wird, hat sich die Zeit gelohnt.

* Konrad Schröter

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