Unter dem Motto „Auf die Treppe, fertig, los!“ motivieren Stadt, Uni und Stadtwerke zum Treppenlaufen. Die Motivation dazu gibt es im Parkhaus Oberstadt.
„Läufst du schon oder fährst du noch?“ Diese Aufschrift trägt eines der insgesamt 20 Schilder und Sticker, die derzeit im Parkhaus Oberstadt am Pilgrimstein zu finden sind. Die Sprüche und Illustrationen sind Teil des Treppensteig-Projekts „Marburg. Geht doch!“, das die „Gesunde Stadt Marburg“, Studierende der Philipps-Universität und die Stadtwerke Marburg (SWM) im Rahmen eines Projektseminars der Universität ins Leben gerufen haben.
Sein Ziel ist, Bewegung in der Stadt Marburg zu fördern. „Nehme ich den Aufzug oder die Treppe?“ Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies erklärte dazu: „Diese simple Entscheidung zu treffen, fällt nicht unbedingt leicht.“
Der Oberbürgermeister ist selbst viel zu Fuß in Marburg unterwegs. „Vielen von uns ist bewusst, dass Bewegung gesund ist und wir uns mehr bewegen sollten“, erläuterte er. „Doch es fällt uns aus motivationstechnischen, zeitlichen oder anderen Gründen oft schwer, dies auch umzusetzen.“ Aus diesem Grund hängen im Parkhaus Oberstadt nun 20 Schilder und Sticker. „Die Schriftzüge sollen diejenigen, die können, dazu motivieren, die Treppen anstelle des Aufzugs zu benutzen und verdeutlichen dabei den Nutzen des Treppensteigens für die Gesundheit.“
Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Elke Neuwohner freute sich ebenfalls, dass die Aktion nun gestartet ist, da sie zu dem Projekt angestoßen hatte. „Treppensteigen ist eine gute Möglichkeit, etwas Sport im Alltag unter zu bringen“, erläuterte die Ärztin. „Gleichzeitig verkürzt es die Wartezeit derer, die auf die Aufzüge angewiesen sind.“
Fachdienstleiterin Susanne Hofmann vom Fachdienst „Gesunde Stadt“ erläuterte, dass es gerade während der Corona-Pandemie durch das vermehrte Arbeiten im Homeoffice – oder auch das Lernen im Homeschooling –
herausfordernd war und auch noch weiterhin ist, das empfohlene Maß an körperlicher Aktivität zu erreichen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, sich mindestens 150 Minuten pro Woche körperlich aktiv zu betätigen. „Etwa 60 Prozent der Erwachsenen und 80 Prozent der Jugendlichen erreichen dieses Maß nicht, was schwerwiegende Folgen für unsere Gesundheit haben kann. Denn Bewegungsmangel und ein sitzender Lebensstil gehören zu einer der weltweit führenden Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und andere nichtübertragbare Krankheiten“, erklärte die Fachdienstleiterin.
Das Treppensteig-Projekt soll nun einen Teil dazu beitragen, dass sich Menschen mehr bewegen. Die Zusammenarbeit dafür zwischen der „Gesunden Stadt“ der Universitätsstadt Marburg, Studierenden der Philipps-Universität und der Stadtwerke entstand im Rahmen des Uni-Projektseminars „Kreativität und Innovation im regionalen Ökosystem: Erkunden, Vernetzen, Entwickeln“. Die Stadtwerke als Betreiber des Oberstadt-Parkhauses am Pilgrimstein haben das Parkhaus als ersten Ort zur Umsetzung des Treppensteig-Projekts zur Verfügung gestellt.
„Die Stadtwerke Marburg freuen sich, die Treppenanlage des Parkhauses Oberstadt als Erste für das Projekt zur Verfügung stellen zu können“, erklärte Geschäftsführer Christoph Rau von der SWMR Consult GmbH. „Zum einen wird durch das Treppensteigen die Gesundheit der Menschen gefördert und zum anderen können möglicherweise Aufzugfahrten und damit Energie und letztendlich CO2 eingespart werden.“
Das zugrundeliegende Prinzip der „Entscheidungshinweise“ an den Treppen und Aufzügen kommt aus der Verhaltensökonomie und wird im Englischen auch „nudging“ genannt, erläuterte Anni Neumann aus dem Projektteam der Philipps-Universität. Ihr Kommilitone Vladislav Kargapolov ergänzte: „Nudging bedeutet, Menschen sanft in eine Richtung oder Handlung zu stoßen, ohne dabei Handlungsoptionen durch Gesetze oder Verbote vorzuschreiben.“
Dabei sollen die angebrachten Schilder und Sticker helfen. Sie verdeutlichen die Vorteile von Bewegung an den Stellen, an denen Menschen kurz vor der Entscheidung stehen, ob sie den Aufzug oder die Treppe benutzen.
„Treppensteigen ist eine ideale Möglichkeit, im Alltag das Herz-Kreislauf-System zu trainieren, den Rücken zu stärken oder die Ausdauer zu verbessern“, erläuterte Isabell Boyde von der Gesunden Stadt.“Schon 3.000 zusätzliche Schritte pro Tag genügen, um das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle zu reduzieren. Und wo lässt sich Treppensteigen besser in den Alltag integrieren als in Marburg?“
* pm: Stadt Marburg