Im Naturschutz- und FFH-Gebiet „Kleine Lummersbach“ bei Cyriaxweimar soll eine buntblühende „Magere Flachlandmähwiese“ entstehen. Das hat das Regierungspräsidium Gießen am Freitag (18. Juni) angekündigt.
Die positiven Auswirkungen von artenreichen Wiesen auf die biologische Vielfalt sind bekannt. Doch wer weiß schon, wie schwierig es ist, einmal verlorenes, artenreiches Grünland wiederherzustellen? Im Naturschutz- und FFH-Gebiet „Kleine Lummersbach“ beim Marburger Stadtteil Cyriaxweimar soll über eine besondere Maßnahme eine buntblühende „Magere Flachlandmähwiese“ entstehen.
Dadurch soll das Schutzgebiet entwickelt und aufgewertet werden. Das ist ein sensibles Vorhaben, weshalb es durch versiertes Personal sorgfältig vorbereitet und fachlich kompetent ausgeführt werden muss. Dafür verantwortlich ist das Regierungspräsidium Gießen (RP) in Zusammenarbeit mit dem Forstamt Kirchhain.
Im Zuge einer Pflanzenuntersuchung im Naturschutz- und FFH-Gebiet „Kleine Lummersbach“ bei Cyriaxweimar ist im Jahr 2020 festgestellt worden, dass es sich im Wesentlichen sehr positiv für die Natur entwickelt hat. Allerdings gab es auch Flächen, die durch die natürliche Entwicklung deutlich feuchter geworden sind. Dadurch hat sich auch die ursprüngliche Zusammensetzung der Arten verändert.
Jedoch besteht die gesetzliche Verpflichtung, bestehende Biotope in ihrer ursprünglichen Ausdehnung zu erhalten. Darum wird nun versucht, auf einer artenarmen Grünlandfläche mit einer Größe von einem Hektar – umgerechnet 10.000 Quadratmeter – eine artenreiche Wiese zu entwickeln. Dieser sogenannte „schützenswerte Lebensraumtyp“ der „Mageren Flachlandmähwiese“ kommt in der näheren Umgebung der späteren Empfängerfläche rund um Cyriaxweimar noch vor.
Daher wurde entschieden, die Methode des sogenannten „Mahdgutübertrags“ zu verwenden. Dabei wird eine geeignete Fläche gesucht, die zum richtigen Zeitpunkt der Samenreife „geerntet“ – sprich gemäht, und das dadurch entstandene Mahdgut direkt auf die dann vorbereitete artenarme Fläche im Naturschutzgebiet aufgetragen.
„Was so leicht klingt, erfordert eine gute Koordination und Absprache aller Beteiligten““ erklärte die Naturschutzexpertin Bianka Lauer vom RP Gießen. In Zusammenarbeit mit dem Forstamt Kirchhain, das mit der Maßnahmenplanung beauftragt ist, wird die Maßnahme in den kommenden Wochen umgesetzt. „Nicht zuletzt entscheidet auch das Wetter darüber, ob wir Erfolg haben werden, denn ohne Regen können die Samen nicht gedeihen“, erläuterte sie.
Florian Zilm vom Forstamt Kirchhain koordiniert die Maßnahme. „Gebietsfremde Saatgutmischungen verbieten sich ebenso wie das Pflügen zur Bodenvorbereitung“, berichtete der Forstmann. „Doch damit die Samen keimen können, muss die Grasnarbe geöffnet werden und ausreichend Rohboden vorhanden sein“, sagte Zilm.
Daher wird die Empfängerfläche gemäht und durch eine Egge in geringer Tiefe bearbeitet. Dabei sind die mitarbeitenden Landwirte ebenso wie der vor Ort tätige Schäfer eingebunden.
Lauer erklärte, weshalb der zügige und reibungslose Ablauf so wichtig für den Erfolg der Maßnahme ist: „Vergeht zu viel Zeit von der Mahd bis zum Verteilen des Schnittguts, welkt es an und die Samen fallen bereits auf dem Transport aus, oder das Mahdgut erhitzt sich und die Samen werden keimungsunfähig.“ Mit etwas Glück könnten neben den Samen auch noch verschiedene Kleintiere wie Spinnen und Heuschrecken mit Huckepack genommen werden.
Diese Lebewesen sind wichtig für ein funktionierendes Ökosystem. In den nächsten Jahren soll dann eine Erfolgskontrolle etabliert werden, um den Erfolg der Maßnahme zu messen und bei Bedarf nachzusteuern.
* pm: Regierungspräsidium Gießen