Die Stadt startet eine Kampagne gegen sexualisierte Belästigung. Die Poster-Aktion gegen „Catcalling“ läuft unter dem Motto „Respekt statt Hinterherpfeifen“.
Ein anzüglicher Spruch, Hinterherpfeifen oder Schnalzen mit der Zunge im Vorbeigehen wird „Catcalling“ genannt.Gegen diese Form sexualisierter Belästigung startet Anfang Juni eine Poster-Kampagne an unterschiedlichen Orten in der Marburger Innenstadt. Die Aktion ist ein Forschungsprojekt von „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“.
Über den Sommer bereiten verschiedene freie Träger, das Projekt „Marburg ohne Partnergewalt“ und die Fachstelle für gendersensible Jungenarbeit der Stadtverwaltung unterschiedliche Aktionen gegen sexualisierte Belästigung vor. „Die polizeiliche Kriminalstatistik erfasst nur solche Taten, die im Sinne des Strafrechts ein Regelverstoß sind“, erklärte Bürgermeister Wieland Stötzel. „Beispielsweise beim Pfeifen ist das natürlich nicht der Fall, daher haben wir auch keine offiziellen Zahlen dazu. Trotzdem ist sexuelle Belästigung ein großes gesellschaftliches Problem.“
Stötzel erläuterte die Hintergründe der Aktion: „Immer wieder wenden sich Frauen an uns, die berichten, dass sie nachts bestimmte Straßen oder Parkplätze meiden. Wenn unser Ordnungsamt die Männer zur Rede stellt, heißt es dann: War doch nur Spaß! Catcalling ist für Betroffene aber alles andere als Spaß.“
Was von vielen Männern als Kavaliersdelikt, Kultur oder gar als „Kompliment“ abgetan werde, sei für die meisten Frauen mit Gefühlen der Unsicherheit, Angst, Bedrohung bis hin zu Erlebnissen offener Gewalt verbunden. Die Evaluation, ob eine Poster-Kampagne zu diesem Thema wirkt, hält der Ordnungsdezernent daher auch für sehr wichtig.
Im Rahmen der Masterthese von Hannah Baumann aus dem Fachbereich Psychologie der Radboud-University Nijmegen sollen Effekte auf das Sicherheitsgefühl, die Hilfsbereitschaft und das Bewusstsein über belästigendes und bedrohliches Verhalten untersucht werden.Die Masterarbeit absolviert sie innerhalb des Forschungsprojekts „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“.
Die Universitätsstadt Marburg setzt sich seit Jahrzehnten mit den Problemen von Belästigung und sexualisierter Gewalt professionell auseinander. Dabei erarbeitet sie immer wieder innovative Projekte. Das ist ein Verdienst der Freien Träger, der Frauenbeauftragten der Philipps-Universität und des Referats für die Gleichberechtigung von Frau und Mann der Stadtverwaltung.
Speziell zum Themenfeld Catcalling gibt es eine fortlaufende Marburger Initiative, die ebenfalls die Forschung zur Poster-Kampagne unterstützt: Der Instagram-Account „@catcallsofmarburg“ setzt sich seit September 2020 gegen Catcalling ein.
Mit bunter Kreide schreiben die Betreiberinnen des Foto-Blogs Zitate mit Anmachen auf die Straße, die sich die Betroffenen an diesen Orten anhören mussten. Die Bilder davon zeigen sie dann auf Instagram – mit mittlerweile über 1.000 Followern.
* pm: Stadt Marburg