Feuerwerk der Kritik: AStA gegen Verkauf des Ringlokschuppens an homophoben Christus Treff

Gegen einen Verkauf des Ringlokschuppens an den Christus Treff (CT)hat sich der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) ausgesprochen. Für Dienstag (27. Juni) ist um 16 Uhr eine Demonstration dagegen auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz geplant.
Zum Ende des Jahres 2016 beschloss die Stadt Marburg, den verfallenden Ringlokschuppen am Waggonhallenareal zu verkaufen. Die Privatisierung eines solchen Industrieareals sei jedoch ein weiterer Ausverkauf öffentlichen Eigentums und erschwere eine solidarisch-gemeinnützige Nutzung, erklärte Konstantin Korn vom AStA Marburg.
Entschieden wurde, dass das per Konzeptausschreibung mit Bürgebeteiligung geschehen soll. Bis Freitag (31. März) konnten Konzepte eingereicht werden, die nach den Kriterien Denkmalschutz, energetischer Sanierung und Einpassung in das Areal von einem Auswahlgremium in zwei Verfahrensrunden ausgewählt wurden. Am Freitag (30. Juni) werden  sie der Stadtverordnetenversammlung (StVV) zur abschließenden Abstimmung vorliegen.
Schon die Gestaltung der Konzeptausschreibung mit sog. Bürgerbeteiligung werfe die Frage auf, wie ernst es die Stadt Marburg mit der Partizipation der Marburger nehme, merkte Korn an. Das Auswahlgremium setzte sich aus 5 Gruppen mit je einer Stimme zusammen.
Die Mehrheit wurde durch städtische Vertreter oder angeschlossenen Gremien wie Magistrat, Bauverwaltung, Denkmalschutzbeirat und die Fraktionen der StVV gestellt. Lediglich eine Stimme haben die Anlieger Rotkehlchen, Waggonhalle und Radio Unerhört (RUM).
Wie bei einer solchen Zusammensetzung von Bürgerbeteiligung gesprochen werden könne, wenn letztlich städtische Institutionen die Mehrheit bildeten, ist dem AStA ein Rätsel. Zum anderen sei vollkommen unklar, warum in dieser Phase des Auswahlprozesses weder zielgruppenorientierte Partizipationsformate, wie Befragungen von Nutzern des Geländes oder der Einbezug der Studentenvertretung als Repräsentanz einer großen Nutzergruppe stattgefunden habe.
Dabei sei es gerade bei der Frage der künftigen Gestaltung eines Kulturgeländes, nicht nur für die direkten Anliegenden, sondern für die gesamte Stadtgesellschaft von Relevanz, rechtzeitig und angemessen eingebunden zu werden. Ein Infoabend, auf dem die Konzepte vorgestellt wurden, stand allen Interessierten zur Information über die Konzepte zur Verfügung.
Wie die auf der Informationsveranstaltung artikulierten Fragen, Bedenken und Anmerkungen Einfluss auf die Meinungsbildung in den Fraktionen und schließlich die Entscheidung in der Stadtverordnetenversammlung haben, sei vermutlich absichtlich nicht genauer erläutert, um die Konsequenzlosigkeit der Bürgerbeteiligung nicht offensichtlich zu machen, erläuterte Korn.
Es werde deutlich, dass der Öffentlichkeit nur ein demokratischer Prozess vorgespiegelt werde, die Stadt jedoch kein wirkliches Interesse an politischer Partizipation durch ihre Bürger habe.
Nach der zweiten Verfahrensrunde stehen zwei Konzepte zur Auswahl. Eines davon ist die Bietergemeinschaft Schneider und Co, die zusammen mit dem Christus Treff den Ringlokschuppen kaufen will. Die Besitzer der Firma Schneider und Co, sowie der Architekt, Anwalt und Kaufmännische Geschäftsführer sind selbst alle Teil der Christus Treff Gemeinde.
Der Christus Treff möchte das an – den Ringlokschuppen angrenzende – Werkstattgebäude in einen Erlebnisraum für Kinder umbauen und den im Ringlokschuppen geplanten Veranstaltungsraum für seinen sonntäglichen Gottesdienst nutzen.
„Wir verurteilen zutiefst, dass dem Christus Treff noch mehr Raum in der Stadt gegeben werden soll“, erklärte Korn. „Der Christus Treff vertritt ein ultrakonservatives Geschlechterbild sowie  homofeindliche, transfeindliche und sexistisches Positionen, was u.a. durch Kooperation mit anderen homofeindlichen und sexistischen Organisationen deutlich wird.“
Problematisch sei, insbesondere bei der Vergabe von Räumlichkeiten an den Christus Treff inmitten eines Kulturgeländes, nicht nur die Menschenverachtung an sich, sondern, dass darüber hinaus durch die räumliche Präsenz solcher Strukturen in kulturellen Arealen eben diese menschenverachtenden Diskurse normalisiert und allgemeingesellschaftlich akzeptabel gemacht würden. Dieser gefährlichen Tendenz gelte es entgegen zu treten.
Die Stadt Marburg sei in der Verantwortung, zu verhindern, dass diskriminierendes Verhalten Platz in der Stadt finde. „Wir fordern daher die Stadtverordnetenversammlung auf, die Bedenken gegen den Christus Treff, die in diesem Statement, der Informationsveranstaltung und von anderen Kritiker/innen, geäußert wurden, aufzugreifen und die Vergabe des Ringlokschuppens an einen menschenverachtenden Verein zu verhindern“, erklärte Korn abschließend.

* pm: AStA Marburg

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