Sommerakademie hybrid: Mit Vertrauen in die Unsicherheit hinein

26 Kurse plant die Stadt bei der 44. Marburger Sommerakademie. Dabei sollen die Teilnehmenden „Sich mit Vertrauen in die Unsicherheit hinein begeben“.
Von Montag (26. Juli) bis Freitag (13. August) veranstaltet der Fachdienst Kultur der Stadt Marburg zum 44. Mal die „Marburger Sommerakademie für Darstellende und Bildende Kunst“. Interessierten stehen 26 Kurse zur Auswahl. Anmeldungen sind über ein Online-Formular möglich.
„Wir haben Hoffnung, dass im Sommer rund 250 Teilnehmer*innen aus ganz Europa wieder bei uns schauspielern, tanzen, malen und bildhauen können“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Bereits im vergangenen Jahr stellte die Covid-19-Pandemie Sommerakademie vor ganz besondere Herausforderungen. Für das Programm der beiden neuen Künstlerischen Leiterinnen – Ana Laibach für den bildenden Bereich sowie Selina Senti für den darstellenden Bereich – mussten neue Wege gefunden werden.
Teile des Programms wurden auf der Homepage digital und kostenlos zur Verfügung gestellt. „Das war auch für alle Beteiligten ein neues Experimentierfeld, das sehr gut angenommen wurde“, berichtete Akademieleiterin Britta Sprengel vom städtischen Fachdienst Kultur. Ergebnisse wie Selfies und Fotos der entstandenen Werke wurden in einem digitalen „Familienalbum“ zusammengeführt und sind in der Broschüre für das Jahr 2021 zu finden.
Der Wunsch ist jedoch groß, dass die Sommerakademie in diesem Jahr wieder analog stattfinden kann. In den 26 ein- bis dreiwöchigen Kursen kommen dann Menschen mit den unterschiedlichsten Wurzeln, Professionen und Geschichten zusammen.
„Das Miteinander und das Lernen voneinander sind maßgebend für Experimente und einen Perspektivwechsel“, erklärte Sprengel. „Jung und Alt, Anfänger*innen sowie Fortgeschrittene sind gleichermaßen willkommen und werden von erfahrenen Dozent*innen begleitet und unterstützt.“
In ihren Vorworten zur Broschüre beziehen sich die beiden Künstlerischen Leiterinnen auf zwei scheinbar sehr unterschiedliche Bereiche. Dabei handelt es sich um den darstellenden und den bildenden. Sie verbindet jedoch etwas Gemeinsames.
Sich mit Vertrauen in die Unsicherheit hinein zu begeben, ist notwendig. „Ich setzte den Fuß in die Luft; und sie trug.“ Dieses Zitat der Dichterin Hilde Domin überträgt Senti auf den Kern des Darstellenden Spiels.
„Weite, innere Weite, Surrealismus, Kreativität, Raum schaf­fen und darauf vertrauen, dass da etwas kommt, sowie Platz für scheinbar Widersprüchliches“, schreibt sie. Laibach schreibt über die Kunst: „Lässt man sich auf sie ein, zwingt sie uns, zu agieren, schauen zu lernen, Entscheidungen zu treffen, und sie stellt uns, einem Spiegelbild gleich, vor unsere eigenen Herausforderungen. Dabei wird unsere Kreativität von einem sicheren Impulsgeber begleitet: der Unsicherheit.“
Auch das Thema Nachhaltigkeit hat für die Sommerakademie Bedeutung. Neben den traditionellen Kursen wie Porträt- und Aktmalerei, Bildhauerei und Modellieren können sich Interessierte im Kurs „Art un Rat“ unter Leitung des Künstler*innenpaares Stephanie Buffy Werner und Michael Volkmer mit dem Potenzial von Unrat – scheinbar wertlosen Wegwerfprodukten – befassen, die vielfältige Möglichkeiten für einen neuen (Eigen-)Sinn bieten.
Mick Starke fordert in seinem Kurs „In-Between – Räume in der Malerei“ dazu auf, auf Basis der individuellen Wahrnehmung Stimmungen mit Hilfe der verschiedenen malerischen Ausdrucksformen zu transportieren. „Sumi-e – Geste in der japanischen Tuschmalerei“ befasst sich mit der Bewegung im Augenblick. Unter Anleitung der Dozentin Nicole Reuther wird Flüchtiges mit dem „tanzenden Pinsel“ eingefangen und mit schwarzer, fließender Tusche zu Papier gebracht.
Methoden wie Voicepainting und freies Tönen lernen Teilnehmende des Kurses „Luftschubsen – Netzwerken mit Stimme und Klang“ bei Gabriele Hasler kennen. Mit Improvisationen werden Raum, Klang und Resonanz spielerisch erforscht. In der „Theaterwoche: Generationenmix“ bei Selina Senti können Menschen ab acht Jahre mit ihren Eltern, Großeltern, Tanten oder anderen Verwandten eine Woche lang ins Theater eintauchen und spielen, tanzen, sich bewegen, jonglieren und Akrobatik machen. Roter Faden ist das Thema „Hotel“.
Die traditionelle Begleitausstellung mit Arbeiten der Dozentinnen und Dozenten zeigt in diesem Jahr „Anna Kölle mixed media_172x44 cm_1980“. Präsentiert wird unter anderem ihre Serie „Personality“ mit gezeichneten, gedruckten und modellierten Porträts. Die Ausstellung in der Brüder-Grimm-Stube wird bereits in der „Nacht der Kunst“ am 18. Juni 2021 eröffnet.
Im Rahmen der Sommerakademie vergibt der Magistrat der Stadt Marburg wieder je zwei Stipendien an die französische Partnerstadt Poitiers und in Kooperation mit dem Freundeskreis Marburg-Sibiu auch an die rumänische Partnerstadt Sibiu/Hermannstadt. Die Stipendien richten sich an kunstinteressierte junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren.
Die Anmeldung zur Sommerakademie erfolgt nur noch über ein Online-Formular auf der Homepage unter www.marburg.de/sommerakademie. Interessierte sollten nicht allzu lange warten – für 250 freie Plätze gibt es bereits 170 Anmeldungen.
Ausführliche Informationen und Broschüren sind auf der städtischen Homepage ebenfalls zu finden. Zudem sind sie beim Fachdienst Kultur am Gerhard-Jahn-Platz unter der Telefonnummer 06421/201-4105 oder 4103 sowie per E-Mail an sommerakademie@marburg-stadt.de erhältlich.

* pm: Stadt Marburg

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