Nie wieder platt: Kolumbianer erhält DAAD-Preis

Andres Rodas Vélez aus Kolumbienerhält den DAAD-Preis. Der Absolvent der Philipps-Universität befasst sich mit dem Friedensprozess in seinem Heimatland.
Der Nachwuchs-Forscher aus Medellín in Kolumbien erhält den mit 1.000 Euro dotierten Preis des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD). Vélez hat im September 2020 erfolgreich sein Masterstudium der Friedens- und Konfliktforschung an der Philipps-Universität abgeschlossen. Er gehörte zu den besten und engagiertesten Studierenden seines Studiengangs.
Mit der Auszeichnung werden insbesondere seine politisch hochrelevante Abschlussarbeit zum Friedensprozess in Kolumbien und sein ehrenamtliches Engagement bei Amnesty International (AI), Greenpeace und TEDx honoriert. Am Dienstag (8. Dezember) erhielt er seine Urkunde in einer virtuellen Feierstunde.
„Ich finde es bemerkenswert, dass sich ein Student nicht nur wissenschaftlich mit wichtigen und schwierigen gesellschaftlichen Prozessen befasst, sondern darüber hinaus auch außerhalb der wissenschaftlichen Tätigkeit gesellschaftliches Engagement zeigt“, sagte Universitäts-Vizepräsidentin Prof. Dr. Evelyn Korn. In seiner Abschlussarbeit „Liderazgo Social: The Concept of Social Leadership in Colombia as a Crucial Pillar for Local Peacebuilding“ befasst sich Vélez mit der politischen Entwicklung in seinem Heimatland Kolumbien. Seit den 60er Jahren führt die sozialrevolutionäre Guerillabewegung FARC-EP einen bewaffneten Kampf gegen den kolumbianischen Staat.
2016 vereinbarten die kolumbianische Regierung und die FARC-EP einen Waffenstillstand. Das Ziel: Die Demobilisierung und Waffenabgabe der FARC-EP sowie die schrittweise Integration der etwa 7.000 Aktivisten in die kolumbianische Zivilgesellschaft. Doch der Aufbau eines stabilen und dauerhaften Friedens ist nach wie vor fragil.
In den bedrückenden Statistiken der politischen Gewalt nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens wird deutlich: Die Anzahl der Morde an „ex-combatientes“ (demobilisierte Mitglieder der FARC-EP) und líderes sociales (sozialen Anführerinnen und Anführern) stieg seit 2016 kontinuierlich an. Wer sind diese Menschen und welche Rolle haben sie für den Friedensbildungs-Prozess auf lokaler Ebene? Diesen sehr aktuellen und brisanten Fragen ist Vélez in seiner Arbeit nachgegangen, die auf einer eigenen Feldforschung in Antioquia beruht. „Diese Arbeit war ausgesprochen ambitioniert und hochaktuell und zeugte –
insbesondere auch in der mündlichen Disputation – sowohl von einem hohen akademischen Innovationspotential als auch von seinem außergewöhnlich starken gesellschaftlichen Engagement“, erklärte Prof. Dr. Anika Oettler vom Institut für Soziologie, die Vélez gemeinsam mit Prof. Dr. Sabine Kurtenbach vom Zentrum für Konfliktforschung (ZfK) für den DAAD-Preis nominierte. Doch mit der Nominierung wollten die Professorinnen nicht nur die Masterarbeit würdigen.
„Wir haben Andrés Rodas Vélez in den vergangenen Jahren als einen ausgesprochen engagierten Studenten erlebt, der akademische Neugier mit einem ausgeprägten gesellschaftlichen und ehrenamtlichen Engagement verbindet“, erläuterte Kurtenbach. „Aus unserer Sicht gehört er zu den besten und engagiertesten Studenten, die wir in unserer akademischen Laufbahn kennengelernt haben.“
Der DAAD-Preis wird einmal jährlich an ausländische Studierende verliehen, die ihr Studium in Deutschland absolvieren und sich durch besondere akademische Leistungen und ein bemerkenswertes gesellschaftliches oder interkulturelles Engagement hervorgetan haben. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden von der jeweiligen Hochschule ausgewählt. Das Preisgeld stiftet das Auswärtige Amt (AA).

* pm: Philipps-Universität Marburg

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