Auf- und zusammenstehen: Eine Pandemie braucht Solidarität

Mancher mag sich manchmal schon wundern, wie wenig iele verstanden haben. Eine Pandemie ist kein Wunschkonzert.
Einige wollen sie einfach nicht wahrhaben. Andere nutzen sie hemmungslos aus für ihre rechtspopulistische Hetze gegen Geflüchtete oder Andersdenkende sowie sogar auch gegen die Demokratie. Wieder andere verlangen Rücksicht auf ihre persönlichen Profitinteressen ohne Rücksicht auf die Gefährdung Anderer.
Wer die Erinnerungen seiner Eltern und Großeltern an zwei Weltkriege und die Jahre des Hungers direkt danach im Gedächtnis hat, der kann die Einschränkungen des Lockgowns relativ gut wegstecken. Größer als die Gier nach Partys ist dann doch die Furcht vor einer Ansteckung mit möglicherweise dauerhaften Folgen bis hin zum Tod. Angesichts dieser dramatischen Folgen ist das Gejammer gesunder Menschen über das Tragen von Masken mitunter überaus befremdlich.
Eine Pandemie ist eine schwer zu bewältigende Katastrophe, der die Menschen beherzt und klug entgegentreten müssen. Sicherlich sind ihre Voraussetzungen sowie vor allem ihr Ausmaß menschengemachten Rahmenbedingungen geschuldet, die im Interesse einer besseren Zukunft besser hinterfragt werden sollten. Hinterfragen sollten die Menschen aber auch die aufkommenden Verschwörungsmythen und die Interessen, die dahinterstehen könnten.
Aarin oft transportierter Antisemitismus und Faschismus sind noch schlimmere Erreger als das Coronavirus. In der Pandemie darf nicht Spaltung vorangehen, sondern vielmehr muss die gegenseitige Rücksich weiter ausgebaut werden.
Darum muss die Allgemeinheit den Betroffenen der Folgen des Shutdowns nach Möglichkeit unter die Arme greifen. Selbstverständlich muss sie kulturelle und soziale Infrastruktur vor ihrer dauerhaften Zerstörung schützen. Nach dem Ende der Pandemie braucht die Gesellschaft mehr denn je Konzerte und Theater, Museen und Galerien sowie Gaststätten und Sportstätten.
Doch manches mag man auch getrost auf den Müllhaufen neoliberaler Geschäftemacherei werfen. Flutgourismus zu den entferntesten Enden der Erde braucht kein Mensch wirklich angesichts des Klimawandels. Die Autobahn A49 durch den Dannenröder Forst und den Herrenwald hätte die Hessische Landesregierung niemals mit Gewalt gegen Klimaschützerinnen und Klimaschützer durchsetzen dürfen.
Weitsicht und Solidarität sind das Gebot der Stunde. Die Stadt Marburg gibt ein gutes Beispiel davon, wie die Gesellschaft in der krise zusammenhält und einander unterstützt. Die Produktion des ersten Corona-Impfstoffs in Deutschland eröffnet Marburg auch gute Voraussetzungen für ein späteres Wohlergehen.
dennoch ist die Bevölkerung in der mittelhessischen Universitätsstadt nicht egoistisch. Mit klaren Worten hat Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies mitten in der Pandemie die rasche Aufnahme geflüchteter Menschen aus griechischen Flüchtlingslagern gefordert. Marburg denkt nicht nur an sich, sondern auch an seine soziale Verantwortung.
Die nächste Pandemie kommt bestimmt. Noch schneller wrden die Folgen des dramatischen Klimawandels spürbar werden. Angesichts all dessen sind Kreativität und Solidarität überlebenswichtig.
Darum sollten alle dort anpacken, wo sie können. „Das Jammern ist der Gruß der Kaufleute“, sagt ein arabisches Sprichwort. Geschäftige Solidarität statt unsolidarischer Geschäftemacherei ist das erfreuliche Erkennungszeichen von Marburg als einer manchmal beinahe paradiesischen „Insel der seligen“ Mitmenschlichkeit.

* Franz-Josef Hanke

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