Zur Auftaktveranstaltung „Kooperative Sozialplanung in Marburg“ begrüßte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies am Dienstag (23. Mai) im Erwin-Piscator-Haus (EPH) über 100 Teilnehmende. Zu ihnen gehörten Vertreter von Vereinen, Einrichtungen, aus der Gemeinwesenarbeit sowie interessierte Bürger.
Die Stadt Marburg will die Zusammenarbeit mit der Freien Wohlfahrtspflege und den freien Trägern weiterentwickeln und stärken. Das übergeordnete Ziel ist eine gemeinsame bedarfsgerechte Planung für die soziale Infrastruktur und damit für die Menschen in Marburg.
Spies benannte als Ziel eine „Weiterentwicklung der sozialen Infrastruktur in Marburg, die bürger- und beteiligungsorientiert ist“. Er stellte klar, dass es ihm ausdrücklich nicht darum gehe, auf Sparmaßnahmen vorzubereiten.
„Konsolidierungspotentiale gibt es an anderen Stellen des Haushalts“, erklärte der Oberbürgermeister. „Wir wollen die soziale Infrastruktur erhalten und ausbauen.“
Wichtig sei, die gewachsenen Strukturen zu erhalten und gleichzeitig das soziale Engagement der Stadt gerecht allen zukommen zu lassen, die Unterstützung benötigen.
Als fachlichen Einstieg gab Prof. Dr. Schubert von der Technischen Hochschule Köln zunächst einen Überblick zum Thema „Kooperative Sozialplanung – eine neue Partnerschaft zwischen Kommune und Zivilgesellschaft“. Er ordnete den Ansatz der Sozialplanung in den Wandel der kommunalen Steuerung ein. Dieser Wandel habe sich von einem administrativen Verwaltungsdenken über die ökonomische Orientierung der „Neuen Steuerung“ (Public Management) bis hin zur aktuellen beteiligungsorientierten „Public Governance“ vollzogen.
Damit sollen die Stärken der Akteure vor Ort für die soziale Stadtentwicklung in eine „neue Planungspartnerschaft“ einbezogen werden. Zentral für den Erfolg dieses Ansatzes sei die enge Zusammenarbeit mit und der „normative Rückhalt“ von den kommunalpolitischen Gremien.
Seit dem Jahr 2004 arbeitet der Lahn-Dill-Kreis nach dem Konzept der „Partizipativen Sozialplanung“. Bruno Lehberger berichtete als Vorsitzender der Liga der Freien Wohlfahrtspflege im Lahn-Dill-Kreis von den Grundsätzen der partizipativen Sozialplanung und den Erfahrungen. Er stellte den Prozess im Lahn-Dill-Kreis als ein Beispiel vor und beantwortete Rückfragen.
„Der Kooperativen oder partizipativen Sozialplanung kommt zwar nur eine Beratungsfunktion zu“, erklärte Lehberger.
„Durch das gemeinsame Ringen um einen Konsens, an dem bei uns auch Parlament und Verwaltung beteiligt sind, besitzt sie jedoch eine erhebliche Vorbereitungsmacht gegenüber politischen Entscheidungen.“
Im Anschluss an die Beiträge fand ein gemeinsamer Austausch der Akteure mit Spies zur aktuellen und künftigen Zusammenarbeit statt. Im Mittelpunkt standen die strategischen und operativen Planungskooperationen, deren Gestaltung und der Weiterentwicklungsbedarf.
In kleinen Gruppen wurden Meinungen und Informationen im Rahmen von mehreren World-Café-Runden ausgetauscht. Jeweils ein Gastgeber moderierte die Tischgespräche. Inhaltlich beschäftigten sich die Teilnehmenden mit den Erfahrungen, auf denen die Marburger aufbauen können, mit den nächsten notwendigen Schritten und mit den Erfordernissen für eine Kooperative Sozialplanung in Marburg.
„Wir erhoffen uns transparente Prozesse und zeitnahe Ergebnisse“, war dabei der häufigste Wunsch. Konsens bestand darin, auf bestehenden Erfahrungen –
zum Beispiel aus dem Programm Soziale Stadt – aufzubauen. Oberbürgermeister Spies zeigte sich zuversichtlich, mit der Kooperativen Sozialplanung „vertrauensvoll und auf Augenhöhe das Beste für die Menschen in Marburg“ erreichen zu können.
Als Grundlage für die Weiterarbeit wird von der Verwaltung eine Bestandsaufnahme mit themenbezogenen Planungsprozessen erarbeitet. Diese vorhandenen Erfahrungen aus der Sozialplanung, Jugendhilfeplanung, Altenplanung und anderen Planungsbereichen der Stadtverwaltung sollen nach den Sommerferien als Wissensbasis für die künftige Zusammenarbeit mit den Trägern dienen.
* pm: Stadt Marburg