Maskiert fotografiert: Nähe ist wichtig für Chris Schmetz

Chris Schmetz^

Chris Schmetz mit Maske (Foto: privat)

„Nähe ist sehr wichtig“, erklärt Chris Schmetz. Damit meint der Fotograf aber nicht den Abstand zwischen Objekt und Objektiv.
„Je länger ich mich mit einem Thema beschäftige, desto besser werden meine Fotos“, erläutert Schmetz. „Anfangs stand ich mit meiner Kamera den Rentier-Hirten auf der russischen Kola-Halbinsel immer im Weg. Inzwischen bemerken sie mich gar nicht mehr; und ich gehöre gewissermaßen zur Familie.“
Seit 2006 arbeitet Schmetz als Fotograf. Geboren wurde er 1980 in Menden im Sauerland. Als er zwei Jahre alt war, zog die Familie nach Ratingen bei Düsseldorf.
„Ich betrachte mich als Rheinländer und nicht als Sauerländer“, erklärt er. Seit 2010 lebt und arbeitet er in Marburg. In der Kappesgasse im idyllischen Stadtteil Weidenhausen hat er seit August 2019 sein eigenes Atelier behind-de-scenes.de.
Zunächst hatte Schmetz eine Ausbildung zum Mediengestalter absolviert. Im Anschluss daran studierte er an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Journalismus und Public Relations. Nach Marburg kam er für sein Studium der Kultur- und Sozialanthropologie.
Nach und nach entwickelte er eine Leidenschaft fürs Fotografieren. Beeinflusst hat ihn dabei der finnische Fotograf heiß Jaakko Heikkilä.
Drei Tage die Woche arbeitet Schmetz bei der Hilfsorganisation TERRA TECH. Den Rest der Woche widmet er der Fotografie. Aber auch bei Reisen für TERRA TECH findet er viele interessante Motive.
Über einen Bekannten hat er Kontakt zu den Rentier-Hirten im russischen Norden bekommen. In einem Langzeit-Projekt begleitet er die Menschen, die immer noch auf traditionelle Weise Rentierherden hüten. „Das möchte ich dokumentieren, bevor es ausstirbt“, erklärt Schmetz.
Seine Lieblingsbilder hat er im Rahmen dieser Fotoreportage aufgenommen. Eins zeigt einen Hirten, der sich in einem kargen Raum bei einer Tasse Tee ausruht: „Obwohl der Raum kahl und kalt wirkt, strahlt das Bild sehr viel Ruhe und Wärme aus“, begeistert sich Schmetz.
„Vielleicht liegt das daran, dass er und ich uns von einer anstrengenden Arbeit in der Kälte erholen wollten“, vermutet Schmetz. „Wir beide waren erschöpft und zufrieden.“
Noch mehr Nähe war ihm bei seinem absoluten Lieblingsfoto vergönnt: „Ein Rentier kam direkt auf meine Kamera zu und hat mich angeblickt“, berichtet Schmetz. „Nachdem ich abgedrückt hatte, hat das Tier sogar das Objektiv abgeleckt.“
Mensch, Tier und Natur sind seine bevorzugten Motive. Gern kann das für ihn auch zusammenkommen.
Sein Engagement bei TERRA TECH hat den Fotografen aufmerksam gemacht auf Probleme wie Armut und Hunger. „Manchmal bin ich sehr beeindruckt, mit wieviel Würde gerade Menschen in Extremsituationen ihren Alltag bewältigen“, erklärt er.
Während des „Lockdown“ bei der Corona-Pandemie kam Schmetz auf eine originelle Idee: Unter dem Titel „Mask up“ lässt er Mundschutzmasken mit seinen Motiven bedrucken.
„So günstig bekommt man sonst kein Kunstwerk von mir“, lächelt Schmetz. Für 10 Euro kann man eine Maske mit Marburg-Motiven oder anderen Fotografien von ihm bestellen. Drei Euro davon kommen wohltätigen Zwecken zugute.
Neben Bildern desMarburger Landgrafenschlosses gibt es auch Fotos von Reisebegegnungen und Graffitis. „Für die Masken benötige ich ein ganz besonderes Format“, erläutert Schmetz. „Die Fotos müssen dafür ikonografischen Charakter haben.“
Allmählich setzt sich die Idee des Marburger Fotografen durch. „Inzwischen haben sich die Gästeführer bei mir gemeldet und Masken mit Marburg-Motiven bestellt“, berichtet Schmetz. Eine Auswahl seiner Masken finden Interessierte unter https://behind-de-scenes.de/de/mask-up.
Gebraucht werden die Spenden dieser Aktion allemal. Während Deutschland bisher noch recht glimpflich durch die Pandemie hindurchgekommen ist, befürchtet Schmetz für andere Weltregionen größere Probleme mit dem Coronavirus. Seine Masken betrachtet er als einen sehr geringen – immerhin aber gut sichtbaren – Beitrag zur Solidarität.

* Franz-Josef Hanke

Kommentare sind abgeschaltet.