Gefährliche Viren: Hessische Corona-Studie vorgestellt

Auch in Hessen treten Schritt für Schritt weitere Lockerungen der Regeln zum Schutz vor dem Coronavirus in Kraft. Gemeinsam mit den Beteiligten stellte Gesundheitsminister Kai Klose am Dienstag (26. Mai) eine neue Studie zu Covid 19 vor.
„Infektionsgeschehen wie in Frankfurt im Umfeld einer freien baptistischen Gemeinde mahnen uns: Das Infektionsrisiko besteht weiter“, warnte Sozialminister Klose. „Es ist nach wie vor wichtig, wachsam zu bleiben und nicht leichtsinnig zu werden. Unser bester gemeinschaftlicher Schutz ist das Einhalten der Hygiene- und Abstandsregeln.“
Die hessische Corona-Studie stellten Prof. Dr. Sandra Ciesek vom Institut für Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt und Prof. Dr. Stephan Becker vom Institut für Virologie der Philipps Universität Marburg vor. Im April waren 1.000 Freiwillige mit Rachenabstrich und Bluttests untersucht worden. Sie alle waren Beschäftigte bei Industriebetrieben in Frankfurt-Höchst.
„Sehr schnell haben sich weit mehr als tausend Beschäftigte gemeldet“, berichtete Dr. Martin Kern von Infraserv Höchst. 80 Prozent der Teilnehmenden waren Männer und nur 20 Prozent Frauen. Sie alle arbeiten in Produktion, Laboren oder in der Verwaltung im Industriegebiet Höchst.
Die Studie untersuchte in einem Massenscreening die Verbreitung des „SARS-CoV-19“-Erregers in einer größeren Bevölkerungsgruppe. Derartige Erhebungen haben in verschiedenen Gegenden Deutschland sowie auch in anderen Ländern stattgefunden. Ziel ist die ungefähre Ermittlung einer Dunkelziffer derjenigen, die infiziert sind, deren Infektion aber nicht bekannt ist.
Ein Teilnehmer der hessischen-Corona-Studie war akut mit dem Coronavirus „SARS-CoV-19“ infiziert. „Er wurde sofort informiert undisoliert“, berichtete Ciesek. Bei fünf anderen wurden Antikörper gegen das aktuelle Coronavirus „SARS-CoV-19“ gefunden.
Zwei von ihnen wussten bereits von ihrer Erkrankung mit Covid 19. Drei Untersuchte jedoch hatten wegen des asymptomatischen Verlaufs der Krankheit noch nichts davon bemerkt. Damit liegt die Dunkelziffer bei 2.
„Zunächst wiesen 29 Beteiligte an der Studie Antikörper gegen Coronaviren auf“, berichtete Becker. In einem aufwendigen Verfahren untersuchte sein Labor deren Blut auf eine spezifische Reaktion auf den aktuellen Erreger „SARS-CoV-19“ Eine solche Untersuchung kann wegen des dazu notwendigen Einsatzes der aktuellen Virenstämme nur in einem Hochsicherheitslabor erfolgen.
Diese spezifische Untersuchung führte dann zu dem endgültigen Ergebnis. „Das ist der Goldstandard“, erläuterte Becker. „24 Untersuchte besaßen Antikörper gegen andere Coronaviren, die in den letzten Monaten in Deutschland verbreitet waren.“
Mit der aufwendig ermittelten Dunkelziffer liegt die untersuchte Gruppe weitaus niedriger als Getestete beispielsweise bei der sogenannten „Heinsberg-Studie“, die nicht so genau gearbeitet hat wie die hessische Untersuchung. Allerdings warnten die Beteiligten, die Ergebnisse ihrer Untersuchung zu verallgemeinern. Die Untersuchungsgruppe sei allein schonwegen ihrer Zusammensetzung ausschließlich aus Beschäftigten in einem einzigen Industriegebiet nicht repräsentativ , da sie keinen Querschnitt der Bevölkerung darstelle.
Einen allgemeingültigen Rückschluss allerdings zogen die Experten dennoch. „994 Untersuchte waren nicht infiziert und sind damit nach wie vor gefährdet“, stellte Becker fest. Die Schutzmaßnahmen müssten deshalb weiterhin fortbestehen.

* Franz-Josef Hanke

Kommentare sind abgeschaltet.