Gene befragt: Zusammenhang zwischen Panikstörungen und Depression

Das Krankheitsbild der Panikstörung beruht auf denselben Genen wie Depression und andere Erkrankungen. Das ist eines der Ergebnisse einer länderübergreifenden Studie, die Mediziner des Marburger Instituts für Humangenetik mit Fachkollegen durchgeführt haben.
Im Fachblatt „Molecular Psychiatry“ berichten sie über ihre Resultate. Panikstörung ist eine der schwersten Angststörungen. Gekennzeichnet ist sie durch plötzliche und wiederholte Panikattacken.
„Bislang wusste man nicht, welche Gene für diese Krankheit verantwortlich sind“, erklärte der Marburger Mediziner Dr. Andreas Forstner, der die aktuelle Studie leitete. Um die genetischen Ursachen für Panikstörungen herauszufinden, analysierten er und zahlreiche Fachleute aus dem In- und Ausland das Erbgut von Betroffenen und verglichen die Daten mit denen gesunder Personen.
Die Studie schließt 2.248 Patientinnen und Patienten ein, deren Panikstörung klinisch gut charakterisiert ist. Außerdem umfasst die Analyse 7.992 gesunde Kontrollpersonen.
Die Proben stammen aus den vier europäischen Ländern Dänemark, Estland, Deutschland und Schweden. „Es handelt sich somit um die bisher größte derartige Studie“, erklärte Seniorautor Prof. Dr. Johannes Schumacher, der dem Institut für Humangenetik der Philipps-Universität vorsteht.
Für ihre Analyse nahm das Team Genvarianten unter die Lupe, die sich in einem einzelnen Baustein von anderen Versionen desselben Gens unterscheiden. Dabei handelt es sich um sogenannte „SNPs“. Die Forschungsgruppe überprüfte, ob SNPs an bestimmten Genorten bei Patienten mit Panikstörung häufiger vorkommen als bei gesunden Personen.
Zwar entdeckten die Forscherinnen und Forscher mit dieser Methode kein Gen, das für sich genommen die Panikattacken verursacht. Dafür fanden sie jedoch heraus, dass ein genetischer Zusammenhang zwischen Panikstörung und anderen Erkrankungen besteht. Dieser Zusammenhang besteht. mit depressiver Störung sowie Neurotizismus.
Darunter versteht man einen Aspekt der Persönlichkeit, der sich unter anderem durch erhöhte Reizbarkeit auszeichnet. Diejenigen Erbanlagen, die zu Panikattacken beitragen, haben auch einen Einfluss auf die beiden anderen psychischen Erscheinungsbilder.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Angststörungen und Depression die extremen Ausprägungen von seelischen Veranlagungen sein könnten, die auch jeder ganz normalen, gesunden Persönlichkeit zugrunde liegen“, schlussfolgern die Autorinnen und Autoren aus den Daten. „Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Personen mit großer Reizbarkeit eher als andere zu Gefühlen wie Ängstlichkeit neigen, die sich bis zu Panikattacken steigern können.“
Schumacher lehrt Humangenetik an der Philipps-Universität. Forstner leitet eine Nachwuchsgruppe am Marburger Institut für Humangenetik. Erst vor Kurzem veröffentlichte er eine große genetische Studie zur bipolaren Störung.
Neben Marburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern arbeiteten zahlreiche Fachleute deutscher sowie europäischer Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen an der Studie mit. Aus Deutschland beteiligten sich neben der Philipps-Universität unter anderem die Universitäten Würzburg und Bonn, die Charité Berlin und das Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München an den Untersuchungen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie weitere europäische Fördereinrichtungen unterstützten die zugrundeliegende wissenschaftliche Arbeit.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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