Als sich im November 2016 der Terroranschlag auf das „Bataclan“ jährte, wurde in Paris eine Ausstellung dazu präsentiert. Gut 100 Künstler haben ein Plakatmotiv des Kulturzentrums bearbeitet. Eine Auswahl davon ist ab Sonntag (9. April) in Marburg zu sehen.
„Für uns ist die Ausstellung ein sehr spannendes Projekt“, erklärte Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach bei der Vorstellung des Vorhabens im Rathaus. Dabei handele es sich um ein Projekt, das zu Marburg als weltoffener Stadt passe.
Das Rahmenprogramm in Marburg setzt sich mit Gewalt, Toleranz sowie Religion und Gesellschaft auseinander. Zur Eröffnung werden hochrangige Gäste wie der Wissenschaftler und Publizist Prof. Dr. Alfred Grosser erwartet.
Mit der – inzwischen seit 56 Jahren bestehenden – Städtepartnerschaft zu Poitiers gebe es bereits eine besondere Beziehung zu Frankreich, sagte die Stadträtin. Auch der Fachdienst Kultur fühlte sich dem Projekt schnell verbunden. Marburg ist die erste Station der Kunstwerke außerhalb von Paris.
Die Ausstellung wolle und könne keine Fragen beantworten. „Sie soll einen Rahmen für Diskussionen bieten“, erklärte Kariona Kupka vom Fachdienst Kultur der Universitätsstadt Marburg.
Als sie im vergangenen Jahr einen Freund in Paris besuchte, lernte sie Marjolaine Dégremont kennen. Sie ist eine der Künstlerinnen, die an der Ausstellung „Project Ba-ta-Clan“ beteiligt sind.
Aus dieser Begegnung entstand die Idee, die Ausstellung nach Marburg zu holen, wo eine Auswahl von 60 Exponaten von Sonntag (9. April) bis Mittwoch (26. April) im Rathaus zu sehen ist.
Für die Beteiligten ist die Präsentation der Ausstellung in Marburg ein Projekt „der Solidarität mit den Opfern von Terror und Gewalt“ sowie ein „Symbol für eine freiheitliche Kultur und Lebensweise“. Dégremont schrieb in ihrem Grußwort, dass das Anliegen des „Project Ba-ta-Clan“ der Anstoß einer Debatte sei.
Ausgangspunkt der Kunstwerke war eine Rolle mit alten Werbe-Plakaten aus dem Jahr 1965, die Jacques Fivel in seiner Sammlung wiederentdeckte und weitergab. 106 Künstlerinnen und Künstler haben das historische Plakat umgestaltet. Einige von ihnen waren als Zeugen und Geiseln im „Bataclan“ direkt mit dem Anschlag konfrontiert.
„Die entstandenen Werke spiegeln Terror, Trauma und Trotz“, erläuterte Kupka. Manchmal seien sie witzig oder comichaft. Mal ist das historische Motiv übermalt, der Rahmen mit Ketten versehen oder ein Gitter wurde vor das Bild montiert. Die Ausstellung wirkt in ihrer Gesamtheit.
Zur Vernissage am Sonntag (9. April) werden die beiden Künstlerinnen Marjolaine Dégremont und Philippinne Schaefer aus Frankreich anreisen ebenso wie Generalkonsulin Sophie Laszlo. Der Wissenschaftler und Publizist Prof. Dr. Alfred Grosser, der als Kind mit seiner jüdischen Familie aus Deutschland fliehen musste und sich schon seit den 50er Jahren für die deutsch-französische Aussöhnung und ein freiheitlich-tolerantes Europa einsetzt, wird einen Vortrag zum Thema „Mensch werden lassen – trotz Verzweiflung an der heutigen Welt“ halten.
Für die Eröffnungsveranstaltung im Rathaus – oder bei entsprechend vielen Anmeldungen in der Lutherischen Pfarrkirche – müssen Plätze reserviert werden. Die Anmeldung erfolgt bei der e-Mail-Adresse kultur@ m a r b u r g- s t a d t.de.
Geöffnet wird die Ausstellung vom 9. bis zum 26. April täglich von 11 bis 18 Uhr. An Tagen mit Veranstaltung verlängert sich die Öffnungszeit bis 19 Uhr.
Ergänzend zur Ausstellung findet ein Rahmenprogramm mit zahlreichen Veranstaltungen statt: Am Montag (10. April) referiert der Sozialpsychologe Prof. Dr. Ulrich Wagner von der Philipps-Universität um 19 Uhr im Lomonossow-Keller zu „BA-TA-CLAN, Breitscheidplatz und wir: Auswirkungen der Terror-Bedrohung“. Am Mittwoch (12. April) spricht die Politologin und Islamwissenschaftlerin Dr. Julia Emig vom Hessischen Landesamt für Verfassungsschutz zu „Salafismus – Bedrohungslage in Deutschland ebenfalls um 19 Uhr und ebenfalls im Lomonossow-Keller.
Das nächste Erzählcafé widmet sich am Dienstag (18. April) dem Thema „Toleranz im Alltag – hat sich unser täglicher Umgang durch die Attentate geändert?“. Am Donnerstag (20. April) stellt Prof. Dr. Rachid Quaissa vom Centrum für Nah- und Mitteloststudien (CNMS) die Frage „Fördert die westliche Politik im Nahen Osten den islamistischen Terrorismus?“
Am Montag (24. April) organisiert das Zentrum für Konfliktforschung (ZfK) ein Gespräch zu „Religionen, Toleranz und Gewalt – in Schriften, Geschichte und Gegenwart“ um 19 Uhr im historischen Saal des Rathauses. Die Religionswissenschaftlerin Edibe Hertel aus Fulda spricht am Dienstag (25. April) um 19.30 Uhr im Jüdischen Kulturzentrum über „Die Situation der Christen in Syrien, im Irak und in der Türkei“.
Weitere Begleitveranstaltungen außerhalb des Ausstellungszeitraums sind Vorträge von Dr. Kamal Sido über „Die Kämpfer im Zeichen des Kreuzes“ am Donnerstag (6. April) um 19 Uhr im Historischen Saal des Rathauses und des koptischen Generalbischofs Anba Damian über „Die Märtyrerkirche in Ägypten: die Kopten“ am Mittwoch (3. Mai) um 19.30 Uhr im Erwin-Piscator-Haus (EPH) sowie der Auftritt von „Les Yeux d’la Tête“ aus Paris mit einer BA-TA-CLAN-Bilderschau im Foyer des Kulturzentrums KFZ am Dienstag (9. Mai) um 20.30 Uhr. Alle Informationen zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm sowie den Ausstellungskatalog gibt es auf der Homepage der Universitätsstadt Marburg unter www.marburg.de/ba-ta-clan“>www.marburg.de/ba-ta-clan.
* pm: Stadt Marburg