Frauen und Flucht: Neuer Themenweg auf den Spuren von Marburgerinnen

Der mittlerweile neunte Themenweg durch Marburg widmet sich „Marburgerinnen“. Damit hat die Stadt eine weitere Attraktion für Touristen und Einheimische geschaffen.
Marburg ist eine Stadt mit fast 800-jähriger Geschichte, großem historischen Interesse der Bürgerschaft und historischer Neugier der Touristen. Der Fachdienst Kultur hat für sie alle sowohl die historischen Hinweisschilder auf bedeutende Persönlichkeiten als auch die populären Themenwege im Stadtraum entwickelt.
Für die historischen Hinweistafeln – in Emaille mit rotem Marburg-M auf blauem Hintergrund – gelten als Kriterien die überregionale Bekanntheit der jeweiligen Persönlichkeit außerhalb ihrer Fachgrenzen, eine relevante Aufenthaltszeit in Marburg sowie das Vorhandensein von Wohnhaus oder Wirkungsstätte. Gerade das erste Kriterium der überregionalen Bekanntheit ist in einer patriarchalisch geprägten Geschichte zumindest bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Hürde für Frauen. Entsprechend weisen von den insgesamt 45 Hinweistafeln in Marburg nur 17 – und damit nur ein gutes Drittel – auf bedeutende Frauen hin.
Als Ausgleich für diesen Umstand hat der Fachdienst Kultur einen eigenen Themenweg „Marburgerinnen“ erstellt. Er ist der mittlerweile neunte Themenweg in der Stadt.
„Frauen haben für die humane Entwicklung der Stadt Marburg einen mindestens ebenso großen Beitrag geleistet wie Männer; deshalb ist dieser Themenweg absolut angemessen“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Fachdienstleiter Dr. Richard Laufner erinnerte bei der Vorstellung der „Marburgerinnen“ an sein Versprechen zum Abschied von Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach: „Kerstin Weinbach hat immer auf die Repräsentanz von Frauen gepocht. Deshalb ist ihr dieser Themenweg gewidmet.“
Autorin auch dieses Themenwegs ist Gesa Coordes: „Es war uns bei diesem Stadtspaziergang ein Anliegen, die weibliche Seite Marburgs nicht nur historisch zu zeigen. Wer auf dem Themenweg, der eigentlich aus zwei Rundgängen besteht, spaziert, findet deshalb auch die Wirkungsstätten von Unternehmerinnen – dazu gehören die Kinobetreiberin Marion Closmann und die Tapetendesignerin Hilde Eitel – und eine Station für blinde Frauen wie VdK-Präsidentin Verena Bentele und die Abenteurerin Sabriye Tenberken. Außerdem haben wir auch weniger bekannte Frauen wie Marie-Luise Hensel in den Stadtspaziergang aufgenommen. Sie gehört zu den seltenen ‚Gerechten unter den Völkern‘, die mit einem Baum in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem geehrt wurden, weil sie ihr Leben riskierte, um Jüdinnen und Juden zu retten.“
An 14 Stationen führt der Themenweg „Marburgerinnen“ vorbei. Insgesamt verweist er auf 34 Frauen. Sie werden im zugehörigen zwölfseitigen Faltblatt mit Übersichtsplan vorgestellt.
Erhältlich ist er im Tourismusbüro der Marburg Stadt + Land Tourismus (MSLT) im Erwin-Piscator-Haus (EPH). Neben ihm gibt es dort noch acht weitere Themenwege: Behring-Route, Blindenstadt Marburg, Grimmstadt Marburg, Grimm-Dich-Pfad, Jüdisches Marburg, Reformations-Route, Schloss-Areal, Uni-Route.
Ebenfalls ein Beitrag für Geschichtsinteressierte ist die neue Liste der Straßen mit Namen bedeutender lokaler Persönlichkeiten, die der Fachdienst Kultur zusammengestellt hat. „Gerade Neubürgerinnen und -bürger, die nach Marburg ziehen, wollen gerne wissen, nach wem ihre Straße benannt ist“, berichtete Laufner. „Das ist bei einer Mozart- oder Goethestraße kein Problem, wohl aber bei Straßennamen, die sich auf lokale Persönlichkeiten beziehen, die nicht unter Google zu finden sind.“
Die alphabetisch geordnete Liste über Marburger Berühmtheiten mit Straßennamen ist ein Beitrag zur Erinnerungskultur. Sie ist im Internet unter www.marburg.de/strassennamen zu finden.

* pm: Stadt Marburg

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