Neue Wege in der Versorgung von Herzerkrankungen beschreitet die Philipps-Universität. Die Marburger Allgemeinmedizin leitet eine bundesweite Studie zur koronaren Herzkrankheit.
Brustschmerzen können auf viele Erkrankungen hinweisen. Häufig besteht bei Patientinnen und Patienten mit Brustschmerzen der Verdacht auf eine chronische koronare Herzkrankheit (KHK). Unter der Führung des Instituts für Allgemeinmedizin der Philipps-Universität Marburg startete im Juli ein bundesweites Projekt zur Erforschung eines neuen ambulanten Versorgungsweges für diese Patient*innen.
Unter dem Titel „Innovatives Management für Patientinnen und Patienten mit erstmals aufgetretenen stabilen Thoraxschmerzen“ – oder auf Englisch „Improved Management of Patients with Recent-Onset Stable Chest Pain“ –
(IMPRO) wird eine interdisziplinäre Methode zur ambulanten Diagnose und Versorgung von Patient*innen mit Verdacht auf KHK untersucht. Das Projekt wird für 39 Monate mit insgesamt etwa 9,4 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert. Auf Marburg entfallen davon etwa 1,5 Millionen Euro. „Ziel unserer Studie ist es, die Wirksamkeit einer neuen Versorgungsform –
unter Einbezug der Computertomographie (CT) des Herzens – zu testen“, erklärte Prof. Dr. Annika Viniol, die das Projekt leitet und die Konsortialführung übernommen hat. „Die Ergebnisse dieser Studie haben das Potenzial, die zukünftigen Versorgungswege von KHK-Patient*innen grundlegend zu verändern.“
Der federführende Antragsteller Prof. Dr. Dr. Marc Dewey ergänzte, dass „insbesondere durch die sektorenübergreifende Zusammenarbeit in IMPRO klinische Ergebnisse bei Patient*innen mit erstmals aufgetretenen stabilen Thoraxschmerzen verbessert werden könnten.“ Zum Leitungsgremium in Marburg gehören auch Dr. Veronika van der Wardt, Dr. Jörg Haasenritter, Dr. Julia Heisig und Prof. Dr. Norbert Donner-Banzhoff.
Mit über 3.300 Patient*innen, 30 Forschungspartnern und 16 beteiligten Regionen gehört „IMPRO“ zu den größten interdisziplinären sektorenübergreifenden Studien, die mit Mitteln des Innovationsfonds durch den Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert werden. Bundesweit nehmen über 300 hausärztliche und kardiologische Praxen sowie 22 – von der Deutschen Röntgengesellschaft zertifizierte – CT-Zentren an der Studie teil. Patient*innen mit entsprechenden Beschwerden werden in zwei Phasen begleitet.
In der Kontrollphase erfolgt die Versorgung wie bisher üblich. In der anschließenden Interventionsphase wird die neue interdisziplinäre Methode zur Diagnose und Versorgung angewendet. Ziel ist dabei, herauszufinden, welcher Versorgungsweg sich langfristig besser bewährt. Das Projekt orientiert sich dabei an der Nationalen Versorgungsleitlinie zur KHK.
„Mit der Leitung dieses großen Forschungsprojektes übernimmt die Marburger Allgemeinmedizin eine wichtige Rolle in der Weiterentwicklung der Versorgung bei einer Volkskrankheit“, sagte Dekan Prof. Dr. Michael Hertl vom Fachbereich Medizin. „Ich gratuliere den Verantwortlichen herzlich zu diesem Erfolg.“ Die Versorgung erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen und Ärzten aus der Allgemeinmedizin, Radiologie, Kardiologie und Herzchirurgie in den 16 teilnehmenden Regionen, die sich über zwölf Bundesländer erstrecken.
* pm: Philipps-Universität Marburg