Acht Jahrhunderte: Schröck feiert Ortsjubiläum mit Alleebäumen

Schröck feiert sein Dorfjubiläum. Eine Jahrhundert-Allee zeigt die Dorfgeschichte.
Anlässlich des Dorfjubiläums in Schröck ist am Ortsrand eine „Jahrhundert-Allee“ entstanden. Die frisch gepflanzten Bäume stehen für 800 Jahre Schröck. Dabei weist jede Baumart einen besonderen Bezug zur Dorfgeschichte auf. Stadtrat Dr. Michael Kopatz hat am Mittwoch (9. Juli) gemeinsam mit Vertreter*innen des Ortsbeirats die Jahrhundert-Allee offiziell eröffnet.
Am Ortsrand von Schröck veranschaulichen acht Bäume die nun 800-jährige Geschichte des Dorfes. Begleitet werden sie von bebilderten Info-Tafeln. Ein neunter Baum steht für die Zukunft.
Bei der Eröffnung der „Jahrhundert-Alle“ anlässlich des Dorfjubiläums von Schröck freute sich Stadtrat Dr. Michael Kopatz besonders auf den „Baum der Zukunft“. Das ist der Zürgelbaum. „Der Zürgelbaum ist besonders trockenheitstolerant“, erklärte Kopatz. „Gleichzeitig zeichnet er sich durch seine Kälteresistenz aus. Daher eignet er sich gut als ,Klimabaum‘. Außerdem wird er gerne von Tieren wegen seiner essbaren Früchte besucht und zählt somit zu den Bäumen, die einen Beitrag für die heimische Fauna leisten.“
Der Biologe Christian Geske ist „sehr froh, dass es gelungen ist, hier den Rückblick auf die vergangenen acht Jahrhunderte in Schröck anhand von typischen Baumarten lebendig werden zu lassen“. Der stellvertretende Ortsvorsteher ist Initiator des Projekts. Von ihm stammen auch die Texte für die reich bebilderten Infotafeln vor den Bäumen.
Die Baumreihe startet dabei mit Informationen zur Erle als Symbol für die Zeit vor der Ortsgründung 1225 und der Besiedlung der feuchten Bereiche des Amöneburger Beckens. Dann folgen in Richtung Dorfrand – so, wie auch das Dorf historisch von der Kirche aus gewachsen ist – Bäume zu jedem Jahrhundert und ein „Zukunftsbaum“. Für das 14. Jahrhundert steht die Stieleiche symbolisch für das Bauholz, das zum Häuserbau verwendet wurde. Die Hainbuche war im 15. Jahrhundert in entsprechend geschnittener Form Teil einer Dornhecke als Verteidigungsanlage am damaligen Ortsrand – noch heute zeugt der Straßenname“Dorngasse“ davon. Eine Blutbuche erinnert an die beiden mächtigen – inzwischen beseitigten –
Bäume an der Zugangstreppe Elisabethbrunnen aus dem 16. Jahrhundert. „Meine Lieblingsgeschichte aus der Dorfchronik ist, wie das ,Kerschbäumchen‘ seinen Namen erhalten hat“, erläuterte Geske. Bei dem „Kerschbäumchen“ handelt es sich um eine 300 Jahre alte Roßkastanie am Bildstock Richtung Wittelsberg.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg seien einige Tiroler als Maurer und Steinmetze nach Schröck gekommen. In dieser Zeit (um 1700) wurde die inzwischen gefällte alte Roßkastanie am „Kreuz unter dem Kirschbäumchen“ gepflanzt. Die tiroler Handwerker haben die Roßkastanie „Keschtn“ genannt –
wie die in ihrer Heimat häufige Edel- oder Esskastanie; und daraus wurde dann „Kersch“ für das Kirschbäumchen beziehungsweise „Kerschbäumchen“.
Matthias Nau ist Vorsitzender der Vereinsgemeinschaft und einer der Hauptorganisatoren der Aktivitäten zur 800-Jahr-Feier. Ihm gefalle dagegen die Geschichte zur Zitterpappel am besten. Am FSV-Sportplatz zum Elisabethbrunnen wurde entlang der Gegengeraden eine Reihe Pappeln gepflanzt, die viele Jahre das optische Bild der Sportanlage prägte. Einigen Überlieferungen zufolge wurden die Bäume dort gepflanzt, um Zuschauenden die Sicht zu versperren, die die Fußballspiele des FSV weiter oben vom Hang aus schauten, ohne dafür zu zahlen. Die Wahl fiel dabei auf Pappeln, da sie schnell wachsen. Noch vor der Umwandlung in einen Kunstrasenplatz wurden die Pappeln jedoch wieder gefällt, weil das Laub auf dem Platz überhandnahm und die Feuchtigkeit des Rasenplatzes den Spielbetrieb beeinträchtigte.
Die Jahrhundert-Allee bietet alle Vorteile einer Baumbepflanzung: Schatten, Verdunstung sowie eine regulierende Wirkung für das Mikroklima. Sie sorgt also für Abkühlung beziehungsweise dafür, dass sich die unmittelbare Umgebung weniger aufheizt. „Das Projekt ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie eine Kooperation zwischen politischen Gremien wie dem Ortsbeirat und den städtischen Fachdiensten funktionieren kann, um gemeinsam eine lebenswerte Zukunft für unsere Stadt zu gestalten“, meinte Stadtrat Kopatz.
Finanziert wurde das Allee-Projekt von der Stadt Marburg. Die Gesamtkosten für die Bäume und Infotafeln betragen 7.000 Euro. Die Mitarbeitenden des Fachdienstes Stadtgrün, Friedhöfe und Grünservice haben bei der Umsetzung unterstützt, indem sie die Bäume gepflanzt und die Schilder aufgestellt haben. „Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung war von großem Engagement und viel Wohlwollen geprägt; da kann ich mich nur ausdrücklich bedanken“, betonte auch Geske.

* pm: Stadt Marburg

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