Zum Auszeichnen: Lutherstädte würdigten Einsatz gegen Rechtsextremismus

Mit dem Preis „Das unerschrockene Wort“ hat der Bund der Lutherstädte am Freitag (28. März) Engagement gegen Rechtsextremismus gewürdigt. Damit haben die 16 Städte ein Zeichen für Demokratie gesetzt.
Für ihre Zivilcourage haben Heinz Jürgen Ostermann und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner „Das unerschrockene Wort“ erhalten. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis ist eine Auszeichnung des Bundes der 16 Lutherstädte, zu dem auch Marburg gehört.
„In Zeiten, in denen sich Hass, Hetze, Populismus, rechte Ideologien und Antisemitismus den Weg in unsere Gesellschaft bahnen, beziehen die Preisträger als engagierte Demokraten deutlich Position. „Auch angesichts massiver persönlicher Bedrohungen und tätlicher Angriffe beweisen sie mit ihrer couragierten und mutigen Haltung Unerschrockenheit und Geradlinigkeit, die unsere Anerkennung verdient.“ So lautet ein Abschnitt in der Urkunde, die Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber an die Preisträger übergab.
„Unser Preis der Lutherstädte ist immer noch aktuell“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies im Vorfeld der Preisverleihung. „Wir machen damit Menschen wie Heinz Jürgen Ostermann und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner sichtbar, die unter noch so schwierigen Bedingungen mutig und unerschrocken aufstehen und ihre Stimme gegen Missstände und Unterdrückung erheben und sich gegen Angriffe auf unsere Demokratie wehren.“
Während eines Festakts im Kleinen Goldenen Saal in Augsburg haben Ostermann und Wagner den Preis „Das unerschrockene Wort“ erhalten. Oberbürgermeisterin Eva Weber würdigte in ihrer Begrüßung die Zivilcourage der Preisträger, die laut Urkunde „in vorbildhafter Weise trotz Anfeindungen für ihre persönliche Überzeugung und die Grundwerte unserer Demokratie und gegen Rechtsextremismus eintreten“.
Der Berliner Buchhändler Heinz Jürgen Ostermann tritt mit der Neuköllner Initiative „Rudow empört sich. Gemeinsam für Respekt und Vielfalt“ sowie seiner Buchhandlung „Leporello“ seit 2018 beständig für demokratische Werte, gegenseitigen Respekt, Toleranz und Vielfalt ein. Aufgrund von Schaufensterzerstörung sowie Brandanschlägen steht seine Buchhandlung seit Jahren unter Polizeischutz.
Der Historiker Prof. Dr. Jens-Christian Wagner setzt sich gegen Geschichtsrevisionismus ein – gegen den Versuch Rechtsextremer, ein wissenschaftlich, gesellschaftlich und politisch anerkanntes Geschichtsbild umzudeuten. Der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora engagiert sich unter anderem gegen die Verharmlosung des Nationalsozialismus und Holocaust.
Die Laudatio auf beide Preisträger hielt Karl Freller. Er ist der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten. Ostermann stehe als Vertreter der Zivilgesellschaft für das Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger des Landes. Zugleich inspiriere sein Mut, sich gegen Widerstände zu behaupten und zeige, „dass jede und jeder Einzelne einen Beitrag zur Verteidigung unserer demokratischen Werte leisten kann“.
Vor dem Hintergrund, dass die Zahl der rechtsextremen Straftaten in Deutschland im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht hat, würdigte Freller Wagner als „eine wichtige Stimme des Widerstands gegen rechtsextreme Strömungen, die sich unermüdlich gegen Geschichtsfälschung und Verharmlosung des Nationalsozialismus einsetzt“. Seine Arbeit sei aber zugleich geprägt von einem tiefen Verständnis für die gesellschaftlichen Herausforderungen, die der bedrohliche Rechtsruck – vor allem in den neuen Bundesländern – mit sich bringe.
Den Preis der Lutherstädte selbst würdigte Freller als einen „eindringlichen Aufruf zur Verantwortung“, der an die Macht der Sprache erinnere: „Sie hat die Fähigkeit, zu inspirieren, zu verbinden und zu verändern, aber auch zu verletzen und zu spalten. In einer Welt, die oft von Unsicherheit und Angst geprägt ist, sind es die unerschrockenen Stimmen, die uns daran erinnern, dass wir nicht schweigen dürfen. Diese Stimmen ermutigen uns, die Fragen zu stellen, die andere fürchten.“ Sie seien Leuchttürme des Mutes.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt mit Liedern von Sebastian Krumbiegel Der Leadsänger der Band „Die Prinzen“ engagiert sich selbst – insbesondere mit seinem neuen Album „Aufstehen – Weitermachen“ – für Demokratie und gegen Rechtsextremismus.
Die Universitätsstadt Marburg ist seit Anfang an im Bund der Lutherstädte vertreten. Im April 2019 hat sie die feierliche Verleihung für das zwölfte „Unerschrockene Wort“ ausgerichtet. Der Preis wurde mit einem großen Festakt in der Lutherischen Pfarrkirche an die Frauenrechtlerin und Moscheegründerin Seyran Ates vergeben.
Das 13. „Unerschrockene Wort“ vergaben die Lutherstädte 2020 in Worms an weißrussischen Bürgerrechtlerinnen Weronika Zepkalo, Swetlana Tichanowskaja und Maria Kolesnikowa. Der 14. Lutherpreis 2022 ging dann in Schmalkalden an Zarifa Ghafari aus Afghanistan, die nach der erneuten Machtergreifung der Taliban 2021 fliehen musste und sich auch im Exil weiter für Frauenrechte und Demokratie in ihrer Heimat einsetzt. Weitere Ausgezeichnete sind unter anderem der Theologe Hans Küng, der Liedermacher Stephan Krasczyk, die Journalistin Anna Röpke, Barkeeper Michael Sauer mit seiner Regensburger Initiative „Keine Bedienung für Nazis“, der syrische Rechtsanwalt, Journalist und Menschenrechtler Mazen Darwish, das Ehepaar Horst und Birgit Lohmeyer für ihr „Rockfestival gegen rechts“ oder auch der Friedensnobelpreisträger und frühere Chefredakteur Dimitrij Muratow von der – 2022 verbotenen – russischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ mit seiner Redaktion.
Weitere Informationen zum Preis gibt es unter www.marburg.de/lutherpreis.

* pm: Stadt Marburg

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