Den MarBiNa-Preis hat Nadiia Pozhydaieva-Weber erhalten. Die Auszeichnung wurde der Ukrainischen Biochemikerin am Dienstag (11. März) überreicht.
Es gibt Bakterien, gegen die kein Antibiotikum mehr wirkt. Wie man diese bekämpfen kann erforscht die Ukrainerin Dr. Nadiia Pozhydaieva-Weber. Dafür ist sie nun mit dem Marburger Förderpreis für Bio- und Nanotechnologie (MarBiNa) der Initiative für Bio- und Nanotechnologie (IBiNa) ausgezeichnet worden.
„Antibiotika ist kein Allheilmittel gegen Bakterien, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Manche Menschen vertragen es nicht. Viele Bakterien sind mittlerweile resistent. Was also tun? Dieser Frage widmet sich die Biochemikerin Dr. Nadiia Pozhydaieva-Weber mit Engagement, Klugheit und Mut.“
Für ihre Forschung mit Bakteriophagen, die schon vor mehr als 100 Jahren gegen bakterielle Entzündungen eingesetzt wurden, erhielt Pozhydaieva-Weber nun den MarBiNa-Förderpreis. Ausgelobt wird dieser von der IBiNa. Das ist eine Initiative von Stadt, Universität und Unternehmen.
Pozhydaieva-Weber forscht am Marburger Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie. Dort hat sie Tausende von Kulturen angelegt, um das Verhalten der Bakteriophagen zu studieren. Dabei fand sie einen Weg, Bakteriophagen besser genetisch zu manipulieren, sodass sie gezielter verwendet werden können.
Ihr Ziel ist, eines Tages „Designer-Phagen“ als Medikamente einsetzen zu können. Die Bakterienfresser wirken im Gegensatz zu Antibiotika nämlich nur ganz spezifisch gegen jeweils bestimmte Stämme einer Bakterienart. Die Phagen müssen daher zum jeweiligen Erreger passen und individuell angepasst werden. Ihre Methode, genetisch manipulierte Bakteriophagen auf eine neue, minimal-invasive Art herzustellen, wurde zwischenzeitlich zum Patent angemeldet.
Die 28-jährige Biochemikerin beschreibt die Viren, an denen sie forscht, als „sehr klein, sehr süß und sehr clever“. Sie gerieten in Vergessenheit, weil Antibiotika schneller und unkomplizierter wirkten. Mittlerweile jedoch blüht die Phagenforschung auf.
Laut Pozhydaieva-Weber seien Bakteriophagen auch keine Wundermittel. Bakterien können auch gegen die Phagen resistent werden. „Aber ich bin da zuversichtlich“, sagte Pozhydaieva-Weber: „Sie haben es seit vier Millionen Jahren geschafft, die Bakterien zu bekämpfen.
Die unge Ukrainerin kam mit 16 Jahren erstmals nach Deutschland. Pozhydaieva-Weber stammt ursprünglich aus der Ost-Ukraine. Mit 16 Jahren war sie das erste Mal zum Sprachenlernen in Hilden in der Nähe von Düsseldorf. Sie lebte bei der Familie des damaligen Hildener Bürgermeisters, die sie später auch für die ersten zwei Jahre ihres Biochemie-Studiums in Düsseldorf aufnahm.
Dann folgten Stipendien und ein Auslandssemester im britischen Manchester. Nach Marburg verschlug es sie 2020 durch ihre Promotion. Es lockte der gute Ruf des Max-Planck-Instituts. Sie war aber auch schnell begeistert von der „sehr lebendigen, jungen Stadt mit den vielen liebenswerten Menschen“.
Für die Post-Doc-Zeit zog es die Biochemikerin dann im Sommer 2024 weiter an die niederländische Universität Delft, wo sie nun an multiresistenten Keimen forscht. Sie kann sich aber gut vorstellen, nach Marburg zurückzukehren. Auf jeden Fall will sie zurück nach Deutschland, dessen Gesundheits- und Studiensystem sie begeistert. „Deutschland ist sozial und wirtschaftlich sehr stark“, sagte die Ukrainerin.
* pm: Stadt Marburg