Marburg sagt: „Stopp! Kein Plastik in die Biotonne!“. Biotonnen bekommen Infos „auf den Deckel“.
„Stopp! Kein Plastik!“ wird in Kürze auf den Marburger Biotonnen zu lesen sein. Denn ab Mai wird die gesetzliche Obergrenze für Müll, der nicht in der Biotonne entsorgt werden darf, auf ein Prozent gesenkt. Um den Grenzwert einzuhalten, setzt die Stadt Marburg auf Aufklärung und gibt als ersten Schritt die wichtigsten Infos für sauberen Bioabfall „auf den Deckel“.
Bioabfall ist mehr als nur Müll: Denn die organischen Abfälle eignen sich für die Herstellung von Biogas sowie von qualitativ hochwertigem Kompost für die ökologische Landwirtschaft. Doch das gilt nur, wenn der Bioabfall nicht verunreinigt ist beispielsweise durch Plastik. Andernfalls ist der verunreinigte Bioabfall als Restmüll zu behandeln; und die Entsorgung in der Müllverbrennungsanlage wird teuer.
Nun wird ab Mai die gesetzliche Obergrenze für „Störstoffe“, der nicht in der Biotonne entsorgt werden dürfen, verschärft und auf ein Prozent gesenkt. Das ist ein wichtiger Schritt zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und für den Umweltschutz. Denn Plastik und andere Fremdstoffe können nicht kompostiert werden, gelangen stattdessen in die Umwelt und sogar in die Nahrungskette. Deshalb ist es sinnvoll, dass in die Komposttonne nur das reinkommt, was auch reingehört.
Um das ehrgeizige Ziel zur Einhaltung der Obergrenze zu erreichen, setzt die Stadt Marburg auf umfangreiche Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung. Ein zentraler Bestandteil dabei ist die Aktion „Stopp! Kein Plastik“, bei der Biotonnen mit entsprechenden Hinweisen beklebt werden. Neben der Aufschrift „Kein Plastik“, die in mehreren Sprachen zu lesen ist, zeigen Symbole, wie Bioabfälle richtig entsorgt werden: am besten geschieht das lose oder in Papiertüten und notfalls in kompostierbaren Biofolien.
„Grundsätzlich ist die Qualität der in Marburg gesammelten Bioabfälle zufriedenstellend“, erklärte Bürgermeisterin Nadine Bernshausen. „Aber es gibt auch immer wieder unerfreuliche Überraschungen, wenn die Müllfahrzeuge geleert werden.“ Denn die Mitarbeitenden der Kompostierungsanlage in Cyriaxweimar finden oft auch viele Plastiktüten im Biomüll und mit Batterien und Spraydosen sogar gefährliche Fremdstoffe.
Wo Marburg mit der Qualität seiner Bioabfälle genau steht und welche Touren besonders belastet sind, sollen zwei Störstoffanalysen ermitteln. Dabei werden Proben aus Sammelbehältnissen wie Biotonnen oder Sammelfahrzeugen untersucht. Die Analyse soll aufzeigen, wie viele Störstoffe – also Materialien, die nicht in die Biotonne gehören – im Biomüll entsorgt wurden und wie sie sich zusammensetzen. Solche Störstoffe sind beispielsweise Plastik, Metall- und weitere Anteile.
Die Störstoffanalysen sollen im Februar starten und voraussichtlich im März abgeschlossen sein. „Diese Daten sind wichtig, damit wir wissen, wo Aufklärungsbedarf herrscht und wir ansetzen müssen, um den Grenzwert einhalten zu können“, sagte Sven Bratek. Er ist der Leiter der Kompostierungsanlage Cyriaxweimar. „Plastik kommt immer zurück“, warnte Bratek.
Untersuchungen legen nahe, dass Menschen wöchentlich bis zu fünf Gramm Mikroplastik zu sich nehmen. Das entspricht in etwa dem Gewicht einer Kreditkarte. Darüber hinaus kommen für alle Bürgerinnen und Bürger steigende Entsorgungskosten hinzu, wenn die verunreinigten Bioabfälle wegen des hohen Anteils an Störstoffen nach den gesetzlichen Vorgaben teuer als Restmüll entsorgt werden müssen.
Zum Erreichen des Ein-Prozent-Ziels braucht es die breite Unterstützung der Bevölkerung. Die Stadt Marburg setzt dafür auf umfassende Informationen und Sensibilisierung für das Thema. Ein erster Schritt ist die Beklebung der Biotonnen mit „Stopp! Kein Plastik“-Aufklebern. Diese Aufkleber erinnern vor dem Einwerfen der Küchenabfälle daran, dass Plastiktüten in der grünen Tonne nichts zu suchen haben und zeigen den richtigen Weg auf.
„Ergänzt wird diese Maßnahme durch Vor-Ort-Beratungen der Praxis GmbH“, ergänzte Helena Lotz vom Fachdienst Umwelt, Klima- und Naturschutz, Fairer Handel. „Zudem möchten wir gerne die Ortsbeiräte und die Stadtteilgemeinden mit ins Boot holen.“
Auch die aktualisierte Broschüre „Abfälle richtig sortiert? Abfallvermeidung ist Klimaschutz“ bietet Antworten auf Fragen zur richtigen Abfallsortierung. Darüber hinaus enthält sie Tipps zum umweltfreundlichen und verpackungsarmen Einkaufen, denn: Wenn keine Abfälle entstehen, muss auch nichts recycelt oder entsorgt werden. Die Borschüre kann auf der Homepage der Stadt Marburg heruntergeladen werden und findet sich unter www.marburg.de/abfall. Die Druckversion wird in Kürze erhältlich sein.
Kartoffelschalen und andere eher feste oder trockene Küchenreste können problemlos lose in die Tonne gefüllt werden. Alles andere ist gut aufgehoben in Zeitungspapier oder Papiertüten, die es überall im Handel gibt. Als „Notlösung“ ebenfalls im Angebot sind Abfalltüten aus sogenannter „Biofolie“.
Mittlerweile sind sie ausreichend schnell kompostierbar und finden sich nicht als Folienrest im Kompost wieder. Wichtig ist jedoch, diese Tüten nicht zu verknoten, da sonst ihr Inhalt für die Produktion von Biogas verloren ist. Nachfragen zu kompostierbaren Stoffen werden gerne von den Fachdiensten der Stadt beantwortet.
In Marburg werden bereits seit Ende der 90er Jahre Küchen- und Gartenabfälle in der Biotonne erfasst und auf der Kompostierungsanlage in Cyriaxweimar verwertet. So versorgt die Anlage allein 400 Marburger Haushalte im Stadtwald regional und nachhaltig mit Strom und Wärme. Dazu kommt das Endprodukt der Kompostierung: Das ist hütegesicherter Qualitätskompost. Diesen hochwertigen Kompost können sich Gartenbesitzer*innen auf der Kompostierungsanlage zweimal im Jahr sogar kostenlos abholen.
* pm: Stadt Marburg