Der Marburger Professor Ivica Grgic wurde mit dem Zukunftspreis Nephrologie gewürdigt. Er arbeitet dort, wo Science Fiction auf Wirklichkeit trifft.
Für Ivica Grgic ist die Zukunft schon längst im Alltag angekommen: im „XR-Lab“ der Marburger Universitätsmedizin erforscht er die Potenziale immersiver Technologien in der Medizin an der Schnittstelle zur künstlichen Intelligenz. Seine innovativen Leistungen im Projekt „Immersive Technologien in der Nephrologie der Zukunft“ würdigt die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie mit dem „Zukunftspreis Nephrologie 2024“. Mit diesem Preis zeichnet die Fachgesellschaft innovative Forschungsarbeiten aus interdisziplinären Forschungsfeldern mit hoher Dynamik wie beispielsweise der digitalen Medizin aus.
„Wir suchen Wege, wie Patienten von technologischen Entwicklungen profitieren können und beispielsweise während stundenlanger Dialyse-Behandlung mental in eine entspannende Wald-Landschaft eintauchen“, erklärte der Medizinforscher, der sich einen Ruf als international gefragter Experte auf dem Gebiet der AR-, VR- und XR-Technologien und ihrer Anwendung in Therapie und medizinischer Lehre erarbeitet hat. „Mit der passenden didaktischen und therapeutischen Einbindung bieten diese Technologien –
gerade an der Schnittstelle zur künstlichen Intelligenz enormes Potenzial.“ Außerdem hat Grgic mit seinem Team in einer kollaborativen Anstrengung einen komplexen virtuellen „nephrologischen Notfallpatienten“ – einen sogenannten „Avatar“ – konzipiert und entwickelt, der ein gezieltes Simulationstraining im leitlinienkonformen Umgang mit speziell dieser Patientengruppe ermöglicht, um für sie im echten Leben die bestmögliche Versorgung zu erreichen.
Grgic ist Internist, Nephrologe und Hypertensiologe. Der Professor für Transplantationsnephrologie ist Leiter des Nephrologischen Forschungslabors und Gründer sowie Leiter des „XR-Labors“ an der Philipps-Universität. Zu den Schwerpunkten seiner translationalen Arbeit gehören die Erforschung von Pathoprozessen in der Niere, zelltypspezifische Transkriptomsanalysen unter Anwendung bioinformatischer Tools und hochauflösendes Deep-Imaging komplexer Gewebsarchitekturen.
Darüber hinaus beschäftigt er sich mit der Implementierung und Weiterentwicklung immersiv-technologischer Ansätze wie Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) in der Medizin einschließlich der Schnittstellen zur Künstlichen Intelligenz. Im XR-Labor werden innovative Konzepte der räumlichen Bild- und Audiogestaltung, Analysemethoden hochdimensionaler Datensätze und Kompetenzen fördernde virtuelle Simulationstrainings genutzt und erforscht. Neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn sollen die Potenziale immersiver Technologien der Aus- und Weiterbildung neuer Generationen von Ärztinnen und Ärzten dienen sowie die Möglichkeiten der Patientenversorgung in der Medizin erweitern und optimieren.
* pm: Philipps-Universität Marburg