Eine tschechische Schülergruppe ist derzeit zu Gast in Marburg. Ihr Besuch soll Begegnung, Austausch und Sprachkenntnisse fördern.
Bürgermeisterin Nadine Bernshausen hat Schülerinnen und Schüler aus Tschechien im Rathaus empfangen. Sie besuchen für zwei Wochen das Gymnasium Philippinum im Rahmen eines Sprachstipendiums des Pädagogischen Austauschdienstes. Das Philippinum ist bereits seit 1976 Teil des Begegnungsprogramms.
„Herzlich Willkommen in Marburg, unserer historischen Stadt, die stark von der Philipps-Universität, dem international renommierten Universitätsklinikum und dem international sehr bedeutenden Pharmastandort der Behringwerke geprägt ist, benannt nach dem ersten Nobelpreisträger für Medizin Emil von Behring“, begrüßte Bürgermeisterin Bernshausen die Gruppe aus Tschechien im Historischen Saal des Rathauses. „Ihr alle seid ihm Rahmen eines Sprachstipendiums hier und eure Deutschkenntnisse sind so gut, dass ihr auf dem Weg seid, das Deutsche Sprachdiplom zu erhalten und damit an einer deutschen Hochschule oder Universität studieren zu können. Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn es euch hier gefällt und es euch für euer Studium wieder nach Marburg zurückzieht.“
Die Schülerinnen und Schüler im Alter von 17 bis 18 Jahren stammen aus allen Teilen Tschechiens. Alle tschechischen Jugendlichen besuchen in ihren jeweiligen Heimatstädten eine Schule, an der Deutsch als Fremdsprache (DaF) unterrichtet wird. An diesen Schulen können sie am Ende ihrer Schulzeit das Deutsche Sprachdiplom zu erwerben. Das ermöglicht es ihnen, an einer deutschen Universität oder Hochschule zu studieren.
Die Gruppe besucht Marburg im Rahmen eines Sprachstipendiums des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD). Das Stipendium läuft beim PAD unter dem Namen „“eutschlandPlus“.Beim PAD handelt es sich um eine Unterabteilung des Bundesaußenministeriums mit Sitz in Bonn. In diesem Programm besuchen jährlich Schülerinnen und Schüler aus rund 18 –
meist europäischen – Nationen deutsche Schulen in nahezu allen Bundesländern. An diesen Schulen bleiben sie zumeist für einen Zeitraum von zwei Wochen. Während ihres Aufenthalts in Marburg besuchen sie das Gymnasium Philippinum. Dabei werden sie von dem tschechischen Begleiter Vojtech Korec betreut, der sie zudem ein bis zwei Stunden am Tag im Bereich Grammatik/Wortschatz unterrichtet.
Insgesamt erhalten die Schülerinnen und Schüler täglich rund sechs Stunden Unterricht in deutscher Sprache. Den weiteren Unterricht erteilen verschiedene Lehrkräfte des Gymnasiums. Inhaltlich konzentrieren sich die Lehreinheiten auf deutsche Literatur, Geschichte, Geographie, Musik sowie aktuelle politische, wirtschaftliche oder soziale Themen.
Für die tschechischen Jugendlichen ist es eine besondere Auszeichnung, von ihren jeweiligen Schulen für dieses Stipendium ausgewählt zu werden. Daher nehmen die Jugendlichen mit einer großen Motivation am Deutschlandbesuch teil.
Das Gymnasium Philippinum ist diesem Begegnungsprogramm seit 1976 verbunden. Anfänglich waren es Besucherinnen und Besucher aus Schweden, seit 1998 Gruppen aus der Tschechischen Republik und 2022 einmalig eine Gruppe aus Ungarn. Kaum eine andere Schule in Deutschland ist länger Teil des Programms als das Philippinum in Marburg.
Während ihres Aufenthalts sind die Schülerinnen und Schüler in Gastfamilien mit einem oder mehreren Kindern im Alter des Gastes untergebracht. Das soll den Austausch zwischen den Schüler*innen und Familien sowie den Ausbau der Sprachkenntnisse zusätzlich fördern.
Neben dem Unterricht stehen mehrere Exkursionen in die Region auf dem Programm. So gibt es gemeinsame Unternehmungen am Nachmittag wie zum Beispiel Bootsfahrten auf der Lahn, Stadtführungen, eine Stadtrallye, ein Besuch im International Office der Philipps-Universität und einen Abschlussabend. Daneben gibt es drei Tagesexkursionen nach Frankfurt, Kassel, Mainz und zur Loreley. Zudem geht es auf eine Wanderung mit geographisch-historischem Schwerpunkt über die Lahnberge zum Frauenberg.
Eine weitere Exkursion führt die Teilnehmenden nach Stadtallendorf. Schwerpunkt des Besuchs sind die Stadtentwicklung von den Anfängen während der Zeit des Nationalsozialismus` hin zu einem multikulturellen Wirtschaftsstandort. An den Schulbesuch schließt sich seit einigen Jahren ein viertägiger Städte-Trip nach Berlin an, bevor die Gäste wieder in ihre Heimat reisen.
„Genießt euren Aufenthalt, denn es wird eine Zeit sein, die ihr niemals vergessen werdet“, sagte Bürgermeisterin Bernshausen. „Ein solches Programm wäre ohne engagierte Lehrkräfte vor Ort nicht umsetzbar. Daher möchte ich den Lehrkräften unseres Gymnasiums Philippinum herzlich für ihren Einsatz danken, insbesondere Martina Hensche und Rainer Hermann, die das Begegnungsprogramm seit vielen Jahren begleiten und organisieren.“ Gerade in der heutigen Zeit sei es besonders wichtig, den internationalen Austausch und das gegenseitige Verständnis zwischen jungen Menschen zu fördern.
„Es war mir schon immer ein Anliegen, junge Menschen verschiedener Nationen zusammenzubringen, um mit Vorurteilen aufzuräumen und ihnen vorzubeugen“, erklärte Rainer Hermann. „Deswegen begleite ich das Programm auch gerne noch nach meiner Rente weiter.“ Hermann bedankte sich zudem für die finanzielle Unterstützung der Stadt Marburg für das Projekt einschließlich der Freikarten für die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Gäste für das Marburger AquaMar.
* pm: Stadt Marburg