Am Rudolphsplatz zeigt die Künstlerin Gina Bolle ihr „Gardinenstück“. Das hat die Stadt am Mittwoch (28. August) angekündigt.
Die Marburger Künstlerin Gina Bolle zeigt ab Donnerstag (5. September) um 18 Uhr ihr großformatiges „Gardinenstück“ in den Kunstvitrinen am Rudolphsplatz. Es hinterfragt, wie das Medium Fotografie zur Durchsetzung von Macht zweckentfremdet werden kann. Bolle will ihr Werk als Kritik an der systematischen Unterdrückung von Menschen – insbesondere Frauen – verstanden wissen.
Mit ihrer Arbeit „Gardinenstück“ setzt sich die interdisziplinäre Künstlerin kritisch mit der Wirkungskraft der visuellen Bildkultur auseinander. „Bilder sind in der Lage, Realitäten zu erschaffen und zu formen“, erklärte die Künstlerin. Sie können genutzt werden, um Ideologien zu propagieren und Emotionen hervorzurufen.
Bei ihrer Recherche fand Bolle Beispiele von der Propagandafotografie aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bis hin zur heutigen Meme-Kultur, die Gewalt zwar nicht bildlich zeigten, aber dennoch intendierten, um als Manipulationsinstrumente Machtstrukturen zu stärken und Narrative zu fördern. „Gardinenstück“ nimmt diese Gedanken künstlerisch auf und lässt sie zu einem „Bilderkonflikt“ werden.
Dieser Konflikt ist aus unterschiedlichen Schichten aufgebaut: Die Bilder wurden auf den Stoff transferiert, übermalt und überklebt, um dieser Art von Fotografie keinen neuen Raum zu bieten. Die Arbeit Bolles will auf diese Weise ein visuelles Bildergedächtnis darstellen, in dem alles miteinander zusammenhängt und verwoben ist.
Die Wahlmarburgerin Bolle betreibt ein Atelier in Dautphetal. Für ihre Arbeit in der „Sculpture, Installation and New Media Artist Residency“ an der School of Visual Arts in New York City erhielt sie im Juni 2024 ein Stipendium von der Stadt Marburg.
Zum Ausstellungsort für „Gardinenstück“ wurden die Vitrinen in der Passage des Marburger Rudolphsplatzes. Der Ort wird seit 2022 als Ausstellungsort im öffentlichen Raum genutzt. Die Federführung dafür übernimmt die „AG Kunst“, die ortsansässige Gastronomie und der Fachdienst Kultur.
Die „AG Kunst“ ist eine Initiative aus verschiedenen Kunstinstitutionen und Einzelpersonen Marburgs. Interessierte Künstlerinnen und Künstler können sich mit Projektideen bei den – in der AG Kunst vertretenen – Institutionen BBK Mittelhessen, KunstWerkStatt, Kunstverein, KulturNetzwerkFotografieMarburg, Institut für Bildende Kunst oder dem Fachdienst Kultur bewerben. Die AG berät über die Bewerbungen und stellt so ein Jahresprogramm für den Rudolphsplatz zusammen.
Kriterien für die Auswahl sind die künstlerische Qualität der Projekte und die Motivation der Bewerbenden. Eine Projektskizze mit Beispielarbeiten, einem kurzen Lebenslauf und einer Kostenschätzung zur Umsetzung sind als Erstbewerbung ausreichend – ein künstlerischer Abschluss ist nicht notwendig.
* pm: Stadt Marburg