Pornografie und psychotherapie: Forschungsprojekt sucht Betroffene

Ein neues Forschungsvorhaben widmet sich der „zwanghaften“ Nutzung von Pornografie. Dafür sucht der Psychologe Michael Odenthal von der Philipps-Universität Betroffene.
Das Projekt „P0rnLoS – Leben ohne Suchtdruck“ hat inzwischen seine länderübergreifende Psychotherapiestudie zur Pornosucht gestartet. Unter der Projektleitung von Prof. Dr. Rudolf Stark von der Justus-Liebig-Universität Gießen und in Kooperation mit den Universitäten der Städte Mainz, Frankfurt, Marburg, Trier, Landau, Saarbrücken und einem Standort in Kassel hat es bereits hunderte Betroffene akquirieren können. Ziel ist die Erprobung neuer – wissenschaftlich fundierter – Psychotherapieansätze bei der „Pornografienutzungsstörung“, wie die Pornosucht offiziell heißt.
Damit haben Betroffene auch in Ihrer Stadt (und Umgebung) die Möglichkeit, speziell ausgerichtete psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der Anmeldezeitraum erstreckt sich bis Herbst 2024. Die Studie wird zunächst in den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland durchgeführt, bei Erfolg sollen die neuen Therapieansätze bundesweit eingeführt werden.
Obwohl die Erkrankung nach neuesten Erkenntnissen alles andere als ein „Randphänomen“ zu sein scheint, gibt es bisher wenig Behandlungsangebote für Hilfesuchende. Konservative Schätzungen gehen von zirka 1.000.000 Betroffenen in Deutschland aus.
„Das möchten wir gerne ändern“, erklärte der Psychologe Michael Odenthal von der Philipps-Universität am Mittwoch (14. August). Schließlich hat die Pornografienutzungsstörung spätestens seit der Einführung der „zwanghaften sexuellen Verhaltensstörung“ in der Internationalen Klassifikation für psychische Störungen (ICD-11) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an Relevanz gewonnen. Das Projekt „P0rnLoS – Leben ohne Suchtdruck“ wird von der DAK, der Techniker Krankenkasse und anderen Krankenkassen unterstützt und durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit rund 5,4 Millionen Euro finanziert. „Es ist fair, zu sagen, dass diese Studie weltweit einmalig ist.“

* pm: Philipps-Universität Marburg

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