Außenstadtteile ansteuern: Spies bei Sommertour in Hermershausen

„3.000 Schritte mit dem Oberbürgermeister“ führten Dr. Thomas Spies am Freitag (26. Juli) nach Hermershausen. Dort wurden alle Register gezogen.
Bei seiner Sommertour hat Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies Hermershausen besucht. Dabei gab es einige Parallelen zur Dorftour von Oberbürgermeister Dr. Hanno Drechsler vor 50 Jahren sowie viele Ideen und der Wunsch nach Hilfe rund um die Themen Nahwärme, Verkehrsbelastung, Carsharing und multifunktionalen Feldwegen.
Wer in früheren Jahren noch zu Gast in der Hermershäuser Glastanzdiele „HeBa“ war, der erkennt noch einiges von ihr. Dort gibt es einen Tanzboden aus großen Glassteinen, Spiegel in der Decke und an der Wand, Glasmosaike über der Eingangstüre und ganz viel Musik. Heute ist die Atmosphäre aber eine ganz andere.
Als Oberbürgermeister Spies auf seiner Sommertour Hermershausen besuchte und in der „HeBa“ landete, zeigten sich die Räume heute hell, voller Tageslicht und vor allem voller Instrumente. Der neue Eigentümer hatte den Hof gekauft, weil die ehemalige „HeBa“ viel Platz bietet für seine Instrumente. Mehr als 120 Tasteninstrumente stehen heute dort – und zeigen die Geschichte der Entstehung des Harmoniums.
Aus dieser Liebhaberei würde der Besitzer gerne ein Klangarchiv entwickeln und es Studierenden sowie Musikerinnen und Musikern zur Verfügung stellen. Ob sich daraus etwas mit der Stadt entwickeln könne? Die Frage nahm Spies mit, erklärte aber auch, dass es in Marburg eine Vielzahl an einzigartigen Sammlungen gebe und geschaut werden müsse, wie welche unterstützt werden können.
Ein paar Klangproben machte Spies selbst. Der Oberbürgermeister ließ sich aber auch vom neuen Eigentümer zeigen, wie er seine Harmonien spielt. Dabei wurde das ein oder andere Register gezogen.
Damit schloss sich der Kreis zur Tour durch die Außenstadtteile des damaligen OberbürgermeistersDrechsler anlässlich der Gebietsreform vor 50 Jahren: In den Archiven der Stadt findet sich dazu ein Bericht, in dem es heißt, dass Drechsler auf dem Harmonium in der Kirche alle Register gezogen habe – und dass es eine Einkehr in der „HeBa“ zur Bewirtung der Gäste gegeben habe. Besuch der „HeBa“ und die Musik fanden nun – 50 Jahre später in der ehemaligen Diskothek an einem Ort statt.
Ansonsten hat sich in Hermershausen aber viel getan seit der Gebietsreform. Gleiches gilt für Haddamshausen und Cyriaxweimar. Beide Stadtteile waren ebenfalls beim Sommertour-Besuch vertreten.
„Seit der Gebietsreform ist bei uns ein Wandel zu erkennen“, berichtete Ortsvorsteher Hubert Detriche. „Wir sind weniger Dorf und dafür mehr Vorort. Und wir sind zusammengewachsen mit Haddamshausen und Hermershausen insbesondere durch IKEK. Wir sehen uns heute als Verbund.“ IKEK ist ein integriertes kommunales Entwicklungskonzept für die Marburger Außenstadtteile.
„Heute gibt es hier auch ein Bürgerhaus“, bemerkte Spies.“Das war vor 50 Jahren noch nicht da.“ Damals hatten die Hermershäuser aber schon 30.000 Mark dafür angespart.
Auch heute noch zeigten sich die Bewohnerinnen und Bewohner der drei Stadtteile tatkräftig: „Wir wollen uns konstruktiv einbringen und uns gemeinsam weiterbringen – und vermitteln. Wir sehen uns als Säule der Waage zwischen den Einwohner*innen und der Stadtverwaltung und wollen das Gleichgewicht zwischen Bürger*innen und Verwaltung herstellen.“
Dabei planen die Ortsansässigen etwa an einem eigenen Nahwärmenetz, für das sie Unterstützung der Stadt benötigen. Derzeit werde die Konzeptstudie erarbeitet. Danach solle die Machbarkeit überprüft werden.
Außerdem wollen die Bewohnerinnen und Bewohner laut Ortsvorsteher – „wo immer es geht“ – Tempo 30 und weniger Verkehr. Gerade Lastwagen aus Dautphe führen durch den Stadtteil oftmals mit leeren Hängern und zu schnell, was viel Lärm mache. Begrünung und multifunktionale Feldwege, die gemeinsam genutzt werden, standen ebenfalls auf der Themenlistewie auch der Radweg nach Haddamshausen und Carsharing. „Beim Carsharing warten wir gerade die Erfahrung aus den Test-Stadtteilen ab und können damit dann schauen, wie sich die Konzepte auch auf andere Stadtteile übertragen oder ausweiten lassen“, erklärte Spies.
Detriche berichtete, dass vor 50 Jahren diskutiert wurde, ob man zu Marburg oder Weimar gehören wolle. Was wäre besser gewesen für die Entwicklung ihrer Stadtteile? Für die Ortsvorsteher war zum Abschluss klar: „Die Zugehörigkeit zur Stadt hat sehr viele Vorteile mitgebracht. Wir sagen nicht, dass es besser wäre – aber hier wäre es heute sicher anders, wenn wir uns damals anders entschieden hätten.“ Klar ist für die Ortsteile: Sie wollen Dinge weiter zusammen anpacken und für die Menschen vor Ort verbessern.

* pm: Stadt Marburg

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