Marburgerin in Melbourne: Standhartinger zur Präsidentin der SNTS gewählt

Eine Marburger Theologin führt eine internationale Fachgesellschaft an. Prof. Dr. Angela Standhartinger übernimmt den Vorsitz der „Studiorum Novi Testamenti Societas“.


Auf der anderen Seite der Weltkugel hat die renommierte theologische Fachgesellschaft „Studiorum Novi Testamenti Societas“ (SNTS) während ihrer 78. Jahrestagung im australischen Melbourne die Marburger Neutastementlerin Prof. Dr. Angela Standhartinger zu ihrer neuen Präsidentin bestimmt. Das Amt wird jährlich neu an international besonders verdiente Mitglieder der Gesellschaft vergeben und gilt als hohe Auszeichnung. Nach ihrer „Presidential adress“ in Melbourne amtiert sie bis zur nächsten Konferenz im August 2025 in Regensburg.
In ihrem Antrittsvortrag beleuchtete die neue SNTS-Präsidentin den Zusammenhang von Ort und Ritual am Beispiel des Abendmahls. Das städtische Haus galt lange Zeit als Versammlungsort der ersten Gemeinden, neuere Theorien rücken den antiken Friedhof in den Mittelpunkt frühchristlicher Mahlfeiern. Standhartinger beleuchtet Evangelien-Texte, die in Form und Inhalt an Klagelieder oder Passionserzählungen mit anschließendem Trauermahl erinnern und zeigt auf, wie räumliche Kontextualisierungen die Rekonstruktionen der Vielfalt frühchristlicher ritueller Handlungen erweitern können.
Die SNTS ist eine internationale Vereinigung von mehr als 900 Neutestamentler*innen sowie Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Judaistik und älteste Kirchengeschichte, die wichtige Impulse zur Erforschung des entstehenden Christentums setzt und im internationalen Austausch konstruktiv und kritisch diskutiert. Sie trifft sich jährlich an wechselnden Orten des Globus. Die Mitgliedschaft und die Teilnahme an der weltweit führenden Konferenz für die neutestamentliche Wissenschaft setzt bedeutende international sichtbare Forschungsleistungen voraus und gilt als akademische Anerkennung.
Den Impuls zur Gründung der SNTS gab 1937 die ökumenische Bewegung. Auf ihren – seit 1947 jährlich veranstalteten – General Meetings widmete sich „Studiorum Novi Testamenti Societas“ der Förderung neutestamentlicher Wissenschaft in internationaler und überkonfessioneller Perspektive. Die Gesellschaft fördert explizit die neutestamentliche Wissenschaft im asiatisch-pazifischen, osteuropäischen, afrikanischen und lateinamerikanisch-karibischen Raum.
Seit 2000 ist Standhartinger Professorin für Neues Testament an der Philipps-Universität. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehört unter anderem die paulinische Literatur und Theologie, Entstehung frühchristlicher Mahlfeiern, Geschlechterforschung sowie die Untersuchung sozial- und religionsgeschichtlicher Hintergründe des entstehenden Christentums und Frühjudentums. Sie ist Mitglied zahlreicher namhafter wissenschaftlicher Fachgesellschaften, Fachgruppenvorsitzende der Fachgruppe für Neues Testament der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Neues Testament von 2021 bis 2024 und von 2024 bis 2025 Vorsitzende der „Studiorum Novi Testamenti Societas“.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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