Rund 2.500 Bauern haben am Samstag (6. Januar) in Marburg demonstriert. Mit Traktoren fuhren sie stundenlang durch die Stadt.
Zu einer Auftaktkundgebung am Erwin-Piscator-Haus hatten die Landwirtinnen und Landwirte einen Pflug und einen Traktor noch mit Muskelkraft bewegt. Die anschließende Protestfahrt durch Marburg unternahmen sie dann aber mit lautem Geknatter und Gehupe. Klar distanzierte sich der Hessische Bauernverband dabei von Reichsbürgern, Verschwörungstheoretikern, radikalen Randalierern, rechtsextremistischen Gruppen und Umsturzpropagandisten.
Zudem distanzierte sich der Verband ausdrücklich von einer Aktion gegen Vizekanzler Robert Habeck. Landwirtinnen und Landwirte hatten den Bundeswirtschaftsminister am Donnerstag (4. Januar) bei seiner Rückkehr aus dem Urlaub an der Nordseeküste am Verlassen einer Fähre gehindert. Nun hegen Sicherheitsbehörden Befürchtungen, dass Rechtsextreme und Teilnehmer aus der Querdenker-Szene die Proteste unterwandern könnten.
Die größte hessische Protestaktion gegen die beschlossene Einschränkung der Steuerfreiheit von Agrar-Disel ist am Montag (8. Januar) in Wiesbaden geplant. Mit hunderten Traktoren soll dort eine gemeinsame Sternfahrt vom Hessischen Bauernverband (HBV) und Land schafft Verbindung (LsV) stattfinden. Im Verlauf der Woche sind in Hessen zahlreiche weitere Aktionen geplant.
Den Auftakt machte am Samstag (6. Januar) ein Demonstrationszug durch Marburg. Zogen die Teilnehmenden vom EPH aus zunächst zu Fuß durch die Oberstadt, so stiegen sie anschließend in ihre Traktoren und fuhren kreuz und quer durch die Stadt. Durch die Universitätsstraße, die Biegenstraße, die Deutschhausstraße, die Ketzerbach und den Marbacher Weg rollte eine lange Reihe knatternder und hupender Trecker.
Erlaubt sein sollte dabei die Frage, ob die steuerfreien Traktoren bei dieser Fahrt die Umwelt und das Klima mit steuerfreiem Diesel belastet haben. Wenn das Argument der Landwirtschaft, die Einschränkung ihrer Steuerprivilegien bedrohe die Existenz vieler Höfe, tatsächlich stimmen würde, dann dürften die armen existenzgefährdeten Bauern ihr Geld eigentlich nicht mit einer solchen Protestaktion verpulvern. Stattdessen wäre dann ein Fußmarsch wahrscheinlich angemessener, um berechtigte Bedenken nachhaltig zu bekunden.
* Franz-Josef Hanke
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