Sport vernetzt: Bewegungsangebot mit Sprachförderung für Kinder

Das Bewegungsangebot von Spiel und Spaß bis Vereinstraining kommt gut an. Die Stadt hat die „SPORT VERNETZT“-Angebote bereits ausgeweitet.
„SPORT VERNETZT – unter diesem Titel“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Marburg und den Basketballvereinen BC Marburg sowie ALBA Berlin angelaufen, das Bewegungsförderung für Kinder im Alter zwischen drei und zehn Jahren anbietet. Hauptamtliche Trainerinnen und Trainer kommen dafür in Kitas und Schulen, motivieren die Kinder zu Bewegung und fördern Sozial-
sowie Sprachkompetenz. Ob Mädchen-AG, Vereinstraining oder erste Ball(on)spiele für die Jüngsten – das Angebot wird gerne angenommen.
„Sitz, Hase“, ruft Leonie und tippt Aleena an, die sich daraufhin im Schneidersitz auf den Hallenboden setzt. Während Leonie weiterläuft, um noch mehr „Hasen“ zu fangen, sprintet Madina zur sitzenden Aleena, tippt sie ebenfalls an und ruft „Lauf, Hase“. Aleena ist befreit, sie darf weiter mit den anderen Mädchen vor Leonie weglaufen.
„Sitz, Hase – Lauf, Hase“ ist ein Aufwärmspiel, das bei der Mädchen-AG des „SPORT-VERNETZT“-Angebots an der Astrid-Lindgren-Schule (ALS) zum Einsatz kommt. Jede Woche montags ist Trainer Tom Leber in der Sporthalle der ALS und leitet die Mädchen im Alter zwischen sieben und zehn Jahren an mit dem Ziel, Freude an Bewegung zu entwickeln.
Derzeit üben sie sich nach der Aufwärmphase im Basketball, da bald ein Turnier ansteht. Danach stehen Fußball und Badminton auf dem Programm. Den Ball hoch Richtung Decke werfen und in die Hände klatschen, bevor er wieder aufgefangen wird, oder sich vor dem Fangen um die eigene Achse drehen, sind nur einige der kleinen Übungseinheiten, bevor es an Dribbeln durch die Halle geht.
Dabei baut Tom Leber immer wieder kleine Bewegungsspiele ein, bei denen es in erster Linie darum geht, sich an die Regeln zu halten und fair zu bleiben. Es gibt auch kleinere Reflexionseinheiten, etwa wenn die Mädchen nach dem „Eisschollen-Spiel“, das nur in Teamarbeit gemeistert werden kann, darüber sprechen, was gut gelaufen ist und was sie beim nächsten Mal besser machen können. So beinhaltet das Bewegungsangebot auch die Förderung von Sozial- und Sprachkompetenz.
Die Mädchen sind nicht die einzigen, deren Interesse das „SPORT-VERNETZT“-Angebot geweckt hat. Mittlerweile gibt es an der ALS vier Basketball-AGs und sogar ein Vereinsangebot. Das freut Tom Leber besonders, denn ein Ziel von „SPORT-VERNETZT“ ist, die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen für den Sport so zu wecken, dass sie auch dem Vereinssport beitreten.
Aus einer AG hat sich nun ein Vereinstraining entwickelt. Dabei kommt quasi das Vereinstraining direkt zu den Mitgliedern an die Schule. Die acht- bis zehnjährigen Jungs trainieren zwar noch außer Konkurrenz, aber durchaus leistungsorientiert – ein entscheidender Unterschied zu den AGs, erläuterte Leber.
Im August fand die offizielle Auftaktveranstaltung von „SPORT VERNETZT am Richtsberg“ mit rund 25 Teilnehmenden statt – einschließlich einer Fortbildung mit dem Ziel, weitere Interessierte für das Projekt zu gewinnen und das Angebot weiter auszubauen. Unter anderem ging es dabei darum, wie Kinder zu mehr Bewegung motiviert werden können und welche Spiele die Sozialkompetenz fördern. Teilgenommen hatten unter anderem Schul- und Kita-Vertreter*innen, Vereinstrainer*innen, Übungsleiter*innen und Sponsoren.
„Wir sind froh, als Stadt Teil dieser Initiative zu sein“, erklärte Stadträtin Kirsten Dinnebier. „Der Vorteil des Angebots ist offensichtlich: Die Kinder und Jugendlichen müssen nicht erst irgendwo hingehen oder hingebracht werden, um Bewegungs- beziehungsweise Sport-Angebote wahrzunehmen – das Angebot kommt zu ihnen; dahin, wo sie täglich sind, in Kinderbetreuungseinrichtungen oder Schulen. Qualifizierte Sportvereins-Trainer*innen bringen Bewegungsangebote mit, die dazu motivieren, das Leben gesund und aktiv zu gestalten.“
Gestartet war die Umsetzung in der Kita Eisenacher Weg und an der Astrid-Lindgren-Schule am Richtsberg bereits im Sommer 2022. „Inzwischen haben wir das Angebot bereits verdoppelt“, freute sich Leber. So findet das Bewegungsangebot nun auch regelmäßig einmal pro Woche in der Kita Karlsbader Weg statt.
„Das sind dann immer so um die zehn Kinder zwischen drei und sechs Jahren, mit denen wir ein spielerisches Bewegungsangebot umsetzen“, berichtete er. Die Bewegungsspiele, etwa mit Luftballons, schulen unter anderem die Feinmotorik sowie Auge-Hand-Koordination und bereiten im weitesten Sinne bereits auf ein Sporttraining vor. Derzeit leiten fünf Hauptamtliche die AGs an, die selbst regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen können beispielsweise zum Umgang mit Frustrationen.
So gibt es für neue Trainerinnen und Trainer entsprechend Unterstützung, indem sie Ideen und Umsetzungsanleitungen für Bewegungsspiele und -angebote erhalten. Wichtigste Voraussetzungen, die eine Person mitbringen sollte, die gern Trainer*in werden möchte, seien laut Leber allerdings Verantwortungsbewusstsein und „einfach die Lust, Kindern die Freude an Bewegung zu vermitteln“. Wer Interesse daran hat, bei dem „SPORT-VERNETZT“-Angebot mitzuwirken, meldet sich bei Koordinator Tom Leber, leber@bc-marburg.de.
Das Kooperationsprojekt „SPORT VERNETZT“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche aus sozial herausforderndem Umfeld, um sie für Bewegung zu motivieren und für den Vereinssport bis hin zum Profisport zu interessieren. Ziel der bundesweiten Initiative ist es, Kooperationen zwischen Schulen, Kitas und Sportorganisationen auszubauen und soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen durch Bewegungsangebote in Bildungseinrichtungen zu fördern. Das sozialraumorientierte Sportkonzept wird in Deutschland derzeit in mehr als 20 Städten umgesetzt. Initiiert hat es der ehemalige Basketball-Nationalspieler Henning Harnisch – jetzt Vizepräsident von „ALBA Berlin“ – im Jahr 2021.
„SPORT VERNETZT“ ist Teil des umfassenden Konzepts zur Bewegungs- und Gesundheitsförderung der Universitätsstadt Marburg im Zusammenhang mit dem Projekt „Kommunale Bewegungsförderung zur Implementierung der Nationalen Empfehlungen“ (KOMBINE). In diesem Zusammenhang stehen zahlreiche Bewegungsangebote, die der Fachdienst Sport und Bewegung und die Koordinierungsstelle Gesunde Stadt der Universitätsstadt Marburg koordinieren. Anfang 2019 wurde die Stadt Marburg als eine von bundesweit sechs Modellkommunen für das Projekt KOMBINE ausgewählt. Die Förderung erfolgte durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen des GKV-Bündnisses für Gesundheit.

* pm: Stadt Marburg

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