Das neue Familienzentrum im Stadtwald vereint Nachhaltigkeit und Nutzen. Die offizielle Eröffnungsfeier hat bereits am Dienstag (31. Oktober) stattgefunden.
Es ist ein zweigeschossiger Neubau mit einer Rutsche, die auf den Außen-Spielplatz führt, einer Mensa, die zum Vorplatz hin geöffnet und damit vergrößert werden kann und Regenwasser, das zurück in den Wald geleitet wird. Das Familienzentrum Stadtwald in Ockershausen vereint Nachhaltigkeit und Nutzen. Es beheimatet zwei Träger von Kita und Krippe, und steht den Bewohnenden des Quartiers für viele Einsatzmöglichkeiten zur Verfügung.
Das neue Familienzentrum wurde bei einer Feier am Dienstag (17. Oktober) offiziell eröffnet. „Am 2. Dezember 2020 wurde hier in der Rudolf-Breitscheid-Straße der Grundstein für den Neubau des Familienzentrums Stadtwald im Stadtteil Ockershausen gelegt“, berichtete Bürgermeisterin Nadine Bernshausen während der Einweihungsfeier. „Damit wurde mit dem Bau eines Großprojekts begonnen, das wir heute nun gemeinsam offiziell eröffnen.“
Das Familienzentrum beherbergt zwei Träger und deckt ein Betreuungsangebot von Kindern im Alter ab sechs Monaten bis zum Schuleintritt ab. Die Initiative für Kinder-, Jugend- und Gemeinwesenarbeit (IKJG) stellt mit der Krippe für Kinder zwischen sechs Monaten und drei Jahren ein integriertes Angebot in die Gemeinwesenarbeit vor Ort. Träger der evangelischen Kindertagesstätte für Kinder ab drei Jahren ist der Gesamtverband der Evangelischen Kirchengemeinden in Marburg (EKKW).
Die beiden Träger haben das Gebäude, das unter städtischer Bauleitung entstand, im August bezogen. Bürgermeisterin Bernshausen beschrieb die Hintergründe zum Bau des Familienzentrums: „In unseren jüngsten Stadtteil Ockershausen/Stadtwald ziehen vermehrt Familien mit Kindern, die eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung brauchen. Gemeinsam mit den Bewohner*innen wurde entschieden, die beiden bestehenden Einrichtungen zusammenzufassen und einen Begegnungs- und Bildungsort für Familien und Kinder zu schaffen, der den Gedanken der Inklusion lebt und in den Vordergrund stellt.“
Denn auch die im Stadtteil ansässige Bettina-von-Arnim-Schule benötigte Erweiterungsflächen für ihren ebenso steigenden Bedarf. So entstand unweit des zweigeschossigen Neubaus für Krippe und Kita unter der Bauträgerschaft der Bettina-von-Arnim-Schule außerdem ein neues Schulgebäude für die Grundschule im Stadtwald, das ab November von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrenden genutzt wird. Beide Gebäude sind über die zugehörigen Außengelände miteinander verbunden. So wurde ein Ort mit vielseitigen Nutzungen geschaffen, um den Gedanken der Inklusion übergreifend zu realisieren.
Die Eröffnungsfeier haben Krippe, Kita und Schule entsprechend gemeinsam mit musikalischen Beiträgen gestaltet. „Ich möchte allen Beteiligten, die diesen Bau ermöglicht haben, meinen herzlichen Dank aussprechen“, , sagte Ortsvorsteher Ludwig Schneider. „Besonders freue ich mich darüber, wie hier die Nachhaltigkeit bei den Planungen und dem Bau berücksichtigt wurde.“
Auch Geschäftsführer Roland Freitag von der Bettina-von-Arnim-Schule bedankte sich bei allen Beteiligten: „Initiative, Engagement und Durchhaltevermögen zahlen sich aus, das können wir heute hier sehen, denn die Idee für ein solches Zentrum ist bereits 2016 entstanden. Seitdem haben wir oft zusammengesessen und geplant, was wir uns wünschen und brauchen und dann 2017 gemeinsam festgelegt, was heute hier steht.“
Die Verbindung von inklusiver Schule und Betreuungsangeboten wurde in der Freianlagenplanung auch optisch unterstrichen: Für Krippen-, Kita- und Schulkinder gibt es einen gemeinsamen Vorplatz mit einer Hol- und Bring-Zone an der Straße und einer gemeinsam nutzbaren Eingangszone. Offene Übergänge zwischen den unterschiedlichen Einrichtungen sind Teil der Konzeption. Die Zugänge zum Gebäude wie auch das Gebäude selbst sind barrierefrei.
Auf dem Außengelände finden sich Terrassenflächen mit niedrigen Sitzmauern und ein Spielbereich mit einer Sandfläche für die Kinder unter drei Jahren. Daran grenzt eine Rasenfläche mit Möglichkeiten zum Klettern, Balancieren und für Rollenspiele. Der Sandspielbereich der Kinder über drei Jahren beinhaltet auch Schaukeln und eine Wasserpumpe.
Eine Röhrenrutsche verbindet die Ebene mit den Kita-Gruppenräumen im ersten Obergeschoss neben der Treppe mit der Außenanlage. Den Übergang zum benachbarten Schulhof bildet ein mit Weiden bepflanzter Wall. Daneben finden sich Bewegungsangebote für Fahrräder und Roller und auch Ziegen können beobachtet werden.
Im Gebäude gibt es im Obergeschoss neben den drei Kita-Gruppenräumen noch zugeordnete Differenzierungs- und Sanitärräume, den Verwaltungsbereich mit Büro- und Personalräumen, Ruhe- und Abstellraum. In den Gruppen können jeweils maximal 25 Kinder betreut werden. Spielflur und Bewegungsraum bieten weiteren Platz.
Im Erdgeschoss befindet sich die Krippe mit ebenfalls drei Gruppenräumen, in denen je zehn Kinder betreut werden. Jedem Gruppenraum ist ein Schlaf- und Sanitärraum zugeordnet. Zudem gibt es einen Bereich mit je einem Therapie-,
Beratungs-, Technik- und Hauswirtschaftsraum, Besprechungsräumen und Lager. Küche und Mensa im Erdgeschoss sowie der Bewegungsraum im Obergeschoss und die Besucher-WCs können bei Bedarf separat erschlossen werden.
So gibt es neben der Betreuung der Kinder in insgesamt sechs Gruppen auch Angebote für die Begleitung von Eltern und Familien. Die Mensa des Familienzentrums kann bei Veranstaltungen zum Vorplatz geöffnet werden und ihre Möglichkeiten damit räumlich erweitern.
Bei Planung und Bau spielte auch Energieeffizienz und Nachhaltigkeit eine große Rolle. Als Mindestanforderung wurde die Ausrichtung am KFW 55-Standard festgelegt. Dabei handelt es sich um einen bestimmten Wert der Energieeffizienz bei Gebäuden.
Dieser Wert beschreibt ein Gebäude, das nur 55 Prozent so viel Energie benötigt wie ein vergleichbarer Neubau.Die Wärmeversorgung erfolgt ausschließlich über Fernwärme von den Stadtwerken Marburg (SWM). Die flächendeckende Lüftungsanlage wird durch die Verwendung von Geothermie vorgekühlt und gewärmt.
Auch der sommerliche Wärmeschutz wird durch die Optimierung der Nachtauskühlung, Oberlichter, dem hohen Anteil an Sichtbetonflächen und Lüftungsöffnungen im Dach unterstützt. Das Regenwasser, das über Abläufe in den Wald zurückgeführt wird, fängt eine Natur-Rigole mit integriertem Biotop auf. Der Bau des Familienzentrums wurde im Jahr 2014 beim Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung des Landes Hessen im Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“, das seit dem Jahr 2020 unter dem Namen „Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten“ fortgeführt wird, angemeldet.
Mit Stand 28. April 2020 wurden 4.817.912,05 Euro als förderfähige Kosten angemeldet und bewilligt. Die Förderquote in den jährlichen Förderbescheiden seit 2014 liegt zwischen 53,59 Prozent und 61,37 Prozent. Inzwischen ist eine Finanzierung jeweils zu einem Drittel durch Bund, Land und Kommune festgelegt. Schätzungsweise werden sich die finalen Kosten auf etwa 7,2 Millionen Euro belaufen.
* pm: Stadt Marburg