Zu Fuß und per Rad: 1.500 beim Klimastreik in Marburg

Die Verkehrswende stand am Freitag (15. September) im Mittelpunkt des Klimastreiks in Marburg. Gut 1.500 Menschen haben für mehr Klimaschutz und eine konsequente Verkehrswende demonstriert.
Etwa 1.300 Demonstrantinnen und Demonstrantinnen hatten sich am frühen Nachmittag vor dem Hauptbahnhof versammelt. Dort hielt der ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete und VCD-Gründer Stefan Schulte die erste Rede zum weltweiten Klimastreik am Freitag (15. September) in Marburg. Eingeladen hatte die Marburger Gruppe der „Fridays for Future“.
Schulte forderte eine konsequente Verkehrswende und den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Dafür müsse das Mobilitäts- und Verkehrskonzept „MoVe35“ umgesetzt werden. „Das Land Hessen ist weit zurück beim Ausbau überörtlicher Radwege“, stellte der Biologe fest.
Aber auch der Fußverkehr müsse gestärkt werden, forderte Schulte. Deshalb starteten vom Hauptbahnhof aus sowohl eine Fahrraddemo über die Stadtautboahn B3A als auch ein Demonstrationszug zu Fuß durch den Pilgrimstein und die Universitätsstraße zum Südviertel. Mit einer dritten Demonstration vom Marktplatz aus vereinigten sich alle Demonstrierenden dann auf dem Friedrichsplatz zu einer gemeinsamen Abschlusskundgebung mit Picknick.
Mit lauten Rufen sorgten vor allem junge Frauen auf dem Weg durch die Bahnhofstraße, die Elisabethstraße und den Pilgrimstein sowie die Universitäts- und die Bismarckstraße für Stimmung. Allerdings waren sie dabei so schnell, dass ältere Demonstranten nicht mehr mitkamen. Erst, als die Polizei die Zugspitze kurzzeitig aufhielt, vereinten sich die Demonstrierenden wieder.
Am Wegesrand erheiterte eine „Gegendemonstration“ die Vorbeilaufenden. In Anzug und Krawatte gekleidete „Klimaleugner“ sprachen sich ironisch für „mehr Tempo“ und einen Stopp des Klimaschutzes aus. Damit griffen sie zugleich auch Parolen auf, die die Befürworter eines Bürgerbegehrens gegen „MoVe35“ vertreten. Dieses Bürgerbegehren stand dann auch im Zentrum der Redebeiträge auf der Abschlusskundgebung am Friedrichsplatz.
Vor dem Hessischen Staatsarchiv gab es zunächst ein Musikprogramm, bis die gut 800 Radfahrenden unter lautem Klingeln auf den Platz einfuhren. Dabei hatte die Spitze des Zuges bereits einmal den Platz umrundet, als die Letzten sich mit Mühe in die vorbeiradelnde Reihe einfädelten. Großer Applaus brandete auf, als dann endlich alle den Friedrichsplatz erreicht hatten.
Am Schluss des Zuges fuhren die Kinder, denen die Organisation ihre besodere Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Sie sind schließlich diejenigen, die die drohende Klimakatastrophe wahrscheinlich am härtesten treffen wird. Nicht zuletzt waren ja auch Kinder und Jugendliche die ursprünglichen Auslöser der Bewegung „Fridays for Future“ die in Marburg mittlerweile aber alle Generatioen vereint.
„Der Forsche fährt Porsche“, lautete ein Slogan. „Nach mir die Sintflut! Dem Ahrtal, Griechenland und Libyen tut das gar nicht gut.“
Karin Schwalm vom Marburger Bündnis „Nein zum Krieg!“ wies auf die Umweltzerstörung und die Klimaschäden hin, die durch Kriegshandlungen entstehen. Sie forderte „ein 100-Milliarden-Sondervermögen für Klimaschutz“.
Barbara Schlemmer verlangte einen sofortigen Verzicht auf neue Autobahnen. An ihrem Protest gegen den Bau der Autobahn A49 im Dannenröder Forst verdeutlichte sie die dramatischen Folgen des Autobahnbaus für den Klimaschutz, da der Dannenröder Wald nun unwiderbringlich beschädigt sei. „Das lässt sich auch in 50 Jahren nicht wiedergutmachen“, beklagte sie.
Zum Abschluss sang die Lidermacherin Findus eigene Songs zu Umwelt und Natur sowie zum Protest im „Danni“. Mit wandelbarer Stimme trug sie ihre – mal kämpferischen, mal poetischen, mal besinnlichen – Texte zur Gitarre vor. Derweil hatten sich die Demonstrierenden zu kleinen Grüppchen zusammengefunden, die über vergangene und künftige Kämpfe sprachen und sich gegenseitig Mut machten für mehr.

* Franz-Josef Hanke

Kommentare sind abgeschaltet.