Problematisierung an richtiger Stelle: Projekt zu ethischem Umgang mit Sammlungen

Ein ethischer Umgang mit Objekten in Sammlungen der Universität ist Thema eines Förderprojekt zur Erschließung und Erforschung der Bestände. Das hat die Uni am Mittwoch (12. Juli) mitgeteilt.
In den zahlreichen wissenschaftlichen Sammlungen der Philipps-Universität befinden sich Objekte, die ethische Fragestellungen aufwerfen: Menschliche Überreste und religiöse Objekte werden von einer fächerübergreifenden Projektgruppe um Prof. Dr. Tanja Pommerening, Prof. Dr. Edith Franke und Prof. Dr. Ernst Halbmayer in den nächsten vier Jahren wissenschaftlich unter die Lupe genommen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben mit 1 Million Euro im Rahmen der Förderrichtlinie „Allianz für Hochschulsammlungen II“. Förderziel ist die Vernetzung, Erschließung und Erforschung der wissenschaftlichen Sammlungen an deutschen Hochschulen.
„Die wissenschaftlichen Sammlungen der Philipps-Universität sind ein reichhaltiger und wichtiger Fundus für Forschung und Lehre“, betonte Uni-Vizepräsident Prof. Dr. Gert Bange. „Sie zu erschließen, über die Grenzen Marburgs hinaus zugänglich zu machen und Fragen nach dem ethischen Umgang mit den Objekten zu beantworten ist ein wichtiger Impuls zur Verbesserung der Forschungsinfrastruktur.“
Das Marburger Verbundprojekt „Agency und Ethik – Sensible Objekte in Hochschulsammlungen (AESOH)“ verfolgt das Ziel, sensible Objekte in den wissenschaftlichen Sammlungen der Philipps-Universität zu identifizieren und sich umfassend mit den Herausforderungen ihrer Erfassung, Digitalisierung, Erforschung und möglichen Zugänglichmachung auseinanderzusetzen. Das geschieht im Austausch mit den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim, dem Übersee-Museum in Bremen, dem Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt und dem Museum für Sepulkralkultur in Kassel. Darüber hinaus soll ein Diskurs mit der Öffentlichkeit und der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft die Thematik befördern.
Das Vorhaben ist eines von sechs geförderten Projekten in ganz Deutschland. Es wird durch die Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Sammlungen in Deutschland unterstützt.
Im Auge hat das Projekt-Team vor allem menschliche Überreste und religiöse Objekte, so dass sich die Teilprojekte überwiegend auf Bestände der Religionskundlichen, Ethnographischen und Medizinhistorisch-Anatomischen Sammlung stützen. Ein weiteres Teilprojekt erarbeitet Netzwerke der Beschaffung von ägyptischen Mumien und ihren Teilen sowohl zwischen Marburger Sammlungen als auch im weiteren deutschsprachigen Raum, um die lokalen Fallstudien in einen breiteren Kontext einzuordnen.
Als Leiterin des Verbundprojekts betonte Prof. Dr. Tanja Pommerening dessen besondere Bedeutung: „Das Innovative des AESOH-Projekts ist die Zusammenführung, Betrachtung und Diskussion sensibler Objekte unter der Perspektive ihrer Agency, das heißt ihrer Wirkung. Der Marburger Standort ist aufgrund seiner großen Zahl humaner und religiöser Bestände für unsere Untersuchungen besonders prädestiniert, gerade wegen der Fragen nach einem respektvollen und ethisch angemessenen Umgang.“

* pm: Philipps-Universität Marburg

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