Nicht die gleichen Fehler wie bei Alkohol und Tabak machen möchten Die Grünen im Kreistag. Sie plädieren für Aufklärung, Beratung und Kontrolle bei der geplanten Cannabis-Legalisierung.
bei der Kreistagssitzung am Freitag (14. Juli) wird der Änderungsantrag der GRÜNEN zur Cannabis-Modellregion beraten und abgestimmt. „Manche von der politischen Konkurrenz können die Intention des Änderungsantrages offenkundig nicht nachvollziehen“, stellten Die Grünen fest. Daher erläuterten die Fraktionsvorsitzenden Stephanie Theiss und Michael Meinel, „warum wir bei der Legalisierung von Cannabis nicht die gleichen Fehler wie bei Alkohol und Tabak machen sollten“.
Am Freitag (14. Juli) entscheidet der Kreistag über den geänderten Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Cannabis-Modellregion. Dieser Antrag wurde bei der vorangegangenen Kreistagssitzung zur Überarbeitung zurückgezogen und wird nun in veränderter Form zur Abstimmung gestellt. „Die – in den Fachausschüssen im Mai von der politischen Konkurrenz getätigten – Einlassungen, die teilweise unsachlich, polemisch oder gar infantil waren, lassen befürchten, dass das Thema mit Scheuklappen und nicht mit der notwendigen Ernsthaftigkeit betrachtet wird“, erklärten Theiss und Meinel von der Fraktionsspitze der Grünen.
„Wir entscheiden im Kreistag nicht über die Freigabe von Cannabis“, stellten sie fest. „Das ist Sache des Bundestags auf Antrag des Bundesgesundheitsministers. Wir entscheiden darüber, ob wir die gleichen Fehler machen wie bei Tabak und Alkohol.“
Selbst das Bundesministerium für Gesundheit hat festgestellt: „In der Gesellschaft herrscht eine weit verbreitete unkritisch positive Einstellung zum Alkohol vor.‘ Jährlich sterben rund 75.000 Menschen in Deutschland durch Alkoholkonsum, nicht selten verbunden mit Konsum von Tabak. Mittelbare Todesfälle kommen noch hinzu.“
allein 60.000 Tote beklagt Deutschland jährlich aufgrund von Lungenkrebs. Über 10.000 Kinder und Jugendliche werden im Jahr aufgrund von Alkoholmissbrauch stationär in einem Krankenhaus behandelt. Darunter sind Kinder schon ab zehn Jahre.
„Statistisch trifft es zehn bis 14 Tage ein Kind in unserem Landkreis“, erklärte Theiss. „Gegenüber diesem Drogenmissbrauch sind wir als Gesellschaft blind. Tod und Erkrankungen werden akzeptiert. Das Alkoholpräventionsprogramm verpufft.“
Meinel ergänzte: „Damit wir diese Fehler nicht bei der Freigabe von Cannabis wiederholen, wenn auch dessen Gefährlichkeit nach bisheriger Erkenntnis nicht so hoch ist, gilt es aufzuklären, zu kontrollieren und zu beraten. Sich naiv zu stellen und so zu tun, als gäbe es bei uns keinen Konsum, lässt den unkontrollierten Konsum von verunreinigtem, von synthetischem Cannabis und Präparaten mit erhöhtem THC-Gehalt und die Geschäfte mit diesen zu. Wir sollten aus der Drogengeschichte der Menschheit lernen. Wir GRÜNE wünschen uns eine ehrliche gesellschaftliche Diskussion hierüber, statt die Realität zu ignorieren.“
Dazu müsse der Landkreis Marburg-Biedenkopf nicht zwangsläufig Cannabis-Modellregion werden wie Frankfurt und Offenbach. „Aber es steht uns gut an, wie im Wetterau- und im Schwalm-Eder-Kreis, wie in Darmstadt, Hanau und Wiesbaden und vielen anderen Kommunen darüber zu sprechen, ob eine wissenschaftliche und beratende Begleitung – vielleicht gemeinsam mit der Stadt Marburg und der Universität – auch bei uns sinnvoll wäre“, betonten die beiden Fraktionsvorsitzenden. „Der Kreistag entscheidet nicht über Cannabis an sich, sondern über einen verantwortungsvollen Umgang mit der Konsumrealität, mit einem verantwortungsvollerem als mit den gesellschaftlich akzeptierten Drogen Tabak und Alkohol, die zigtausende Tote im Jahr zur Folge haben.“
* pm: Die Grünen im Kreistag Marburg-Biedenkopf