Abgefahren: VW-Topmanager in Marburg

Erstmals hat das Transformationsnetzwerk „TeamMit“ mittelhessische Automobil-Zulieferer zusammengebracht. Stattgefunden hat das Treffen im Congresszentrum an der Anneliese-Pohl-Allee.
Knapp sechs Monate ist die TeamMit-Kick-Off-Veranstaltung vergangen. Jetzt trafen sich 150 Gäste bei einem Live-Event für Zulieferbetriebe der Automobilindustrie in Mittelhessen. Dort erhielten sie einen komprimierten Überblick über die vielfältigen TeamMit-Aktivitäten und exklusive Einblicke in die Welt der Automobilhersteller und deren Zulieferer.
Highlight war der Impulsvortrag durch VW-Vorstand Thomas Schäfer. Die Gäste im Marburger Congresszentrum nutzten die Gelegenheit, Vertreterinnen und Vertreter anderer Unternehmen zu treffen und das eigene Netzwerk auszubauen.
Der Umstieg auf E-Fahrzeuge, die zunehmende Digitalisierung und die Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen stellen Automobilhersteller und -zulieferer vor immer größere Aufgaben. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Projekt „TeamMit“ unterstützt mittelhessische Automobilzulieferer im Strukturwandel. Zum TeamMit-Konsortium gehören das Regionalmanagement Mittelhessen, das CompetenceCenter Duale Hochschulstudien – StudiumPlus (CCD), die TransMIT Gesellschaft für Technologietransfer und die Philipps-Universität.
Als Aufsichtsratsvorsitzender des „Regionalmanagements Mittelhessen stimmte Präsident Stefan Füll von der Handwerkskammer zusammen mit Oberbürgermeister Dr. Thomas Spieß die Gäste mit Grußworten auf die Veranstaltung ein. Prof. Dr. Dr. Thomas Brenner von der Philipps-Universität hat erste Unternehmensbefragungen durchgeführt und ausgewertet. Für die „TransMIT GmbH“ berichtete Niklas Günther von intensiven Gesprächen mit vielen Unternehmen und einem ersten Technologie-Workshop.
Prof. Dr.-Ing. Jens Minnert erläuterte, dass das CCD aktuell den konkreten Bedarf der Unternehmen analysiere und an benötigten Studiengängen und -inhalte sowie Qualifizierungsmaßnahmen arbeite. Für das Regionalmanagement berichtete Jens Ihle über die Öffentlichkeitsarbeit rund um das Event und den Aufbau eines mit 600 Followern reichweitenstarken Netzwerks auf LinkedIn. Den Projektpartnern war es wichtig, die Branche zu animieren, ihre Anforderungen persönlich und im Rahmen der Befragung zu formulieren.
„Wir brauchen ihre Antworten, um entsprechende Formate und Angebote zu entwickeln“, appellierte Geschäftsführer Christian Schreier vom „CompetenceCenter Duale Hochschulstudien – StudiumPlus“. Ziel der TeamMit-Partner sei, passgenaue Kooperationsangebote für Technologie und Qualifikation zu entwickeln, um die Transformation in Mittelhessen zu meistern.
Thomas Schäfer ist im Marburger Raum geboren und CEO der Marke „Volkswagen PKW“, Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG sowie Leiter der Markengruppe „Volumen“. Eerzeit ist er für mehr als 250.000 Mitarbeitende an 28 Standorten weltweit verantwortlich. In seiner Key-Note betonte er seine Freude, das „TeamMit-Netzwerk“ und damit die Region unterstützen zu können.
Anschließend stellte er die Transformation aus der Sicht eines der weltweit größten Automobilherstellers dar. „Ich bin nun seit rund 30 Jahren in der Automobilindustrie beschäftigt“, berichtete er. „In dieser Zeit habe ich viele schwierige Situationen und Herausforderungen erlebt.“
Diese Transformation sei jedoch „anders. Komplexer, schneller, tiefgreifender. Wir haben jetzt die einmalige Chance, VW erfolgreich durch diese Transformation zu steuern und langfristig zukunftsfest aufzustellen.“ Dafür brauche es auch engagierte und innovative Zulieferbetriebe, wie in Mittelhessen, die in den letzten Jahren die Patentanmeldungen alleine im Bereich E-Mobilität versechsfacht hätten.
Im zweiten Gesprächspanel kamen Unternehmensvertreter aus Mittelhessen zu Wort. Das in Ehringshausen ansässige Familienunternehmen Küster beschäftigt derzeit 3.500 Mitarbeitende. Als „Head of Strategic Controlling“ berichtete Alexander Küster über die Herausforderung, die Transformation in einer ohnehin anspruchsvollen Zeit meistern zu müssen.
Er betonte, dass es wichtig sei, sich eng mit Fahrzeugherstellern abzustimmen, um in die richtige Richtung entwickeln zu können. Der Dillenburger Spezialist für Rohr- und Schlauchleitungssysteme COHLINE beschäftigt rund 1.000 Mitarbeitende. Technik-Geschäftsführer Alexander Eckhardt schilderte den erforderlichen Spagat, auf der einen Seite neue Produkte zu entwickeln, auf der anderen Seite das bestehende Geschäft nicht zu vernachlässigen.
Sabine Fremerey rundete das Diskussionspanel ab. Als Geschäftsführende Gesellschafterin bei Auto-Müller in Hüttenberg steht sie für 120 Mitarbeitende. In ihrem Beitrag wies sie auf die enormen Umstellungen hin, die ihr Unternehmen durch Elektroautos, die zunehmende Digitalisierung und die Verlagerung des Geschäfts ins Internet zu bewältigen habe.
Alle drei Unternehmen machten klar, dass sie auf der einen Seite selbstbewusst in die dynamische Zeit steuern, sich aber andererseits mehr Planungssicherheit von den Fahrzeugherstellern erhoffen. Nach der – von Prof. Dr. Michael Stephan von der Philipps-Universität moderierten –
Gesprächsrunde, an der sich auch Schäfer beteiligte, gab es Gelegenheit für Fragen aus dem Publikum. Dabei merkte Tobias Gnizer von der Geschäftsleitung der Licher Firma „BRANOpac“ an, dass den Fahrzeugherstellern zuweilen die notwendige Offenheit für innovative Produkte fehle.
Diesen Gedanken griff Schäfer sofort auf und bot ein Gespräch im Anschluss an. Geschäftsführer Matthias Körner vom DGB Mittelhessen appellierte an Unternehmen und Anwesende, die Mitarbeitenden direkter an der Transformation zu beteiligen und deren Interessen und Anforderungen frühzeitig einzubinden.
Carsten Jens vom Hessischen Rundfunk (HR) führte souverän durch die Veranstaltung und lud die Anwesenden im Anschluss an die Diskussion zum Netzwerken ein. Davon machten viele der Gäste intensiv Gebrauch. So wurden neue Netzwerke geknüpft und bestehende Kontakte gepflegt.
Bis weit nach 22 Uhr standen Vertreterinnen und Vertreter der Unternehmen und Organisationen zusammen und diskutierten die vielfältigen Aspekte der Transformation „Genau so haben wir uns das gewünscht“, resümierte Ihle vom Regionalmanagement Mittelhessen zufrieden. „Wir freuen uns, dass wir so viele Unternehmen hier zusammenbringen konnten.“
Alle, die bisher noch keinen Kontakt zu „TeamMit“ haben, lud er ein, das schnellstmöglich nachzuholen: „Wir haben Ihnen wirklich viel zu bieten. Infos gibt’s auf unserer Website www.teammit.net oder über unseren LinkedIn Kanal. Wir freuen uns darauf.“

* pm: Regionalmanagement Mittelhessen

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