Politische Schlauheit: Porsche vor FDP-Geschäftsstelle geklebt

Eine einmalige Aktion hat das Institut für politische Schlauheit in Marburg durchgeführt. Vor die FDP-Geschäftsstelle am Barfüßertor hat es einen Porsche geklebt.
Der Sportwagen des Typs 911 Turbo Cabrio wurde vor der Parteigeschäftsstelle mit Sekundenkleber auf der Straße fixiert. Damit protestiert das Kunstkollektiv gegen die jüngsten Entscheidungen des Bundeskabinetts zur Entkopplung des Verkehrsbereichs von der Pflicht zur Einhaltung der vorgegebenen Klimaziele. Zugleich macht es auf die engen Verbindungen der Partei und ihres Bundesvorsitzenden zum Automobilhersteller Porsche aufmerksam.
„Die FDP klebt an Porsche wie die Letzte Generation an Deutschlands Straßen“, erklärte der Künstler Philipp Ruchlos in Marburg. „Mit unserer Klebeaktion wollten wir auf diese Verbindung aufmerksam machen, die voreilig einem Tempolimit auf Autobahnen ebenso entgegensteht wie dem Verbot des Verbrenners in Europa. Gleichzeitig haben wir damit einen Zusammenhang zu den Straßenblockaden der Letzten Generation hergestellt, die einen Verzicht derartiger Aktionen in Marburg zugesagt hat“
In der Nacht zum Samstag (1. April) hat das Kunstkollektiv nun den Sportwagen auf die Fahrbahn vor der Kreisgeschäftsstelle der FDP geklebt. „Mit der Wahl dieses Aktionsorts haben wir verdeutlicht, dass diese klimafeindliche Politik der neoliberalen Freie-Fahrt-für-reche-Fahrer-Ideologen bis in die kleinsten Städte Deutschlands reicht“, erläuterte Ruchlos. „Zudem versinnbildlicht der Straßenname, wie weit das Fahren im Porsche der Fortbewegung mittelalterlicher Mönche in Marburg entgegensteht.“
Alle Versuche der Polizei, den Porsche von der Straße zu lösen, sind bislang gescheitert. Wegen seines Preises von mehr als 210.000 Euro wollten die Beamten das Cabrio möglichst nicht beschädigen. Das hat die Ablösung von der Asphaltdecke im Barfüßertor jedoch erheblich erschwert.
Auch Öl oder andere Substanzen haben bislang nicht geholfen. „E-Fuels bringen da auch nichts voran“, verriet Ruchlos. „Weg bekommt man den Porsche nur, wenn man den Autoverkehr in Innenstädten und die Raserei auf Autobahnen deutlich beschränkt.“
Wie genau Ruchlos diesen Hinweis gemeint hat, darüber rätseln die Marburgerinnen und marburger jetzt. Aktive der „Letzten Generation“ zeigten sich irritiert darüber, dass das Institut für politische Schlauheit bei seiner Aktion Sekundenkleber verwandt hat. „Unsere Exklusivverträge mit den Herstellern der Klebstoffe schließen eine Nutzung durch andere Akteure ausdrücklich aus“, beklagte sich Clara Hinreich von der Letzten Generation mit merklicher Empörung.
Ruchlos dagegen zeigte sich ungerührt. „Wir bewegen den Porsche solange nicht vom Fleck, wie sich die FDP nicht zu mehr Klimaschutz und einer wirklichen Verkehrswende hinbewegt“, betonte er. „Wer weiß, wo demnächst andere Sportwagen kleben werden und welche Autobahn ohne Tempolimit dadurch unpassierbarwird!“

* Franz-Josef Hanke

Kommentare sind abgeschaltet.