Mit Hilfe von Brunnen und Pflanzen kann sich Marburg Hitze und Starkregen besser anpassen. Dazu hat die Stadt ein Konzept vorgestellt.
Starkregenereignisse und Hitzesommer – der Klimawandel hat zunehmend spürbare Folgen für die Menschen. Was kann Marburg tun, um das Aufheizen der Stadt und Folgen von Starkregen abzumildern? Lösungsvorschläge gibt das Klimaanpassungskonzept, das von Fachleuten erstellt wurde und nun vorliegt.
„Der Klimawandel hat Folgen; und es ist notwendig, dass wir uns diesen Folgen anpassen“, betonte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Das nun vorliegende Handlungskonzept gibt uns ganz konkrete Vorschläge an die Hand, wie wir Marburg für die Bürger*innen an die Klimafolgen anpassen können. Und es zeigt sich: Diese notwendigen Maßnahmen werden auch ganz direkt die Lebens- und Aufenthaltsqualität in unserer Stadt weiter verbessern.“
Bei der Klimaanpassung geht es darum, sich den Folgen des Klimawandels bestmöglich anzupassen. Solche Folgen können etwa Starkregen und Hitze sein. Beim Klimaschutz hingegen geht es darum, die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen.
Dazu müssen die Menschen die Reduktion von Treibhausgasen wie CO2 erreichen. Die Stadt Marburg packt beide Bereiche an.
„Wir bekämpfen den Klimawandel“, erklärte Bürgermeisterin Nadine Bernshausen. „Aber die Auswirkungen der Klimakrise sind schon da, deswegen müssen wir auch hier handeln.“
Nach intensiven Messungen und Simulationen für Marburg haben die beteiligten Fachbüros nun der Stadt Karten und ein Handlungskonzept mit konkreten Vorschlägen zur Klimafolgenanpassung vorgelegt. „Diese Analysen zeigen sehr gut, wo wir konkret ansetzen können, um etwa Katastrophen durch Starkregen zu vermeiden“, erläuterte Stadtrat Dr. Michael Kopatz. „Das gesamte Konzept ist ein maßgebliches Werkzeug für die Stadtplanung und die Stadtpolitik,“
Im Sommer 2020 haben Beschäftigte des Büros „Ökoplana“ die gefühlten Temperaturen in Marburg gemessen – um 4 Uhr nachts und tags um 14 Uhr mit Messstationen, Messfahrten und Ballonaufstiegen. Dabei wurde deutlich, dass es nachts an großen Grünflächen deutlich abkühlte und auch begrünte Innenhöfe zur Kühlung beitragen. Überwärmung gab es hingegen auch nachts noch in Bereichen mit viel versiegelter Fläche – etwa am Marktplatz in der Oberstadt.
Dort ist es auch am Tag sehr warm, während die Aufenthaltsqualität an heißen Tagen an Gewässern und in schattigen Innenhöfen deutlich höher ist. Neben den Messungen gab es auch eine Klimaanalyse durch umfangreiche Modellierungen. Die Messungen haben dabei die Ergebnisse der Modellierungen bestätigt.
So konnten dann die Ergebnisse auf das komplette Stadtgebiet übertragen werden. Wo können Gebäude und Einwohner*innen von Starkregen wie stark betroffen sein? Mit einem Simulationsmodell hat die Dr. Pecher AG das für 30-jährige und 100-jährige Hochwasser und für ein Extremereignis mit 90 Millimetern Blockregen berechnet.
Damit hat die Pecher AG eine Risikoanalyse erstellt und gezeigt, wo sensible Infrastrukturen liegen und betroffen sein können – und wie stark sie betroffen sein können. Auch daraus sind Handlungsvorschläge entstanden, die zeigen, wie starkregenbedingte Überflutungen gemindert werden können.
Die Ergebnisse der Stadtklimaanalyse und der Starkregenanalyse wurden von den Gutachterbüros in verschiedene Kartenwerke übertragen. Sie werden von der Stadtverwaltung künftig bei unterschiedlichen Aufgabenbereichen genutzt. Zudem erhalten auch die Bürgerinnen und Bürger über das Bürger-GIS zukünftig Einblicke in die Ergebnisse der Stadtklimaanalyse und der Starkregenanalyse.
Auf Basis der Stadtlima- und der Starkregenanalyse hat das Büro must „Fokusräume“ entwickelt. So sind etwa Teile der Oberstadt, der Nordstadt und des Biegenviertels Fokusräume, in denen die Stadt vor allem darauf achten sollte, die Hitzebelastung zu senken. Einen Fokus auf Schutz bei Starkregen sieht das Konzept etwa im Südviertel und in Ockershausen und in Weidenhausen und beim Schülerpark.
Einen Schwerpunkt auf Hochwasservorsorge sollte die Stadt gemäß Konzept natürlich im Bereich der Lahn legen. Das Konzept zeigt außerdem wichtige Kaltluftzufuhren auf, die zu sichern sein sollten. Wichtige Bausteine für die Klimaanpassung in der Stadt sind dabei etwa Versickerungsflächen, Abflussrinnen, Verschattungen, Wasserspiele, Rigolen, Tiny Forests oder Fassadenbegrünungen.
Wichtige Stellschrauben kann die Stadt für die Umsetzung drehen – etwa, indem sie bei allen eigenen Bauvorhaben und bei der Planung von Baugebieten noch stärker die Klimaanpassung in den Blick nimmt. Wichtig ist es aber auch, die Stadtbevölkerung mitzunehmen. Bürgerinnen und Bürger können sich etwa über Baumpatenschaften einbringen und die Klimaanpassung der Stadt aktiv mit vorantreiben, indem sie Grundstücksflächen entsiegeln, Regenwasser sammeln und nutzen und für Begrünungen sorgen.
Die Präsentationen der Gutachterbüros zur Stadtklimaanalyse, Starkregenanalyse und zum Klimaanpassungskonzept für die Informationsveranstaltung stehen online. Auch das Klimaanpassungskonzept sowie die Kartenwerke sind auf der Homepage der Stadt Marburg zu finden. Alles gibt es unter www.marburg.de/portal/seiten/anpassung-an-die-folgen-des-klimawandels-900002717-23001.html.
* pm: Stadt Marburg