Elon Musk hat Twitter übernommen und gleich die Hälfte der Belegschaft entlassen. Viele verlassen daraufhin den Kurznachrichtendienst.
Unter dem Titel „Mein endgültiger Abschied von Twitter“ begründet der Marburger Bürgerrechtler und Blogger Jens Bertrams seine Entscheidung, der Plattform nach vielen Jahren den rücken zu kehren. Vor Allem kritisiert er in seinem Blogbeitrag die allmähliche Veränderung der Diskussionskultur auf Twitter weg von offenem Dialog hin zu Hetze und Häme sowie der gezielten Verbreitung von Falschinformationen. Daran möchte sich Betrams nicht mehr beteiligen.
Auch viele Werbetreibende ziehen sich von Twitter zurück. Für sie stellt die Plattform angesichts der derzeitigen Debatte um mangelnde Seriosität und fehlenden Schutz vor Beleidigungen, Belästigungen und gezielten Lügen kein angemessenes Umfeld mehr dar für ihre Werbung. Damit hat der Rückzug vieler Nutzerinnen und Nutzer sowie großer Werbeetats zu einem massiven Einnahmeeinbruch bei Twitter geführt.
4 Millionen Dollar Verlust pro Tag hat Musk jetzt als wirtschaftliches Ergebnis von Twitter angegeben. Damit steckt der Investor nun ziemlich tief in der Klemme. Einerseits muss er sein Investment von 44 Milliarden US-Dollar wieder amortisieren, andererseits aber auch die Qualität von Twitter retten.
Sie jedoch hat Musk mit vielen unüberdachten Äußerungen längst massiv beschädigt. Seine Vorstellungen von einer „freien Meinungsäußerung“ entspringen einem merkwürdigen Freiheitsbegriff, der jegliche Grenzen von Anstand und Respekt leugnet und damit letztlich ein chaotisches Wirrwarr rechtsextremer Rechthaberei billigend in Kauf nimmt. Die Freiheit der Userinnen und User vor Bedrohung ist dabei jedoch nicht mit eingeschlossen.
Musk selber hat die Werbetreibenden sogar bedroht, als er einen Vorschlag positiv aufgriff, sie bei einem Rückzug von Twitter dort öffentlich an den Pranger zu stellen. Dass er damit seine eigene Plattform in ihrer Existenz bedroht hat, ist ihm anscheinend nicht aufgefallen. Letztlich ist der Multimilliardär dabei, Twitter durch seine großkotzige Ignoranz zu zerstören und sein eigenes Vermögen durch sein strategisches Unvermögen zu verheizen.
Trotz dieser unangenehmen Entwicklung wird marburg.news vorerst auf Twitter bleiben. Ohnehin war der Account @marburgnewsvon Anfang an nur ein „Bot“, der Links zu den aktuellen Texten der Onlinezeitung postet. Diskutieren wird die marburg.news-Redaktion auf Twitter sicherlich nicht.
Auch auf Instagram ist marburg.news mit einem eigenen Account vertreten. Auch auf @marburgnews werden in der Regel nur neue Artikel der Onlinezeitung für Marburg angekündigt.
Sobald jedoch Gebühren verlangt werden, wird das zum Ende einer Präsenz bei dem jeweiligen Anbieter führen. Dann nämlich würde das bedeuten, dass dieses Geld für den jeweiligen Dienst verwandt würde und zugleich nicht mehr bereitstünde für andere Aktivitäten. Da marburgnews.de seit seiner Gründung im März 2000 unentgeltlich arbeitet, wäre das keine akzeptable Option mehr für die älteste Onlinezeitung Marburgs.
* Franz-Josef Hanke