Marburg stellt sich auf mehr Hitze, Dürre und Starkregen ein. Ihre Konzepte stellt die Stadt anlässlich einer bundesweiten Aktionswoche vor.
Die Folgen des Klimawandels treffen auch die Universitätsstadt Marburg. Um vor Hitze, Dürre und Starkregen zu schützen, hat die Stadt schon einige Maßnahmen umgesetzt – weitere werden derzeit im Marburger Klimafolgenanpassungskonzept erarbeitet, das im November fertiggestellt sein soll.
Anlässlich der „bundesweiten Woche der Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ von Montag (12. September) bis Freitag (16. September) gibt die Stadt einen Einblick in die Projekte zum Schutz der Bürger*innen.
„Die Folgen des Klimawandels mit Hitze, Dürre und Starkregenereignissen betreffen auch die Universitätsstadt Marburg und vor allem die Menschen, die hier leben“, erklärte Bürgermeisterin Nadine Bernshausen. „Um die Auswirkungen abzumildern, haben wir bereits einiges umgesetzt
Auswirkungen von Hitze betreffen insbesondere Kleinkinder und ältere Menschen. Deswegen sei es wichtig, ein starkes Augenmerk auf Orte zu legen, an denen sich diese Bevölkerungsgruppen aufhalten – und etwa auf Spielplätzen für schattige Bereiche zu sorgen.
Ebenfalls wichtig bei Hitze ist, viel zu trinken. In der Universitätsstadt Marburg gibt es deswegen zahlreiche Trinkwasserbrunnen, an denen die eigene Wasserflasche wieder aufgefüllt werden kann.
Seit 2017 ist die Universitätsstadt Marburg zudem Mitglied der sogenannten „Blue Community“. Die „Blue Community“ setzt sich dafür ein, dass die Wasserversorgung in öffentlicher Hand bleibt und dass die Menschen Leitungswasser statt Flaschenwasser trinken.
„Wer Leitungswasser trinkt, leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Denn die Herstellung, der Transport, die Reinigung und das Recycling von Mehrweg- und Einwegflaschen verbraucht Rohstoffe, Wasser und Energie“, erläuterte Bernshausen. „Gleichzeitig setzt sich die Blue Community dafür ein, dass Trinkwasser öffentlich zugänglich ist.“
Doch nicht nur die Menschen haben bei Hitze einen gesteigerten Bedarf nach Flüssigkeit. Auch die Stadtbäume brauchen in Hitzesommern zusätzliches Wasser. Im Stadtgebiet gibt es rund 15.500 städtische Bäume und etwa 930 Baumgruppen mit mehr als 50 verschiedenen Baumarten.
Besonders Jungbäume und Neupflanzungen haben einen erhöhten Wasserbedarf und reagieren aufgrund der weniger stark entwickelten Wurzeln anfälliger auf Trockenheit. „In heißen Sommermonaten müssen die Bäume zusätzlich mit Wasser versorgt werden“ sagte der neue Stadtrat Dr. Michael Kopatz. „Hier stellt sich die Herausforderung, die Bäume möglichst ohne Trinkwasser zu wässern. Zum Beispiel indem hierfür Brunnen genutzt werden, die nicht für die Gewinnung von Trinkwasser geeignet sind und indem wir Regenwasser auffangen und speichern.“
So hat die Stadt unter anderem bereits erste Regenwassernutzungsanlagen installiert und bei Straßenerneuerungen automatische Bewässerungen verbaut. Der Fachdienst Stadtgrün und Friedhöfe ist zudem an einem Forschungsprojekt der Universitäten Gießen und Marburg beteiligt, wie die Nutzung des Niederschlagswassers von versiegelten Flächen für Bäume besser nutzbar gemacht werden kann Dabei handelt es sich um das Rigolenprojekt Michelbach Nord.
„Es ist wichtig, bei Pflanzprojekten direkt die künftige Bewässerung mitzudenken“, betonte Kopatz. Die Stadt setzt bereits seit einigen Jahren die Erkenntnisse aus Fachkreisen um, die sich mit der Anpassung von Baumarten an den Klimawandel befassen. So werden für Ersatz- oder Neupflanzungen gezielt Baumarten ausgewählt, die mit extremen Witterungsbedingungen, die der Klimawandel mit sich bringt, zurechtkommen.
„Wir brauchen Bäume in der Stadt, um uns vor Hitze zu schützen und die Aufenthaltsqualität in der Stadt zu erhöhen“, stellte Stadtrat Kopatz fest. „Gleichzeitig müssen wir auch die Bäume selbst vor den Auswirkungen des Klimawandels schützen.“
In diesem und weiteren Bereichen wird das Anpassungskonzept der Stadt Marburg ansetzen. Für das Konzept wurden eine Stadtklimaanalyse (Hitzebelastung und Kaltluftzufuhr) und eine Simulation des Regenwasserabflusses modelliert. Aufbauend auf der Analyse wird derzeit ein Handlungskonzept erstellt, das Maßnahmenvorschläge zur Hitzevorsorge und Starkregenvorsorge enthält.
Dieses Konzept soll voraussichtlich am Mittwoch (23. November) öffentlich präsentiert werden. Eine weitere, neue, Maßnahme ist in der Erarbeitung.
Die Stadt Marburg will in Zukunft die Anschaffung von Regentonnen und Zisternen zur Regenwassernutzung bezuschussen. Zisternen dienen der Sammlung von Regenwasser, das in Trockenzeiten zur Bewässerung genutzt werden kann.Zudem gibt es Zisternen, die der Rückhaltung von Regenwasser dienen indem Sie es auffangen und kontrolliert abfließen lassen.
So lassen sich Starkregenereignisse abfedern; und die Gefahr einer Überlastung der Kanalisation und lokaler Überflutungen mindern. Zusätzlich prüft die Stadt eine Förderung der Nutzung von Regenwasser im Haushalt zur zusätzlichen Einsparung von Trinkwasser.
* pm: Stadt Marburg