Reizend reagiert: Personalwerbung der Stadt geht über´n Bach

Die Stadt startet eine Offensive zur Fachkräftegewinnung. Bodo Bach hätt` da auch gern emal ein Job bei der Stadt Marburg.
Mit einer Prise Humor und einem Anruf von Bodo Bach macht die Stadt Marburg auf sich als Arbeitgeberin aufmerksam. Aber das ist nur ein Baustein – denn mit einer ganzen Offensive rund um noch bessere Bedingungen am Arbeitsplatz, Digitalisierung und Personalentwicklung will die Stadtverwaltung neues Fachpersonal gewinnen.
„Bach ist mein Name. Bodo Bach. Ich hätt` da gern emal ein Problem“, schallt es täglich im Radio. Bodo Bach ruft wieder an – diesmal im Auftrag der Universitätsstadt Marburg. Dabei kriegt er aber keine ahnungslosen Telefonpartner*innen dran, sondern den Personalservice der Stadt Marburg oder direkt den Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies persönlich.
Mit der charakteristischen Stimme, dem Dialekt und dem „Humor“ des für seine Scherzanrufe bekannten Hessen startet die Stadt Marburg ihre Offensive zur Fachkräftegewinnung. „Wir sind eine innovative Stadt, eine moderne und familienfreundliche Arbeitgeberin mit einem herausragenden und engagierten Team an Mitarbeiter*innen – und garantiert keine staubtrockene Verwaltung“, betonte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Das wollen wir mit der Kampagne, bei der uns Bodo Bach unterstützt, zeigen. Wir bringen die Zuhörer*innen in ganz Hessen erst zum Lachen – und dann hoffentlich dazu, sich die Stadt Marburg mal genauer anzuschauen und den neuen Traumjob bei uns zu finden.“
Denn die Stadt braucht neue Fachkräfte in vielen Bereichen. Der Fachkräftemangel ist längst nicht mehr nur Thema an Flughäfen und in der Gastronomie, sondern auch im öffentlichen Dienst. Die Universitätsstadt Marburg hat rund 1.600 Beschäftigte in Voll- und Teilzeit.
Seit Jahren wird es immer schwieriger, freiwerdende Stellen neu- oder nachzubesetzen. „Normalerweise sind immer rund 6 bis 8 Prozent der Stellen durch Fluktuation unbesetzt“, erklärte Dr. Nicole Pöttgen vom städtischen Fachbereich Zentrale Dienste. „Aktuell sind es aber mehr als 10 Prozent.“
Daher braucht die Stadt neues Fachpersonal, um die bisherige Qualität und den Standard ihrer Leistungen halten zu können – und darüber hinaus noch die Herausforderungen der Zukunft anzupacken. Dazu zählen etwa Klimaschutz, Klimafolgenanpassung, Verkehr, Stadtplanung, sozialer Zusammenhalt und vieles mehr.
Deswegen hat Personalchefin Sandra Kuhnert mit ihrem Team ein ganzes Paket erarbeitet, um eine Fachkräfteoffensive zu starten. Kuhnert bringt den Blick von außen mit. Mit langjähriger Verwaltungserfahrung hat sie im vergangenen Jahr erst selbst zur Stadt Marburg gewechselt.
„Die Stadt ist schon eine attraktive Arbeitgeberin mit vielen guten und familienfreundlichen Angeboten“, erklärte Kuhnert. „Wir können aber noch mehr machen, um die Arbeitsplätze zu verbessern und dem Personal weitere Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten; und vor allem müssen wir nach innen und außen deutlich zeigen, warum es toll ist, in der Stadtverwaltung zu arbeiten – für die, die schon Mitarbeiter*innen sind und für alle, die dadurch Teil des Teams werden wollen.“
Oliver Kutsch vom Fachbereich Bauen und Planen bei der Stadt Marburg hat sich als Architekt ganz bewusst für einen Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst entschieden: „Als meine Kinder klein waren, bin ich zur Stadt Marburg gekommen – weil ich hier so flexibel arbeiten kann, dass sich Familie und Beruf vereinbaren lassen.“ Außerdem seien die Aufgaben unglaublich vielfältig und durchaus anspruchsvoll.
„Wir bauen nicht einfach eine Schule um oder ein Feuerwehrhaus neu“, erklärte der Fachbereichsleiter. „Wir denken dabei ganz viele Punkte mit, beispielsweise den Klimaschutz. Da sind innovative Ideen und kreative Lösungen gefragt.“
Der Fachkräftemangel ist nicht nur in Marburg ein Problem – der öffentliche Dienst konkurriert um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Verschärfen wird sich das Problem dadurch, dass in den nächsten Jahren die sogenannte „Babyboomer“-Generation in den Ruhestand gehen wird
Zugleich steigen die Anforderungen an Kommunen weiter. Die Universitätsstadt Marburg will daher handeln und zeigen, wie attraktiv Jobs im öffentlichen Dienst sein können, um dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken.
Künftig wird sie sich stärker auch als Arbeitgeberin präsentieren. Geschehen soll das nicht nur durch die üblichen Stellenanzeigen online und offline, sondern durch gezielte Ansprache der jüngeren Generation. Sie erfolgt beispielsweise mit der Präsentation der Stadt in Abgangsjahrgängen von Marburger Schulen.
Wirkungsvoll ist aber auch schlagkräftige, moderne Eigenwerbung wie mit den Radiospots mit Bodo Bach. Diese Spots zeigen schon erste Ergebnisse.
Die Stadt Marburg bildet bereits in 18 Ausbildungsberufen aus. Hinzu kommen neue Berufsbilder im Bereich IT, Digitalisierung und Bauwesen – etwa die Ausbildung zu Vermessungstechniker*innen sowie Studiengänge im Bauwesen. Ab 2023 erhöht die Stadt außerdem die Anzahl der Ausbildungsplätze von derzeit 21 auf 40.
Das bleibt aber auch abhängig von der Bewerberlage. Für alle Auszubildenden und Berufspraktikant*innen gibt es eine 18-monatige Übernahmegarantie nach Abschluss der Ausbildungszeit – und in dieser Zeit die Möglichkeit, sich auf sämtliche internen unbefristeten Stellen zu bewerben.
Die Aufgaben an das Personal der Stadtverwaltung wachsen stetig. Deswegen ist die Fort- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeitenden eine zentrale Aufgabe. Da bietet die Stadt auch schon eine ganze Menge über Weiterbildungsmöglichkeiten zu Meister*innen oder Verwaltungfachwirt*innen sowie jährliche Fortbildungen. Jetzt wird aber konkret ein Konzept zur Ausbildung von Führungskräfte-Nachwuchs entwickelt.
Außerdem sollen Mitarbeitende individuell und bedarfsorientiert gefördert und qualifiziert werden. Auch auf dem Programm steht ein Mentoringprogramm für Quereinsteiger*innen.
Die Stadt Marburg testet derzeit Sammelausschreibungen. Da in vielen Aufgabenbereichen mehrere Stellen zugleich unbesetzt sind, werden diese Stellen nicht mehr alle einzeln ausgeschrieben, sondern im Paket. So kann eine Bewerbung für mehrere Stellen geprüft werden.
Außerdem verschlankt und verkürzt es den Bewerbungsprozess für alle Beteiligten. Insgesamt werden die Stellenbesetzungsverfahren beschleunigt und darüber hinaus gezielt junge Berufseinsteiger*innen angesprochen. Bei der Stadt Marburg sind ab sofort auch Initiativbewerbungen möglich.
Die Stadt Marburg wurde vom Land Hessen bereits als „familienfreundliche Arbeitgeberin“ ausgezeichnet. Sie hat verschiedene Beratungsangebote für die Beschäftigten und die Möglichkeiten für Home Office und zur Flexibilisierung der Arbeitszeit deutlich ausgebaut – daran wird sie weiter arbeiten.
Auch sollen Stellen möglichst so früh neu besetzt werden, dass Einarbeitung und Wissenstransfer stattfinden können, um den Start bei der neuen Arbeitgeberin zu erleichtern. Wichtig für einen modernen Arbeitsplatz ist auch die weitere Digitalisierung der Prozesse – die sowohl Home Office erleichtern als auch die Personalverwaltung beispielsweise bei Urlaubsanträgen.

* pm: Stadt Marburg

Kommentare sind abgeschaltet.