Vielfalt fördert Kreativität auch in der Wissenschaft. Die Arbeit zu „Diversity Policy“ an der Philipps-Universität geht deshalb weiter.
Diversität ist ein selbstverständlicher Teil der Philipps-Universität. Um diese Vielfalt zu bewahren und zu fördern, nimmt die Universität unter anderem seit 2020 am „Diversity Audit“ des Stifterverbands teil. Gemeinsam mit einer breiten Hochschulöffentlichkeit sollen im Audit die Weichen für eine zukunftsorientierte und nachhaltige „Diversity Policy“ gestellt werden.
„Die Vorteile der Auseinandersetzung mit dem Thema Vielfalt innerhalb der eigenen Organisation liegen auf der Hand“, erklärte Prof. Dr. Sabine Pankuweit. „Zum einen wird so ermöglicht, dass alle Mitglieder und Angehörigen ihr Potenzial entwickeln und ausschöpfen können. Wissenschaft, Forschung und auch Lehre leben von Kreativität, für die die unterschiedlichen Sichtweisen und Erfahrungswelten ausschlaggebend sind.“
Die Vizepräsidentin ist an der Philipps-Universität für Gleichstellung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zuständig. Dem Ansatz der „Diversity“ liegt die Überzeugung zugrunde, dass alle Menschen das Recht auf Chancengleichheit und Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen haben.
Wie weit die Realität von dieser Idealvorstellung entfernt ist, zeigen Befragungen von Studierenden zu Diskriminierungserfahrungen. Sie weisen darauf hin, dass Ungleichbehandlung und Benachteiligung zum Beispiel aufgrund von Herkunft, Religion, Lebensalter, sexueller Orientierung oder Geschlecht auch an deutschen Hochschulen an der Tagesordnung sind.
Das kann dazu führen, dass Studierende ihr Studium nicht beenden oder nicht den nächsten Schritt auf dem akademischen Weg gehen zum Beispiel zum Masterstudium oder zur Promotion. „Das deutsche Bildungssystem mit seiner geringen Durchlässigkeit führt zudem dazu, dass sich ein Großteil der Personen mit Diskriminierungserfahrungen gegen ein Studium entscheidet“, berichtete Katharina Völsch von der Antidiskriminierungsstelle für Studierende der Philipps-Universität.
Diversität und Antidiskriminierung seien wie zwei Seiten einer Medaille, führte sie weiter aus. „Das Eine lässt sich nicht ohne das Andere denken oder in konkrete Maßnahmen umsetzen, wenn diese über reine Performativität des Themas Diversität hinausgehen sollen.“
Die Philipps-Universität hat bereits 2019 dauerhaft eine Antidiskriminierungsstelle für Studierende (ADiS) eingerichtet. „Die steigenden Beratungszahlen zu Diskriminierungserfahrungen von Studierenden bestätigen die Wichtigkeit des Themas“, erklärte Völsch.
Zudem steige auch die Nachfrage nach Workshops, die sich beispielsweise mit der Wirkung unbewusster Vorurteile (unconscious bias) beschäftigen und von allen Mitgliedern und Angehörigen der Philipps-Universität angefragt werden können, wie die Leitung der ADiS berichtete. Künftig solle vor allem die Perspektive unterrepräsentierter Gruppen innerhalb der Universität wie zum Beispiel Studierende und Beschäftigte of Color, Trans*-Personen oder Personen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen stärker in den Fokus rücken. „Darüber hinaus müssen die eigenen Strukturen in Bezug auf Diskriminierungsrisiken kontinuierlich hinterfragt und verändert werden, wenn Diversität nicht als reines Aushängeschild, sondern als andauernder Prozess im Sinne eines doing diversity verstanden werden soll“, sagte Pankuweit.
* pm: Philipps-Universität Marburg