Künstler in Aktion: Weinbach eröffnete 40. Marburger Sommerakademie

Zum 40. Mal findet 2017 die „Marburger Sommerakademie für Darstellende und Bildende Kunst“ statt. Damit ist sie die älteste Veranstaltung ihrer Art in Deutschland.
Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach hat sie am Sonntag (16. Juli) im Foyer des Gymnasiums Philippinum eröffnet. In den kommenden drei Wochen werden Klassenräume zu Ateliers und Werkstätten. Vier Schulen erwachen kurzzeitig aus dem Dornröschenschlaf der großen Ferien.
Freies Modellieren und abstrakte Malerei, Raum schaffen auf Papier, Wörter, die Theater machen, Clowns in Bewegung und zum ersten MalStockwirbeln und Stockkampf erwartet die bislang 260 Angemeldeten zur Marburger Sommerakademie in 24 Kursen. Am Sonntagabend trafen sich alle, die bereits in der Universitätsstadt sind, zur Eröffnung. Darunter waren viele „Wiederholungstäter“, wie es liebevoll heißt.
Dementsprechend wird das Wiedersehen alljährlich wie ein Familienfest gefeiert. 2017 kommt noch ein runder Geburtstag dazu: Die Marburger Sommerakademie wird 40.
„Die Sommerakademie ist auch ein Ort für Versuche, für Angebote, für das Ausprobieren und Lernen, gerade auch das Lernen im Scheitern“, erklärte Kulturdezernentin Weinbach. Es sei schon vorgekommen, dass ein Teilnehmer alle seine Bilder am Ende des Kurses in den Müll geworfen habe bis auf eines oder zwei. Das seien dann aber eben die „magischen Momente“, die den Besuch ausmachten.
Akademieleiterin Britta Sprengel vom städtischen Fachdienst Kultur ist bereits seit 20 Jahren mit dabei. 1997 fing sie als Praktikantin an.
Einen besonderen Dank sprach sie Stadträtin Weinbach aus, die die Sommerakademie seit 2005 – und damit zwei Wahlperioden lang – begleitet hat. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir trotz der momentan schwierigen Haushaltssituation nahezu unversehrt geblieben sind“, freute sich Sprengel. Die Kulturdezernentin nehme sich auch persönlich viel Zeit für die Sommerakademie.
Zum Dank gab es drei symbolträchtige Geschenke. Weinbach erhielt eine Sonnenblume für den Sommer, eine rote Nase für den darstellenden Bereich der Kunst und einen Pinsel für den bildenden Bereich.
Als künstlerische Leiterin der Sommerakademie im Bereich darstellende Kunst griff Anemone Poland mit dem Stichwort „Bruttoinlandsglück“ eine politische Messgröße im asiatischen Königreich Bhutan auf. Heute seien viele Menschen Entfremdungsprozessen unterworfen. Der Bezug zu sich selbst, zu anderen und zur Natur gehe verloren.
Nur durch innere Schulung könne diese Entfremdung überwunden werden, meinte Poland. In ihrem Bereich – dem Schauspiel – benötige man Kontakt, sei es der Kontakt zu sich, sei es der zu den Mitspielenden oder zum Raum.
Dabei sei man nicht immer glücklich. Aber manchmal glücke dann das Zusammenspiel. In diesem Sinne wünschte sie eine glückliche Zeit in Marburg.
Als künstlerischer Leiter im Bereich bildende Kunst zitierte Martin Seidemann den Maler Julius Bissier. Ein Bild solle laut Bissier wie ein Zeichen sein: „knapp, einfach wahr, hart wie die Natur, froh wie die Natur, traurig wie sie“. Dem üblichen „Eventgebaren“ entspreche das so gar nicht, aber bei ihrer Arbeit würden die Teilnehmenden der Sommerakademie vielleicht auf diese elementaren Dinge stoßen.
Er hoffe auf eine „lebendige künstlerische Unruhe“. Angesichts von 40 Jahren Sommerakademie grüßte er auch die vorherigen künstlerischen Leiter Robert Schmidt-Matt, der von 1990 bis 2007 für die Leitung verantwortlich gewesen ist, und dessen Nachfolgerin Tina Stolt.
Eine besondere Begrüßung gab es auch für die diesjährigen Stipendiaten aus den beiden Partnerstädten in Frankreich und Rumänien. Aus Poitiers sind Imane Hachem und Nathalie Rieb zu Gast in Marburg. Aus Sibiu kommt Andrei Oancea.
70 Prozent der restlichen Teilnehmenden kommen aus Hessen zur Sommerakademie. Der Rest stammt aus der übrigen Bundesrepublik und aus dem europäischen Ausland.
Einmal mehr sind die Frauen deutlich in der Überzahl. 84 Prozent der Teilnehmenden sind weiblich.
Die Altersstruktur ist breit gefächert von „u18“ bis „ü80“. Zehn Prozent sind Schülerinnen, Schüler oder Studierende, 34 Prozent im Rentenalter, mehr als die Hälfte zwischen 30 und 65 Jahre.
Alljährlich gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm, das zum Teil nicht nur für die Teilnehmenden der Sommerakademie zugänglich ist, sondern auch und besonders die Öffentlichkeit ansprechen soll. Am Dienstag, 18. Juli) findet um 20 Uhr die Vernissage der Begleitausstellung in der Brüder-Grimm-Stube statt. Dort zeigt Rolf Steiner „schwarz, weiß – Skulpturen und Zeichnungen“ noch bis Montag (20. August).
Am Donnerstag (20. Juli) steht Kursleiterin Selina Senti um 20 Uhr als „Frau Elfriede Peil – Stoff fürs Leben“ auf der Bühne der Waggonhalle. Einblicke in das Training des Kurses „Stockwirbeln und Stockkampf“ unter der Leitung von Stefan Lenz bekommen Interessierte am Freitag (21. Juli).
Die traditionelle „Sommerakademie transparent“ findet am Freitag (28. Juli) statt. Von 13 bis 16 Uhr ist auf dem Gelände, in den Werkstätten und Ateliers Zuschauen ausdrücklich erwünscht. Verschiedene Kurse präsentieren sich mit Führungen, Präsentationen oder einer Werkschau.
Alle Informationen rund um die Sommerakademie gibt es im Internet unter www.marburg.de/sommerakademie.

* pm: Stadt Marburg

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