Beginn der Planung: Radweg nach Michelbach zur Impfstoffproduktion

Erste Planungen für Radwege zu den Behringwerken hat die Stadt vorgelegt. Sie sind bestandteil des Radverkehrsplans.
Auch auf dem Weg zur Arbeit wird das Fahrad für immer mehr Menschen ein attraktives Fortbewegungsmittel. Dafür braucht es aber auch gute Radwegeverbindungen. Die Stadt Marburg hat nun eine erste konkrete Planung für einen Radweg zum Pharmastandort in Michelbach vorgelegt.
Eine weitere Anbindung plant Hessen Mobil. So könnten rund 950 Beschäftigte in Zukunft mit dem Fahrrad sicher zur Arbeit kommen.
Der Pharmastandort soll besser mit alternativen Verkehrsmitteln angeschlossen werden. Die Stadt Marburg hat daher mit der konkreten Planung für einen Radweg entlang der Kreisstraße 72 vom Oberen Rotenberg über den Sellhof bis Wehrshausen und einem weiteren Radweg von Wehrshausen entlang der Kreisstraße K80 zum Pharmastandort begonnen. „Etwa 950 Mitarbeiter*innen am Standort, die in den direkt angrenzenden Stadtteilen leben, würden auch mit alternativen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren, wenn es attraktive Möglichkeiten gibt“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies.
Das betrifft 950 Menschen aus Marbach, Wehrda, Michelbach, Dagobertshausen, Elnhausen und Wehrshausen. Festgestellt hat das Pharmaserv bei einer Befragung der Beschäftigten am Standort. „Wir wollen deshalb jetzt diese attraktiven Alternativen schaffen – damit die Menschen auch mit dem Fahrrad an die Arbeit fahren können“, erläuterte Spies.
Das fördere nicht nur die Gesundheit, sondern entspreche auch den Klimaschutzzielen der Stadt Marburg. „Der Standort Behringwerke gehört außerdem zu den größten Arbeitgebern in Marburg und der Region“, erklärte Spies. „Es ist wichtig, dass wir den Standort unterstützen, indem wir gute Rahmenbedingungen schaffen, die dafür sorgen, dass der Standort auch neue, qualifizierte Mitarbeiter*innen gewinnen kann.“
Dabei dachte das Stadtoberhaupt auch an die künftige Impfstoffproduktion in Michelbach. „In der heutigen Zeit, in der sich immer mehr Menschen mit dem Fahrrad fortbewegen und auf Gesundheit und Klimaschutz achten, sind gute Radwegeanbindungen auch ein wichtiger Standortfaktor“, erläuterte Spies.“
„Die meisten Beschäftigten am Pharmastandort sind Pendlerinnen und Pendler, die nicht in der unmittelbaren Nähe zum Arbeitsplatz wohnen und daher mit dem Auto zur Arbeit kommen““, erläuterte Bürgermeister Wieland Stötzel. „Ein gutes Angebot für diejenigen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und damit einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten, ist aber ein wichtiger Baustein unserer Infrastruktur. Und gerade auf stark frequentierten Straßen ist ein vom PKW-Verkehr getrennter Radweg sehr attraktiv. Gleichzeitig können wir auch die Gehwegverbindung nach Wehrshausen verbessern und damit einen lange gehegten Wunsch des Stadtteils erfüllen.“
Die Radwegeanbindung des Pharmastandorts aus der Kernstadt und den unmittelbar angrenzenden Stadtteilen ist auch eine zentrale Maßnahme im Radverkehrsplan der Stadt, den die Stadtverordnetenversammlung (StVV) 2017 beschlossen hat. Die gesamte Erschließung gelingt aber nur im Zusammenspiel mit weiteren beteiligten Akteuren.
Das wichtigste Teilstück für die Verbindung zum Pharmastandort ist der Radweg entlang der Landesstraße L 3092 vom Stadtteil Marbach bis zum Görzhäuser Hof. Dafür hat Hessen Mobil als zuständiger Baulastträger bereits im Sommer 2020 in Abstimmung mit der Stadt Marburg mit der Planung begonnen. Über diesen Teilabschnitt sollen nicht nur die Marburger Stadtteile, sondern auch die Gemeinde Lahntal und das obere Lahntal angebunden werden.
Im Stadtgebiet sind es die Wege entlang der K72 und der K80, die gebaut werden müssen. Ausgelegt werden sie als gemeinsamer Geh- und Radweg. Geplant und gebaut wird hier in enger Abstimmung mit dem Landkreis Marburg-Biedenkopf – denn für einen Teil der Radwegeverbindung ist der Landkreis verantwortlich.
„Der Landkreis und die Stadt Marburg haben jeweils einen Radverkehrsplan“, erklärte Spies. „Beide Pläne haben natürlich Berührungspunkte, überschneiden sich teilweise auch.“
Damit aber zugunsten der Menschen schneller und zugunsten der Verwaltungen mit weniger bürokratischen und planerischen Aufwand gebaut werden kann, haben Stadt und Kreis einen gemeinsamen Weg gesucht: Die federführende Planung und Umsetzung übernimmt bei sich überschneidenden Projekten jeweils eine der beiden Verwaltungen.
Die Geh- und Radwege werden nicht einfach exakt entlang der bestehenden Kreisstraßen gebaut. Grundsätzlich ist für den kompletten erstmaligen Bau des Weges eine mehrstufige Planung notwendig, in der auch mehrere Varianten der Trassenführung untersucht werden. Daraus entstehen dann die Entwurfsplanung und die Genehmigungsplanung.
Großen Einfluss auf die Trassenführung haben die wasser- und naturschutzfachlichen Belange und die Frage, welche Grundstücke für den Bau zur Verfügung stehen. Die Grundstücke müssen bis zum Einreichen der Genehmigungsplanung im Besitz der Stadt beziehungsweise des Kreises sein.
Auch weitere Vorgaben haben Einfluss auf die mögliche Trassenführung. Die derzeit gültigen Richtlinien sehen eine Breite des Weges von mindestens 2,50 Metern beim Bau von gemeinsamen Geh- und Radwegen vor.
Weil die geplanten Trassen außerhalb geschlossener Ortschaften verlaufen, müssen sie aus Sicherheitsgründen mindestens 1,75 Meter von der Fahrbahn entfernt gebaut werden. Der Abstand kann sich auch vergrößern, wenn beispielsweise zusätzliche Entwässerungsmulden benötigt werden oder bereits vorhanden sind.
Prinzipiell ist der Bau der Geh- und Radwege über das Mobilitätsförderungsgesetz (MobiFöG) des Landes Hessen zuwendungsfähig. Eine belastbare Schätzung der Kosten für den Bau der Geh- und Radwege und ein Kostenvergleich verschiedener Trassenführungen kann die Stadt machen, wenn die Vorplanungen fertig sind.

* pm: Stadt Marburg

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