Immer wieder gab es zuletzt in Marburg Meldungen über die Sichtung von Schlangen. Im Marburger Raum natürlich vorkommende Schlangen sind jedoch nicht giftig.
Vermehrt haben in den Sommerwochen Menschen beim Fachdienst Gefahrenabwehr der Stadt Marburg angerufen und gemeldet, dass sie Schlangen gesehen haben. Um den Menschen die Besorgnis wegen der Tiere zu nehmen, klärt die Untere Naturschutzbehörde daher über die heimischen Schlangenarten auf.
Von den in Hessen vorkommenden vier Schlangenarten ist nur die Kreuzotter giftig. Sie kommt jedoch im Marburger Raum nicht vor ebenso wie die ungiftige Äskulapnatter.
Allerdings kann es gelegentlich sein, dass exotische Schlangen, die mitunter auch giftig sind, aus der Gefangenschaft entkommen. Um sie von den heimischen Schlangen zu unterscheiden, hat die Stadt eine Beschreibung der einheimischen Arten veröffentlicht.
Deutlichstes Erkennungsmerkmal der „Ringelnatter“ sind die hellen oft halbmondförmigen Flecke auf beiden Seiten des Hinterkopfes. Die Farbe der Körperoberseite variiert von blaugrau über grünlich-grau bis braun oder –
ganz selten – schwarz. An den Körperseiten hat die Ringelnatter Reihen mit unregelmäßig verteilten dunklen Flecken.
Ringelnattern können bis 1,50 Meter lang werden und sind somit die größten heimischen Schlangen. Ringelnattern sind ungiftig.
Sie jagen hauptsächlich im Wasser, wo sie Amphibien wie Frösche, Molche und deren Larven sowie Fische erbeuten. Gelegentlich fällt ihnen auch mal ein kleines Nagetier zum Opfer.
Die „Schlingnatter“ ist mit maximal 90 Zentimetern Körperlänge deutlich kleiner als die Ringelnatter, wirkt aber muskulöser und kompakter. Auf Kopf und Nacken hat sie eine dunkle – nach hinten geöffnete – Zeichnung, die an eine Krone erinnert. Das spiegelt sich im wissenschaftlichen Namen der Art wider: Der Gattungsname „Coronella“ bedeutet „Krönchen“.
Von den Nasenlöchern durch die Augen bis hinter die Mundwinkel verläuft ein breiter dunkler Wangenstreifen. Die Grundfarbe der Schlingnattern reicht von braun bis dunkelgrau mit vielen Farbabstufungen. Auf dem Rücken ist ein unregelmäßiges dunkles Muster zu erkennen.
Schlingnattern sind ungiftig. Anders als die oft in Wassernähe lebende Ringelnatter bewohnt die Schlingnatter sonnige und trockene Lebensräume. Hier jagt sie hauptsächlich Eidechsen und junge Ringelnattern.
Zum Schluss nennt die Stadt noch ein Tier, das gern für eine Schlange gehalten wird, aber keine ist. Dabei handelt es sich um die „Blindschleiche“ oder auf Latein „Anguis fragilis“.
Der Name ist irreführend, denn das Tier ist keineswegs blind. Die Herkunft des Namens ist nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich leitet sich „blind“ in diesem Fall von „blenden“ ab, was damit zusammenhängt, dass die Körperoberfläche der Blindschleiche stark glänzt.
Die Blindschleiche sieht auf den ersten Blick aus wie eine Schlange, da sie keine Beine hat und sich schlängelnd fortbewegt. Tatsächlich ist sie aber eine Eidechse und kann – anders als die Schlangen – ihre Augen schließen. Während Schlangen sich sehr schnell und graziös fortbewegen können, wirkt die Eidechse eher steif und träge.
Der Körper der Blindschleiche ist walzenförmig. Der Kopf ist nicht vom Körper abgesetzt.
Die Färbung der Blindschleichen ist sehr variabel: Sie reicht auf der Oberseite von grau bis braun. Die Unterseite ist bläulich bis schwarzgrau. Auf dem Rücken verläuft vom Kopf bis zur Schwanzspitze meist ein dunkler Strich.
Ihre Nahrung besteht fast ausschließlich aus Regenwürmern und Nacktschnecken. Auch die Blindschleiche ist nicht giftig!
Wenn Schlangen im eigenen Garten oder in der freien Natur gesichtet werden, bedeutet das sogar Glück. Schlangen sind sehr scheu. Eine Schlange bemerkt den Menschen häufiger früher als der Mensch die Schlange bemerkt. In der Regel sucht die Schlange dann auch schleunigst das Weite.
Eine Schlange im Garten ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass dieser Garten ökologisch wertvoll ist. Meist handelt es sich hier um eine Ringelnatter als die häufigste der heimischen Schlangen.
Als wechselwarme Tiere nutzen sie gern ruhige Plätzchen, wo sie sich in der Sonne auf Wohlfühltemperatur bringen können. Mit ganz großem Glück findet sich auch das Nest einer Natter in einem Laub- oder Komposthaufen im eigenen Garten, da dort für Schlangen und ihre Gelege angenehme Temperaturen herrschen.
Die einheimischen Schlangen sind – wie viele andere Tierarten auch – stark gefährdet und deshalb besonders geschützt. Wer Fragen zu Schlangen hat, kann sich an die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Marburg wenden.
* pm: Stadt Marburg