Mord und Macht: „Macbeth“ eröffnete die Spielzeit des Theaters

Macht und mörderische Intrigen sind Thema in William Shakespeares Klassiker „Macbeth“. Im Erwin-Piscator-Haus (EPH) feierte das Drama am Freitag (13. September) Premiere.
Die Inszenierung der Intendantin Carola Unser eröffnete die Spielzeit 2019/2020. Sie hatte den Text um einige kurze Fremdtexte angereichert. An einigen Stellen betonte das seinen aktuellen Charakter, wohingegen andere Ergänzungen den Abend auch eher in die Länge zogen.
Besonderen Widerwillen hegt Unser gegen die Figur der Lady Macbeth. Ihr gab sie deswegen Gelegenheit, sich ausführlicher über Demokratie als Volksherrschaft und die Gleichheit aller Menschen zu äußern.
Ansonsten fügte sie kurze erklärende Aussagen ein. Als der Feldherr Macbeth die Armee des norwegischen Königs besiegt, erklärt ein kurzer Text den Mythos und seine Funktion. Macbeth genießt als „Held“ und „Sieger“ fortan die Gunst des schottischen Königs Duncan.
Im Wald haben drei Hexen ihm vorhergesagt, dass er Thane of Cawdor und König von Schottland werde. Als sich die erste Weissagung erfüllt und König Duncan ihm den Titel des Thane of Cawdor verleiht, hilft Macbeth bei der zweiten nach.
Seinem Gefährten Banquo haben die Hexen prophezeit, dass er zwar selber nicht König werde, sein Geschlecht aber Könige hervorbringen werde. So misstraut Macbeth seinem treuesten Freund. Banquo flieht mit seinem Sohn vor der Machtgier des schottischen Königs Macbeth.
Der Mord an Duncan belastet Macbeth und seine Frau. Doch die Hexen weissagen ihm, dass ihm kein Mann gefährlich werden kann, den eine Frau geboren hat. Seine Herrschaft ende erst, wenn der Wald von Burnam auf Schloss Duncinane zuwandere.
„Jeder kennt diese Geschichte“, erklärte Intendantin Unser im Vorgespräch zur Inszenierung. „Wir spielen also mit Erwartungen.“
Insgesamt ist ihr das grandios gelungen. Vor allem Zenzi Huber als Lady Macbeth und Lady Macduff, Sven Brormann als Macbeth sowie Jürgen Helmut Keuchel als Duncan und Macduff überzeugten in ihren Rollen. Aber auch alle anderen Darsteller beeindruckten durch ihr gelungenes Spiel.
Zu Recht erhielten sie am Ende minutenlangen begeisterten Applaus. Den hatte auch Jörn Fröhlich für die aufwendigen Kostüme verdient, die verschiedene historische Zeiten und das „Heute“ darstellten.
Mit „Macbeth“ hat Unser gezeigt, wie zeitlos der Shakespeare-Klassiker ist. Mit wenigen Hinzufügungen konnte sie Populismus und Machtgier, Lügen und Intrigen in der Politik oder die wahrheitswidrige Propaganda von Regierenden demaskieren. Ihre Inszenierung ist ein beeindruckender Appel für das Einmischen in eine demokratische Politik und für eine menschenfreundliche Zukunft.

* Franz-Josef Hanke

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