Mit einer getanzten „Ode an die Kartoffel“ ging das KUSS-Festival am Samstag (25. März) zu Ende. Auch 2017 waren wieder fast alle Vorstellungen ausverkauft.
Die 22. hessische Kinder- und Jugendtheaterwoche endete mit der Verleihung des Marburger Kinder- und Jugendtheaterpreises an das „Theater Foxfire/Dschungel Wien“. Anschließend präsentierten die Compagnie Irene K. aus dem belgichen Eupen und der „ArtSinnThese e.V.“ aus Aachen ihre Tanztheater-Performance unter dem Titel „Eat it“.
Fünf Tänzerinnen und zwei Tänzer widmeten sich ausgiebig der Kartoffel: Erst schleppte eine einen Sack Kartoffeln auf die Bühne und bewachte ihn; dann wehrte sie andere ab, die Kartoffeln haben wollten. Das Ganze gipfelte in eine handgreifliche Auseinandersetzung mit einem Tänzer um die Kartoffeln.
In einer Art Kartoffelsack tanzten zwei Personen über die Bühne. In der gemeinsamen Ummantelung wirkten die zwei wie eine Kartoffel.
Eine Tänzerin leerte den Sack und baute die Kartoffeln kunstfertig auf der Bühne auf. Sie schichtete sie zu einem Berg oder legte Quadrate aus Kartoffeln. Zu alledem erklang – teils dröhnende, teils synthetische oder rhythmische – Musik. Gesprochen wurde allerdings kein einziges Wort.
Dann erklang Leonard Cohens Song „Susan“ auf Französisch. Auf ihn folgte ein weiteres Chanson mit erotischen Anspielungen. Dazu performte ein Tanzpaar einen Geschlechtsakt.
Zum Schluss erklärte ein Tänzer laut: „Je marche“ und wiederholte es mit unterschiedlicher Betonung. Eine Tänzerin übersetzte es ins Deutsche: „Ich laufe“. Eine andere Tänzerin ergänzte: „Io camino.“
Weitere Abwandlungen dieser Aussage folgten dann aber nur auf Französisch: „Nous marchons“ sowie „Marches tu?“. Rhythmisch wiederholten mehrere Tanzende diese Aussagen einzeln, nacheinander oder im Chor.
Am Ende blieb das Publikum zurück mit der Frage, worin die Aussage der getanzten Ode an die Kartoffel bestanden haben könnte. Ging es um Hunger, das Teilen von Essen, die Abwehr von Fremden oder die Bedeutung von Essen und Erotik für das menschliche Leben?
Tänzerisch jedenfalls waren die Darbietungen der sieben Mitwirkenden absolut gekonnt. Das reichte von ihren Bewegungen auf der Bühne bis hin zu einem extrem schrillen Schrei, den eine Tänzerin langanhaltend modulierte und minutenlang im Raum stehenließ.
Allein die Frage, was an dieser Darbietung Kinder- und Jugendtheater sein soll, blieb absolut offen. Aber diese Einordnung hatte Jürgen Bante vom Freundeskreis Hessisches Landestheater Marburg zu Beginn des Abends ja bereits ausführlich genau gleichlautend beantwortet wie zu Beginn des Festivals: Seiner Ansicht nach gibt es nur Theater für Menschen und kein gesondertes Kinder- und Jugendtheater.
* Franz-Josef Hanke