Aktion für Krebskranke: Hilfe bei psychischen Folgen von Krebs

Gut angenommen wurde der siebte Aktionstag „Aktiv gegen Krebs“ in Marburg. Dabei ging es um Hilfe bei psychischen Belastungen während einer Krebserkrankung.
Eine Krebsdiagnose kann nicht nur eine starke körperliche, sondern auch seelische Belastung bedeuten. Für Betroffene gibt es deswegen verschiedene Unterstützungsangebote im Rahmen der sogenannten „Psychoonkologie“. Das ist ein Fachgebiet, das sich professionell mit den Auswirkungen von Krebs auf Betroffene und ihr Umfeld befasst. Es stand im Fokus des diesjährigen Aktionstags „Aktiv gegen Krebs“ des Landkreises Marburg-Biedenkopf und der Universitätsstadt Marburg im Erwin-Piscator-Haus (EPH).
Veranstaltet hat den Tag der Arbeitskreis Onkologie des Landkreises Marburg-Biedenkopf und der Universitätsstadt Marburg. Er setzt sich aus Mitarbeitenden des Gesundheitsamts, der „Gesunden Stadt Marburg“ sowie Vertreterinnen und Vertretern von Kliniken, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen zusammen.
Dr. Tobias Geisel von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am UKGM Marburg erklärte in seinem Vortrag mögliche Belastungen für die Psyche bei einer Krebserkrankung. Darunter seien Ängste, Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Erschöpfung oder auch der Gedanke daran, die Behandlung abbrechen zu wollen. Er führte aus, dass in dieser Situation auf kurzem Weg Hilfe in Anspruch genommen werden könne. Betroffene könnten während ihres Klinikaufenthalts einen Screening-
Fragebogen zu ihren Belastungen und Sorgen ausfüllen und im Anschluss Gesprächsangebote in der angrenzenden Abteilung für Psychoonkologie der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Anspruch nehmen. Ebenso seien Besuche durch seine Abteilung im Patientenzimmer möglich. Von zu Hause aus könnten Erkrankte und ihre Angehörigen einen Termin in der Ambulanz seiner Klinik oder auch in der Anneliese Pohl-Psychosozialen Krebsberatungsstelle Marburg vereinbaren. Beide Einrichtungen arbeiteten eng zusammen.
Auch ein Gespräch von Expertinnen und Experten war Teil des Aktionstags, an dem sich neben Geisel weitere Fachpersonen und Betroffene beteiligten. Darunter war auch Katja Schaake. Die Leiterin der Krebsberatungsstelle führte aus, dass Betroffene und ihre Angehörigen mit jeder Frage, die sich ihnen zu ihren Belastungen im Krankheitsverlauf stellte, einen Termin in Anspruch nehmen können. Sie machte Mut, aktiv zu werden und Rat zu suchen.
Auch Prof. Dr. Claus Vogelmeier – der ehemalige Direktor der Klinik für Pneumologie am UKGM Marburg – war Teil der Gesprächsrunde. Er gab an, dass zur Verringerung psychischer Belastungen bei Betroffenen auch eine gute Kommunikation mit dem behandelnden Arzt auf Augenhöhe unabdingbar sei. Die heute vielseitig informierten Patientinnen und Angehörigen müssten verantwortungsvoll aufgeklärt werden über die Erkrankung und mögliche Therapieoptionen. Gerade vor dem Hintergrund, dass fortwährend neue Therapieformen – auch unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz –
hinzukommen. Auch sei es wichtig, dass die Behandelnden selbst Hilfe bei der Bewältigung ihres beruflichen Alltages bekämen, um weiter gut für ihre Patientinnen und Patienten sowie deren Bedürfnisse da sein zu können.
Auch Betroffene einer Krebserkrankung nahmen am Gespräch teil. Darunter war Irene Panschin vom Treffpunkt Marburg der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs. Sie verdeutlichte, dass es für sie selbst sehr wichtig gewesen sei, psychoonkologische Gespräche während ihrer Erkrankung in Anspruch genommen zu haben. Sie riet anderen Betroffenen, über ihre Belastungen zu sprechen und diese nicht nur mit sich selbst auszumachen.
Helmut Fleischer ist ebenfalls Betroffener und Vorsitzender der Kehlkopfoperierten Mittelhessen. Er führte aus, dass es für ihn wichtig gewesen sei, sich in der Selbsthilfe eingebracht zu haben und für andere Betroffene aktiv geworden zu sein. Das habe dabei geholfen, negative Gefühlslagen zu überwinden. Auch sei es wichtig, die Familie der Betroffenen in die Verarbeitung einer Erkrankung mit einzubeziehen.
Auch einen Markt der Möglichkeiten gab es wieder: 14 verschiedene Kliniken, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen stellten ihr Angebot vor. Wie auch im vergangenen Jahr zog die Veranstaltung wieder über 100 Besuchende an und zeigte damit entsprechende Bedürfnisse von Betroffenen, Angehörigen und interessierten Bürgerinnen und Bürgern.

* pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf

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