Zum Hinsehen: Bilder-Dialog zur Provenienzforschung im Kunstmuseum

Ein aktueller Blick in das Projekt „Provenienzforschung“ ist am Donnerstag (26. September) möglich. Im Kunstmuseum gibt es ab 18 Uhr einen „Bilder-Dialog“ über Kunstwerke, ihre Eigentümer und Besitzer.
Die Provenienzforscherin Susanne Ehlers stellt ihr laufendes Projekt im Kunstmuseum Marburg bei einem Vortrag mit Bilderprojektion vo. Am Donnerstag (26. September) spricht sie um 18 Uhr im Kunstmuseum an der Biegenstraße. Im Zentrum ihrer Untersuchungen steht die Recherche nach rechtmäßigen Eigentümern von Kunstwerken, die ihnen in der Zeit des Nationalsozialismus entzogen und in die Sammlung des Museums gelangt sein könnten.
Wichtige Erkenntnisse kann dabei bereits ein Blick auf die Rückseite der Gemälde bringen. Oft aber führen erst umfangreiche Forschungen zu den Menschen und den Ereignissen, die mit einer Geschichte der Bilder verbunden sind. Von den etwa 90 bereits gesichteten Kunstwerken werden bei dieser Abendveranstaltung einige mit ihren Kontexten neu vorgestellt.
Ein Gemälde beispielsweise zeigt Julie Levy (1871-1953). Als Kind wurde sie auch „Julchen“ genannt. Als Kleinkind wurde sie von Paul Meyerheim (1842-1915) porträtiert.
Später war sie mit Prof. Arnold Reissert (1860-1945) verheiratet. Während mit dem Ehepaar Reissert ein Schlaglicht auf die Marburger Geschichte zwischen 1933 und 1945 geworfen werden kann, wird der Blick auf den Kunsthandel der Moderne durch die Thematisierung von Alfred Flechtheim (1878-1937) ermöglicht. Nachdem zwei Werke aus seiner Galerie in Düsseldorf bereits 1930 als Schenkungen ins Haus gekommen waren, folgte einige Jahre später ein drittes, das jetzt genauer betrachtet werden soll.
Viele Fragen der Provenienzgeschichte kommen erst bei der sorgsamen Begutachtung der Originale auf, Das zeigen Beispiele von Objekten, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs zeitweise am „Central Collecting Point“ Marburg untersucht wurden. Im Rahmen des zweijährigen Projekts, das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert wird, sollen 150 Gemälde geprüft werden.
Bei einem ersten Check im Vorfeld des Projekts rückten sogenannte „Red Flag-Names“ in den Vordergrund. Dabei handelt es sich um Personen, die im Zusammenhang mit einem NS-verfolgungsbedingten Entzug stehen können. Neben den einzelnen Gemälden wird die Geschichte des Kunstmuseums und seiner Erwerbungen von der Gründung 1927 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs genauer betrachtet werden.
Um Anmeldung per E-Mail an susanne.ehlers@staff-marburg.de wird gebeten. Dabei sollte man die gewünschte Personenzahl angeben. Der Eintritt ist frei.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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