Theater hören können Interessierte am Freitag (6. September) im Theater neben dem Turm (TNT). Dort präsentiert das Projekt „The Left Hand of the Dark“ seine Ergebnisse.
Die Abschlusspräsentation eines Kooperationsprojekts mit Studierenden der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst aus Frankfurt und mit Studierenden der Hessischen Theaterakademie findet am Freitag (6. September) um 18 Uhr im TNT statt. Im Sommersemester 2024 hatte an der Hessischen Theaterakademie ein vorbereitender Workshop mit Melanie Hambrecht und Zwoisy Mears-Clarke zur Künstlerischen Audiodeskription stattgefunden. Im Rahmen der Präsentation sind vier Inszenierungen des Projekts zu sehen.
Alle sind jeweils zirka eine halbe Stunde lang. Alle Szenen sind in deutscher, manchmal zusätzlich englischer Sprache und mit offener Audiodeskription.
Der Theaterabend beginnt um 18 Uhr, der Eintritt ist frei. 75 Minuten vor dem Vorstellungbeginn wird eine Tasteinführung angeboten.
Für gewöhnlich wird Theater als Schauraum verstanden und ein Publikum als sehend imaginiert, gar als „Zuschauende“ definiert. Im Studienprojekt „The Left Hand of the Dark“ widmen sich die Studierenden der Hessischen Theaterakademie (HTA) Strategien, sich der Bühne (auch) als Theaterhörende zuzuwenden und Formen der künstlerischen Audiodeskription zum Ausgangpunkt der szenischen Überlegungen zu machen. Wie kommuniziert sich ein Bühnengeschehen, wenn es nicht (nur) gesehen wird? Welche grundsätzlichen ästhetischen Möglichkeiten eröffnet die Grundannahme, dass Theater von Menschen mit und ohne Sehbehinderung wahrgenommen wird?
Die vier Inszenierungen behandeln dabei unterschiedliche Themen: Wo wird Zeit erzeugt? In unserem Körper oder anderswo? Empfinden wir sie erst, wenn sie uns stört oder wenn wir sie dehnen, stauchen und in ihr herumspringen?
An den Schnittstellen zwischen Körper, Zeit und Wahrnehmung stellt „Moving Through Imperfect Time“ Fragen nach der Beschreibbarkeit und dem Erleben von Bewegungen in einer Gesellschaft, die die Zeit mehrheitlich linear denkt. Wie kann der normative Fluss von Zeit und Bewegung aufgebrochen werden? Wir bringen persönliche Empfindungen, offene Audiodeskription und das Publikum zusammen, um Veränderungen in Fremd- und Eigenbeschreibungen zu beobachten.
Wir versuchen, medizinische Scans von anderen Körpern durch unseren eigenen nachzustellen und so eine spirituelle Verbindung herzustellen. Wie können wir uns an einen Körper erinnern und mit ihm kommunizieren, der nur in medizinischen Aufzeichnungen existiert? Wie können wir unsere Seele durch eine wissenschaftliche, physische Erkundung besuchen? Gibt es eine poetische Verbindung zwischen unserer Gegenwart und medizinischen Dokumenten? In diesem Zwischenraum wollen wir tanzen, uns bewegen und den Geist unseres Geliebten heraufbeschwören.
Können die Bühne und der Akt der Darstellung helfen, Trauer zu verarbeiten? Wie können Verlust und die Darstellung von Trauer eine zukunftsorientierte Perspektive fördern? Wie kann sie das Verständnis des Lebens und des Platzes in der Welt vertiefen, anstatt Trauer als passiven Zustand zu betrachten?
In der Dunkelheit, im Wald und am Feuer treffen die Zuschauenden Teiresias. In der Antike galt Teiresias als blinder Seher und Prophet. Sonst Nebencharakter an der Seite verschiedener griechischer Helden, erzählt er hier seine Geschichte erstmals selbst. Die Inszenierung verknüpft Musik, Theaterliteratur und Popkultur miteinander und untersucht dabei, wie die visuell zentrierte Kultur die Vorstellung von Blindheit prägt.
„Bestecksprache“ reflektiert ein jedem vertrautes Thema: Essen. Dabei werden drei Gerichte mit drei Geschichten serviert, die dokumentarisch von gesellschaftlich-kultureller und individueller Bedeutung von Kochen erzählen. Es wird live gekocht und das Publikum in eine Restaurant- und Küchenatmosphäre entführt.
* pm: Theater neben dem Turm, Marburg